Part 111 ~ Aus Freunden werden Feinde

946 57 12
                                    

"Hast du geklärt?", fragte mich Vladislav nervös, als ich das Haus meiner Eltern verließ.
"Ja.", murmelte ich und kuschelte mich an ihn.
"Hussein, können wir nochmal kurz mit dir reden?", rief meine Mom von der Haustür aus. Er schaute erst zu Vladislav, und dann zu mir. Und dann schnippste er schnaufend seine Kippe weg und verschwand mit geballten Fäusten wieder im Haus. Er war sauer. Richtig sauer.
"Was haben sie gesagt Baby?", fragte Vladislav und strich mir durch die Haare.
"Sie wollten, dass ich auf Lea höre und eine Pause mache.", sagte ich traurig.
"Was Pause? Von mir? Was heißt das jetzt?", fragte er nun etwas lauter und packte mich an den Schultern, damit er mich ein Stück von sich weg drücken konnte.
"Machst du jetzt ernsthaft Schluss mit mir?", fragte er wütend und schüttelte mich leicht.
"Nein, natürlich nicht! Wo denkst du hin? Ich liebe dich, ich würde niemals mit dir Schluss machen!", sagte ich schnell und er entspannte sich wieder.
"Sagst du das jetzt nur, weil du Angst vor mir hast?", fragte er und schaute mir direkt in die Augen.
"Vladislav, ich liebe dich. Über alles. Ich würde dich niemals, für nichts in der Welt hängen lassen, das weißt du.", sagte ich mit Tränen in den Augen und legte meine Hand auf seine Wange. Ohne lange zu zögern packte er mich an den Hüften und zog mich an sich heran, um mich dann zu küssen. Ich legte meine Hände um seinen Nacken und ließ ihn dann einfach machen. Seine Hände wanderten zu meinem Po, während sich unsere Zungen vereinten.
"Nein.", sagte ich schwer atmend, als ich mich von ihm löste.
"Nein?", fragte er verwundert.
"Lass uns das zu Hause machen. Meine Eltern könnten das sehen.", sagte ich leise und nahm seine Hände von meinem Hintern weg. Er seufzte leise und schaute dann in Richtung Haustür, in der Hoffnung, dass Samra jeden Moment rauskommen würde. Es dauerte gefühlt ewig, bis sich die Tür endlich öffnete und der große Libanese heraus trat.
"Was haben sie gesagt, bra?", fragte Vladislav, als die Tür zu war und Samra auf uns zu gelaufen kam.
"Scheißegal was sie gesagt haben. Ich will diese Schlampe in Stücke reißen!", zischte er und gab sich große Mühe, nicht alles zusammen zu brüllen.
"Tamam Bratan, beruhig dich.", sagte Vladislav mit erhobenen Händen.
"Was beruhigen? Das Miststück hat uns verraten! Sie wollte dafür sorgen dass wir in den Knast gehen. Und das Josys Eltern so ausrasten, dass sie dir den Kontakt verbieten. Das lässt du auf dir sitzen?", fauchte er ihn an und explodierte beinahe vor Wut. Vladislav schaute zur Seite und dachte nach. Aber Samra dauerte das anscheinend zu lange. Er drehte sich zu mir und funkelte mich hasserfüllt an.
"Es ist deine beschissene Schuld. Wenn du nicht wärst, dann würden wir nicht so in der Scheiße stecken!", brüllte er schon fast und kam bedrohlich schnell auf mich zu.
"Samra!", sagte Vladislav und packte ihn am Arm, doch er riss sich los.
"Du gibst mir jetzt die Nummer von deiner behinderten Freundin. Oder am besten gleich die Adresse. Und dann fahren wir da hin. Dann kannst du zu gucken, wie ich die Kahba auseinander nehme!"
"Das werde ich bestimmt nicht tun!", protestierte ich und wich vor ihm zurück.
"Entweder du machst das freiwillig, oder ich werde wirklich handgreiflich!" spuckte er. Mir lief es eiskalt den Rücken herunter.
"Bratan jetzt krieg dich wieder ein okay!", brüllte Vladislav und schubste ihn so weg, dass der Abstand zwischen uns wieder größer wurde.
"Was einkriegen? Wie kannst du so ruhig bleiben?", fragte er entsetzt und stelle sich ihm gegenüber.
