Als wir sein Auto holten, waren die Jungs zum Glück wieder wieder weg. Ich blieb einfach die ganze Zeit stumm an seiner Seite. Dass er angespannt war, konnte er nicht verstecken. Und ich auch nicht. Immer wieder drehte er sich in alle Richtungen um, bis wir im Auto saßen.
"Das ist ja wie ein Panzer.", versuchte ich die merkwürdige Stimmung etwas aufzulockern.
"Fass hier irgendwas an und du bist tod.", antwortete er nur. Okay, dann eben nicht.
"Lan was ist das für ein Scheiß.", meckerte er und trommelte genervt gegen das Lenkrad, als wir an einer roten Ampel zum stehen kamen. Das ging an jeder roten Ampel so. Ich hatte wirklich Mühe, mich von seiner schlechten Laune nicht anstecken zu lassen. Als wir dann endlich zu Hause waren stiegen wir aus dem Panzer aus und gingen nach drinnen. Er zog seine Schuhe aus, schmiss sie in eine Ecke und knallte die Autopapiere auf den Küchentisch. Danng ging er zum Schrank und nahm sich ein Glas, in das er sich eine Mische abfüllte. Er trank sie mit einem Schluck aus und atmete dann genervt auf.
"Capi müsste gleich da sein.", sagte er mit kratziger Stimme, nachdem er auf sein Handy geschaut hatte. Gerade als ich etwas sagen wollte, klopfte es an der Tür. Sofort fing mein Herz an schneller zu schlagen, und mein Bauch kribbelte so vor Aufregung, dass mir kurz schlecht wurde. Mit einem breiten Grinsen hüpfte ich zur Tür und wollte sie für ihn aufmachen. Doch Samra kam von hinten, packte mich an der Schulter und zog mich grob zurück, sodass ich beinahe stolperte.
"Was soll das?", fragte ich erschrocken, als er sich vor mir aufbaute.
"Woher willst du wissen, dass das Capi ist? Es könnte genau so gut jemand anderes sein.", zischte er wütend und drängte mich dazu, von der Tür weg zu gehen.
"Du hast doch gesagt er kommt gleich?", verteidigte ich mich mit hoher Stimme.
"Und? Deswegen weißt du doch trotzdem nicht, wer vor der Tür steht? Bist du wirklich so dumm? Genau das ist der Grund, weshalb du keinen Schlüssel bekommst. Außerdem hättest du eh nicht aufmachen können.", sagte er und spielte mit dem Schlüssel in seiner Hand herum.
"Aber wenn Vladislav dir geschrieben hat, dass er gleich da ist, dann wird er das bestimmt sein.", diskutierte ich mit ihm, doch er schüttelte nur den Kopf.
"Wenn das Capi wäre da draußen, dann würde er anrufen. Im Gegensatz zu dir ist er schlau genug um zu wissen, dass ich nicht aufmache wenn er klopft." Er kam ein Stück näher, doch ich blieb stehen. Er schaute von oben auf mich herab und musterte mich übermächtig.
"Du musst aufhören, alles und jedem zu vertrauen. Nicht jeder ist so wie du, Josy. Nicht jeder meint es gut mit dir. Hör auf, so verdammt naiv zu sein.", knurrte er leise und hob seine Hand, wodurch ich leicht zurückzuckte. Mit gespanntem Blick auf seine Hand und dann wieder in seine Augen beschleunigte sich mein Herzschlag erneut, während er komplett ruhig blieb. Gerade als er etwas sagen wollte, klopfte es wieder.
"Das ist nicht Capi.", flüsterte er ernst und drehte sich kurz zur Tür um.
"Keinen Mucks.", drohte er und wir beide blieben wie erstarrt stehen. Für mehrere Minuten bewegte sich keiner von uns auch nur einen Zentimeter. Als plötzlich Samras Handy klingelte, zuckten wir gleichzeitig zusammen.
