Josy
Ich war komplett erstarrt. Jeder meiner Muskeln weigerte sich, irgendeine Art von Bewegung zu machen, während mich Khalil immernoch grinsend musterte.
"So langsam verstehe ich, warum Samra so auf dich abfährt.", schmunzelte er und fuhr sich über seinen Bart. Am liebsten wäre ich einfach los gerannt. Aber ich konnte nicht. Ich rechnete jede Sekunde damit, dass er ein Messer ziehen würde. Und mit jeder Sekunde, in der er das nicht tat, raste mein Puls immer mehr.
"Ah, wo bleiben meine Manieren? Ich hab dich ja gar nicht richtig begrüßt.", lachte er plötzlich und kam auf mich zu. Ich sprang einen Schritt zurück und wollte ausweichen, aber ich war in einer Sackgasse. Er schloss mich in eine freundschaftliche Umarmung und drückte mich so fest an sich, dass es mir die Luft zum Atmen nahm.
"Du hast Glück, dass die Schlampe am Thresen uns nicht aus den Augen lässt, habibi. Wären wir nicht in einem Autohaus, wären das jetzt deine letzten Minuten.", flüsterte er in mein Ohr. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter, während ich seinen penedranten Grasgeruch einatmete. Er drückte noch einmal fest zu, bevor er mich wieder los ließ. Sofort versuchte ich wieder auf Abstand zu gehen, aber er kam mir zuvor und legte seinen Arm um meine Schulter.
"Komm habibi, die anderen warten.", gluckste er fröhlich und zog mich mit sich mit. Als wir aus dem Flur kamen, sah ich sofort Samra, der kreidebleich bei zwei anderen Typen stand, und mich geschockt anstarrte. Khalil zog mich mit zu den Jungs und ließ dann endlich von mir ab, sodass ich zu Samra gehen konnte.
"Deine Freundin? Bruder, guter Fang!", sagte der eine begeistert, als er mich sah.
"Nicht meine. Capis.", sagte Samra angespannt und ließ Khalil dabei nicht aus den Augen. Der hingegen schmunzelte nur vor sich hin und zwinkerte mir dann kurz zu.
"Wir müssen dann auch los.", sagte Samra hastig und legte seinen Arm um mich, als wir mit großen Schritten nach draußen gingen. Kurz nachdem sich die Tür hinter uns geschlossen hatte, packte er mich am Arm und zog mich hinter das Gebäude.
"Du tust mir weh!", jammerte ich laut, als wir endlich zum stehen kamen.
"Was hat er gesagt? Hat er was gemacht?", fragte Samra sofort alarmiert und schaute mir direkt in die Augen.
"Er hat nur gesagt, dass er nichts macht, weil uns die Frau am Thresen nicht aus den Augen gelassen hat. Und weil wir in einem Autohaus waren. Sonst hätte er...du weißt schon was.", sagte ich schnell und versuchte aus seinem festen Griff heraus zu kommen.
"Fuck.", fluchte er und ließ mich los.
"Okay, ich muss eh auf die Zulassungsstelle. Wenn wir Glück haben sind die weg, bis wir wieder hier sind. Komm.", sagte er und nahm meine Hand. Immernoch sprachlos ließ mich mich einfach von ihm hinterherziehen. Auch dass wir gerade Hand in Hand durch Berlin spazierten war mir mehr als nur egal. Und ihm anscheinend auch, denn er grübelte die ganze Zeit vor sich hin. Zwischenzeitlich war er so tief in Gedanken versunken, dass er mich einfach über die Straße zog, ohne zu gucken ob ein Auto kam. Erst als die Autofahrer hupten bemerkte er, dass er einfach drauf los gelaufen war.
"Das hätte richtig böse ausgehen können.", sagte er irgendwann und fuhr sich durch den Bart.
"Ich weiß.", murmelte ich nur betrübt, als wir vor der Zulassungsstelle zum stehen kamen.
"Keine Alleingänge mehr. Wenn du das nächste mal pinkeln musst, komm ich mit. Oder Capi. Oder was weißt ich wer. Aber keine verdammten Alleingänge mehr.", sagte er bedrohlich und funkelte mich an.
"Aber ich..."
"Kein aber! Das was da eben abgelaufen ist, darf nicht noch mal passieren.", sagte er dominant und drückte meine Hand ein wenig fester.
"Okay.", sagt ich besänftigend.
"Los.", zischte er nur und zog mich durch die Eingangstür. Die ganze Zeit ließ er mich keine Sekunde aus den Augen. Und meine Hand ließ er ebenfalls nicht los. Die ganze Sache ging relativ schnell, wodurch wir nach 15 Minuten wieder draußen waren. Wir blieben vor dem Eingang stehen und er zog seine Kippenschachtel aus seiner Bauchtasche. Mit leicht zittrigen Händen zündete er die Zigarette und nahm einen tiefen Zug, der ihn anscheinend beruhigte. Sein Blick fixierte mich sofort, als mein Handy in meiner Tasche klingelte.