"Was würde dir Rache jetzt bringen? Das würde nur dazu führen, dass sie uns sofort hochnehmen! Willst du das, Bratan?", redete er wütend auf Samra ein.
"Nein, verdammt.", gab dieser nach und fuhr sich mit der Hand über seinen Bart.
"Dann chill jetzt mal. Wir fahren jetzt nach Hause und beruhigen uns alle mal wieder.", stellte er klar und ging fluchend zu seinem Auto. Samra warf mir einen kurzen, abfälligen Blick zu und folgte dann Vladislav.
Wortlos lief ich den Jungs nach und ich setzte mich wieder auf die Rückbank.
"Was haben sie denn nun gesagt, bra?", fragte Vladislav, als wir uns auf dem Heimweg befanden.
"Erzähl ich dir später.", sagte Samra müde und fuhr sich durch die Haare.
"Ist es okay wenn ich euch kurz alleine lasse? Ich treff mich nochmal mit Granit, weil wir was besprechen wollen.", fragte Vladislav.
"Als ob es dich jetzt aufhalten würde, wenn ich nein sage.", murmelte ich etwas beleidigt, doch er grinste nur in sich herein.
"Baby wenn was ist rufst du mich an.", flüsterte mir Vladislav zu, als ich mich kurz zu ihm vor beugte, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. Samra war schon ausgestiegen, somit konnte er uns nicht hören.
"Okay. Aber bleib bitte nicht zu lange weg.", flüsterte ich zurück und stieg dann ebenfalls aus dem Wagen aus.
Wieder schloss Samra die Tür auf, wartete bis ich drinnen war und verriegelte sie dann. Den Schlüssel steckte er in seine Tasche und lief dann an mir vorbei, als wäre ich Luft.
"Samra?", fragte ich, als er den Kühlschrank durchstöberte.
"Was ist?", motzte er und schloss die Tür, ohne etwas herausgenommen zu haben.
"Was haben meine Eltern zu dir gesagt?" Ich schaute ihn flehend an. Ich wusste nicht, ob es was gutes oder schlechtes war. Aber ich hatte einfach kein gutes Gefühl.
"Nichts.", sagte er trocken und schlenderte an mir vorbei.
"Wie, nichts?", fragte ich skeptisch und er blieb stehen. Er atmete schwer aus und drehte sich dann zu mir um.
"Josy, nerv mich doch bitte nicht okay? Es ist unrelevant, was sie gesagt haben. Es würde eh nichts ändern."
"Das sind meine Eltern, verdammt. Du kannst mir nicht erzählen, dass es nicht um mich ging. Hör auf so ignorant zu sein und rede mit mir.", forderte ich stur.
"Wie redest du mit mir?", fragte er gereizt und zog eine Augenbraue nach oben, während er langsam auf mich zu kam.
"Ich rede normal mit dir. Also rede du auch normal mit mir.", sagte ich ruhig und versuchte mein Herzklopfen zu unterdrücken, als er nur noch wenige Millimeter von mir entfernt war und seinen Rücken gerade machte.
"Ich frage mich eher, was deine Eltern zu dir gesagt haben, dass du jetzt einen auf mutig machst."
"Vielleicht habe ich einfach keine Angst vor dir?", zischte ich spitz. Er grinste abfällig und musterte mich von oben herab.
"Du machst einen Fehler, Josy. Provozier mich nicht.",knurrte er und nahm dann unsanft mein Kinn in seine Hand.
"Sonst was?", nuschelte ich.
"Sonst...spielen wir ein Spiel. Ein Spiel, bei dem du verlieren wirst. Willst du das? Willst du, dass ich dich fertig mache? Ich glaube nicht, dass dein kleines zerbrechliches Herz das verkraften würde.", flüsterte er und kam meinem Gesicht so nah, dass sein Atem an meinen Lippen abprallte.
"Lass mich los.", hauchte ich. Doch er grinste nur. Er schaute immer wieder abwechselnd in meine Augen und dann auf meine Lippen. Und dann ließ er mich los.
"Sei vorsichtig, Habibi. Du legst dich mit dem falschen an.", rief er belustigt und ließ mich dann stehen. Ich fasste an meinen Unterkiefer, der nach seinem Griff immernoch leicht weh tat. Ich hasste ihn, wenn er so war.

MademoiselleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt