Mademoiselle

Part 74 ~ Richtig oder Softair

„Wir müssen dann auch los" sagte Samra, nachdem ich mich wieder eingekriegt hatte.
„Wohin?" fragte ich müde. Meine Augen brannten von den vielen Tränen und mein Kopf brummte. Allgemein fühlte ich mich gerade einfach nur beschissen.
„Zu Mois. Also Alim. Wir wollen Video machen."
„Erkenne die Line?"
„Richtig oder Softair"
„Autsch" rutschte es nur aus mir heraus, was ihn zum grinsen brachte.
„Alles gut, hab mir extra nen Pullover mitgenommen." freute er sich und wedelte mit dem schwarzen Pulli vor sich herum. Kurz brachte mich das auch zum grinsen, obwohl mir eigentlich nicht danach war.
„So los jetzt, der wartet schon" sagte er und schnappte sich seine Autoschlüssel. Während er die Studiotür abschloss zündete er sich eine Zigarette an und lief dann mit großen Schritten zum Auto.
„Willst du jetzt da drin rauchen?" fragte ich, als er keine Anstalten machte die Kippe wegzupacken.
„Hä na klar?" sagte er nur stumpf und ließ sich auf den Sitz nieder. Kopschüttelnd setzte ich mich ebenfalls und legte den Gurt an.
„Bevor wir jetzt zu Alim gehen, hast du ne Jacke oder so? Ich hab kein Bock auf die nächste Diskussion, du bist echt ne Niete im lügen."
„Nein hab keine mitgenommen." murmelte ich nur.
„Und ich bin keine Niete! Ich bin halt einfach ein ehrlicher Mensch, deswegen fällt es mir schwer jemanden anzulügen."
„Hm, bei mir hat das aber recht gut geklappt. Oder wie geht es deiner >Tante Sabine<?" fragte er mit sarkastischem Unterton.
„Naja manchmal klappt es und manchmal eben nicht."
„Wie auch immer. Ich glaub ich hab noch nen Pullover auf der Rückbank, zieh den dann einfach an." sagte er und fuhr los.
„Verdammt, bist du Rapper oder Rennfahrer?" rief ich und klammerte mich panisch am Türgriff fest, als er ein anderes Auto überholte und wir beinahe mit dem Gegenverkehr zusammen gedonnert wären. Er antwortete nicht, sondern lachte nur und trat dann wieder aufs Gas. Die Minuten vergingen wie Stunden, in denen ich versuchte ruhig zu bleiben während Samra wie ein irrer durch die Straßen bretterte.
„Da sind wir" sagte er und parkte vor einem Wohnblock.
„Na endlich" sagte ich und atmete erleichtert aus. Gemeinsam gingen wir auf den Block zu und Samra holte sein Handy aus der Tasche, um Mois anzurufen.
„Ja wir sind da, komm runter Bruder" freute er sich und zündete sich wieder eine Zigarette an. Eigentlich wollte ich was deswegen sagen, aber er tat ja eh was er wollte.
„Der gottesfürchtige Vater von Cataleya" schrie Mois über den gesamten Hof, als er Samra sah.
Dieser lachte nur und schlug mit ihm ein. Komisch, so viel lacht er eigentlich selten.
„Und das ist Cataleya?" scherzte Mois und schaute zu mir.
„Nein nein, das ist die Freundin von Capi. Ich muss bisschen auf sie aufpassen weil Khalil es auf sie abgesehen hat...lange Geschichte."
„Oh Shit. Läuft richtig bei euch. Ich bin Mois, aber du darfst mich ruhig Alim nennen." sagte Alim und gab mir die Hand.
„What the fuck, was ist dir denn passiert?" fragte er geschockt als er meinen Arm sah. Verdammt, wir hatten den Pullover vergessen.
„Ah frag nicht, Josy ist manchmal ein kleiner Tollpatsch." Lachte Samra und wuschelte mir durch die Haare.
„Okay. Los Mädels, lasst uns anfangen" sagte er und ging von uns weg.
„Jetzt brauchen wir den Pullover auch nicht mehr."
„Wenn du mir nochmal durch die Haare rubbelst trete ich dich" knurrte ich, mit einer Frisur als hätte ich in die Steckdose gefasst.
„Das bezweifle ich" sagte er arrogant und zog ab. Genervt richtete ich meine Haare wieder und folgte ihm.
„Okay wir stehen hier, Maestro mit der Kamera da vorne. Wir werden seine Stimme über das Iphone aufnehmen und unsere Stimmen über mein Mikro. Die Regeln kennst du?" fragte Alim an Samra gerichtet und ich stellte mich rechts hinter die Kamera. Die ganze Geschichte dauerte gut eine Stunde, dann waren die beiden durch. Ich musste ehrlich zugeben, dass ich Samra noch nie so viel lachen gesehen hatte. Er war wie ausgewechselt. Aber so fand ich es am besten. Er schielte zwar immer mal wieder zu mir rüber, aber im großen und ganzen konzentrierten sich beide auf die Aufnahmen.
„Und...Penis" Schrie Alim , als sie die letzte Szene aufgenommen hatten.
„Boa diese scheiß Softair mein Rücken brennt wie Feuer" sagte Samra und rieb sich den Rücken.
„Das sieht aus als würden dir hinten Augen wachsen" lachte Alim und die beiden klatschen sich ab. „Schick mir Link wenn das online ist" sagte Samra, während ich mich von Alim verabschiedete.
„So jetzt holen wir uns noch was zu futtern und dann ab nach Hause." beschloss Samra, als wir wieder zum Auto liefen.
„Wenn Alim die Aufnahmen sieht, wird er merken dass du beschissen hast" grinste ich.
„Hä was meinst du?" fragte er verwirrt und zündete sich seine Kippe an.
„Bei der letzten Frage. Du hast erst geguckt was er geschrieben hat und dann das gleiche wie er gesagt"
„Ach laber nicht ich hab geraten" winkte er ab und schloss das Auto auf.
„Klar. Ist auch gar nicht aufgefallen wie du auf Alims Handy geschielt hast und ihr dann durch einen riesigen Zufall genau die gleiche Zahl genannt habt" lachte ich.
„Wenn du mich verpetzt hol ich mir die Sofair und nehm dich als Zielscheibe" drohte er gespielt ernst und setzte sich in den Wagen. Schon ein gutes Gefühl, wenn man Recht hat. Ich grinste nur triumphierend und wir fuhren zum nächsten McDonalds. Ich hatte relativ wenig Hunger, da ich einfach nur müde war. Nach 20 Minuten saßen wir schon wieder im Auto und befanden uns auf der Heimreise.

Wann kommst du?

Schrieb ich Vladislav und wartete aufgeregt auf seine Antwort. Zuletzt online vor drei Stunden. Hm.
„Samra?" fragte ich, als wir wieder in seiner Wohnung waren. Mit einem lauten gähnen ließ er sich auf die Couch nieder.
„Jo?"
„Wie erkläre ich das Vladislav?"
„Wovon redest du?" fragte er müde.
„Das mit den blauen Flecken. Du weißt, dass ich ihn nicht anlügen kann."
„Das hätte ich auch nicht von dir verlangt. Sag es ihm. Oder schick ihn zu mir, ich kläre das."
„Ich hab ein schlechtes Gefühl dabei" gestand ich und setzte mich neben ihn.
„Wann kommt er denn, weißt du was?"
„Nein, ich hab ihm geschrieben aber er antwortet nicht. "
„Typisch" murmelte er nur dösig und guckte auf sein Handy.