"Ja.", sagte er nur leise, als er sich das Handy an sein Ohr hielt. Ohne ein weiteres Wort ging er zur Tür und entriegelte sie.
"Der Bratan ist wieder da!", rief Vladislav und trampelte ins Haus.
"Hast du gerade geklopft?", fragte ich ihn direkt mit ernstem Blick. Sofort verschwand das Grinsen aus seinem Gesicht und er kapierte, dass das kein Spaß war.
"Nein, warum sollte ich klopfen? Ich weiß doch dass ihr nich so blöd seid und aufmacht, wenn jemand klopft.", sagte er und hob fragend die Hände.
"Tja, deine Kahba wusste das nicht.", sagte Samra nur arrogant und stolzierte an ihm vorbei. Empört schaute ich ihm hinterher und verfluchte ihn für diesen Satz. Elender Verräter.
"Baby?", lenkte Vladislav seine Aufmerksamkeit wieder auf sich und schaute mich mahnend an.
"Wirklich? Du hättest einfach aufgemacht?", fragte er enttäuscht, aber irgendwie auch ein bisschen wütend.
"Ich...ich hab mich gefreut, ich dachte dass du das wärst...ich konnte doch nicht wissen, dass du nicht klopfen würdest...", sagte ich schnell und wich ein Stück zurück, als er mir näher kam.
"Baby, das ist Grundregel nummer eins. Niemals einfach die Tür aufmachen.", meckerte er streng.
"Wie hätte ich denn bitte aufmachen sollen? Ohne Schlüssel? Ihr seid doch die einzigen, die so einen scheiß Schlüssel haben.", sagte ich beleidigt an beide gerichtet. Samra klimperte mit seinem Autoschlüssel in der Hand herum positionierte sich neben Vladislav.
"Na und? Es geht ums Prinzip. Außerdem hattest du einen Schlüssel. Falls du das schon vergessen hast.", sagte Samra und reichte Vladislav den Schlüssel, den er vergessen hatte.
"Willst du mir vielleicht was erzählen?", fragte dieser mehr als nur enttäuscht, während mich Samra neben ihm nur angrinste.
"Was soll das jetzt? Du hast ihn in deiner Tasche vergessen, und ich hab ihn beim waschen gefunden. Und genau in dem Moment kam Samra rein. Klar sah es für ihn so aus, als hätte ich sonst was damit vor gehabt. Das war aber nicht so. Was denkst du denn von mir?", fragte ich hysterisch. Er schaute zu Samra, doch er zuckte nur mit den Schultern.
"Was ist eigentlich mit deiner Hand?", fragte Vladislav seinen besten Freund und schaute skeptisch auf den weißen Verband, der mittlerweile nicht mehr so strahlend weiß war wie am Anfang.
"Hab mich geschnitten. Nicht so dramatisch.", winkte dieser nur ab und Vladislav ließ es damit gut sein.
"Jetzt zurück zum Schlüsselthema. Wolltest du abhauen?", fragte mich Vladislav streng und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich schnaufte nur empört auf und schaute ihn fassungslos an.
"Klar, ich klau dir deinen Schlüssel, hau dann ab, leb ein paar Tage auf der Straße und warte dann, bis mich jemand findet. Oder noch besser, ich geh direkt zu Khalil. Dann müsste er draußen nicht nach mir suchen. Und ihr auch nicht, weil ich ja dann tot wäre. Verdammt Sherlock, du hast mich erwischt!", brüllte ich sarkastisch.
"Werd nicht frech.", antwortete er nur ruhig und kam wieder ein Stück auf mich zu, doch ich ging auf Abstand.
"Sonst was?", funkelte ich ihn an.
"Ich störe ja nur ungern, aber ich bin dann mal weg. Bis morgen oder so.", sagte Samra und ging dann nach draußen, ohne auf eine Reaktion von uns zu warten.
"Du bleibst hier stehen. Wir sind noch nicht fertig!", keifte Vladislav mich an und ging zur Tür, um sie abzuschließen.
"Du hast mir gar nichts zu sagen!", fauchte ich und ging in die Küche. Wütend kam er mir hinterher und steckte den Schlüssel in seine Hosentasche, während ich mir ein Glas aus dem Schrank nahm.
"Das ist mein verficktes Haus. Und in meinem verfickten Haus machst du, was ich sage!", schrie er mich an.
"Ich hab dir schon mal gesagt, dass du nicht mein Vater bist! Du kannst mir nicht vorschreiben was ich zu tun und zu lassen habe!" konterte ich ebenfalls in höherer Lautstärke.
"Ich bin zwar nicht dein Vater, aber trotzdem hast du auf mich zu hören!", brüllte er nun. Mit jeder Sekunde wuchs meine Wut immer mehr.
"Ach, und wo steht das? In Vladislavs Buch der Grundregeln?", schrie ich und knallte die Schranktür zu.
"Treib es nich zu weit, du weißt ich kann auch anders!", drohte er aufgebracht und schusbte den Küchenstuhl weg, sodass er mit einem lauten Knall auf dem Boden aufkam.
"Ich warne dich, komm mir nicht zu nahe!", sagte ich heiser und hiel das Glas in meiner Hand hoch.
"Das traust du dich nicht.", kam es nur von ihm.
"Leg es nicht drauf an."
"Pack das scheiß Glas weg.", forderte er und kam näher.
"Noch einen Schritt weiter und ich werfe.", sagte ich vollkommen ernst.
"Damit willst du dich verteidigen? Du solltest lieber lernen, wie man sich vor ungebetenen Gästen schützt. Ich dachte, du wärst so schlau um zu wissen, dass man nicht einfach die Tür aufmacht, wenn man sowieso schon verfolgt wird!"
Augenblicklich fingen meine Augen an zu brennen. Der hatte gesessen.
"Ich hab mich einfach nur auf dich gefreut, du verdammtes Arschloch!", schrie ich und warf das Glas nach ihm. Er duckte sich blitzschnell und schaute dabei zu, wie das Glas an der Wand hinter ihm zerbrach.
"Willst du mich verarschen nahui?", schrie er so laut, wie ihn noch nie schreien gehört hatte.
"Geh doch wieder zurück nach Hamburg! Du bist schon genauso wie Samra!", rief ich, während ich mich umdrehte und ihn stehen ließ. Wütend marschierte ich die Treppen nach oben und knallte die Zimmertür so laut zu, dass der Boden bebte. Gleich danach hörte ich Schritte, und dann flog die Tür wieder auf. Ohne ein Wort steuerte Vladislav direkt auf mich zu und packte mich am Arm.
"Lass mich los!", kreischte ich, während er mich ins Bad schleifte. Dort angekommen knallte er die Tür zu, schubste mich vor sich her und drückte mich dann gegen die Wand. Ohne dass ich etwas sagen oder machen konnte, presste er seine Lippen auf meine und packte mich an der Hüfte, während er seinen Unterleib gegen meinen drückte.
"Verdammt, du machst mich so geil wenn du große Fresse hast.", raunte er außer Atem und zog sein Shirt aus. Er legte seine Mütze ab und schmiss sie in eines der Waschbecken, bevor er sich wieder auf mich stürzte. Von der einen Sekunde auf die andere hatte er mich auch schon von meinem Shirt und meiner Hose befreit, legte seine Hände an meinen Hintern und hob mich auf seine Hüfte. Ich schlang meine Beine um ihn und stöhnte leise, als er hektisch an meinem Hals entlang küsste.
"Wie ich das vermisst habe.", flüsterte ich glücklich und spürte ihn grinsen.
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Mademoiselle
FanfictionJosy begegnet zwei Menschen, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen - und das nicht gerade auf die gute Weise. Zum einen Capi, der sie wegen seiner kriminellen Geschäfte immer wieder alleine lässt, und zum anderen Samra, der sie wie Dreck beha...