"Wer ist das?", fragte er nervös und starrte mich an.
"Vladis...hey!", unterbrach ich, als er mir das Handy aus der Hand schnappte und ran ging.
"Capi Bruder wann kommst du wieder? Ich brauch dich hier.", sagte er sofort aufgeregt, während er immernoch meine Hand hielt.
"Ja gut aber beeil dich okay. Du weißt, ich kann sie nicht alleine lassen."
Den letzten Satz flüsterte er so leise wie möglich, aber ich verstand ihn trotzdem. Nachdem er aufgelegt hatte steckte er mein Handy in seine Tasche und rauchte seine Kippe auf.
"Hey, was soll das? Warum steckst du mein Handy weg?", fragte ich empört.
"Besser so.", sagte er nur und schnippste die Kippe weg.
"Was besser so? Gib mir mein Handy wieder!" Nun wurde ich langsam sauer. Ich hatte keine Lust, dass das ganze Theater jetzt wieder von vorne anfing.
"Wenn ich sage besser so, dann meine ich auch besser so. Und jetzt hör auf mich zu nerven okay? Beweg dich lieber, ich hab Zeitdruck.", meckerte er etwas lauter und zog mich wieder mit.
"Warum bist du jetzt wieder so ein Arsch? Was hab ich gemacht?", fragte ich wütend, doch er ignorierte mich.
"Hallo?"
Als er immernoch nicht reagierte, blieb ich einfach stehen und brachte ihn damit zum bremsen.
"Was bleibst du stehen? Beweg dich.", befahl er wütend.
"Nein! Erst, wenn du mir mein Handy wieder gibst! Und mir sagst, was gerade dein Problem ist! Ich hab dir nichts getan, warum krieg ich alles ab wenn du gestresst bist?", schrie ich ihn an.
"Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig. Du bist nicht mein scheiß Psychiater. Wird Zeit dass Capi wieder kommt, der muss dich mal wieder in die Richtige Spur bringen, so frech wie du bist.", knurrte er.
"Rede nicht so!", fauchte ich beleidigt und spürte, wie mir immer heißer wurde.
"Ich rede wie ich will. Und wenn Capi dich nicht bald ordentlich erzieht, werde ich das tun.", sagte er aggressiv und kam mir bedrohlich nahe.
"Wer bist du, mein Vater?"
"Sei froh, dass ich das nicht bin." Er stand mir mittlerweile direkt gegenüber. Der Abstand zwischen uns war so klein, dass ich spürte, wie sich seine Bauchtasche an mich drückte.
"Du kannst mich mal.", zischte ich und riss mich dann endlich von ihm los. Wütend ließ ich ihn stehen und ging vorraus, ohne ihm noch weiter Beachtung zu schenken.
"Komm sofort wieder her!", brüllte er mit so aggressiver Stimmlage, dass mir ganz komisch wurde. Aber ich lief trotzdem weiter. Irgendwann hatte er mich wieder eingeholt und packte mich am Arm, während er mich zum Anhalten zwang.
"Lass mich noch mal so stehen und ich liefer dich persönlich Khalil aus, du kleine Kahba!"
"Fick dich!" feuerte ich einfach zurück. Ich hatte so große Wut im Bauch, dass mir gerade alle scheißegal war. Ohne groß zu überlegen zerrte er mich in eine Gasse und drückte mich dann grob gegen die kalte Hauswand, während seine Hand auf meine Kehle drückte.
"Willst du das wirklich? Willst du dich mit mir anlegen?", raunte er gegen meine Lippen. Seine Stirn lag auf meiner, und seine Hand erschwerte mir das Atmen.
"Was willst du machen. Mich umbringen? Dann stell dich hinten an, du bist nicht der einzigste." konterte ich mutig und drehte meinen Kopf von ihm weg. Anscheinend fiel ihm darauf nichts mehr ein, denn er war verstummt. Er schnaufte kurz verächtlich und zog dann seine Hand von meinem Hals weg.
"Wir holen jetzt das Auto und dann fahren wir nach Hause.", sagte er und griff in seine Tasche. Mein Herz drohte schon fast stehen zu bleiben, als ich dachte er holt sein Klappmesser raus. Aber stattdessen drückte er mir mein iPhone in die Hand.
"Los jetzt.", sagte er ruhig und reichte mir seine Hand. Ich schaute erst zu ihr und dann zu ihm. Er hatte keine Kraft mehr zu streiten, das sah man ihm deutlich an. Also gab ich nach und ließ mich von ihm mit ziehen - dieses mal allerdings sanfter als eben.
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Mademoiselle
FanfictionJosy begegnet zwei Menschen, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen - und das nicht gerade auf die gute Weise. Zum einen Capi, der sie wegen seiner kriminellen Geschäfte immer wieder alleine lässt, und zum anderen Samra, der sie wie Dreck beha...