Part 38 ~ Liebe oder Hass?

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Josy

Durch das zufallen der Tür wurde ich wach.
"Samra?" Murmelte ich verschlafen. Mit verschwommener Sicht erkannte ich jemanden im Zimmer.
"Samra bist du das?" wiederholte ich.
"Hey alles gut ich bin da" Sagte er und legte sich zu mir ins Bett. Immernoch erschöpft von der ganzen Anstrengung gestern kuschelte ich mich an ihn, und er deckte mich wieder zu. Schützend legte er seinen Arm um mich.
"Wie geht es dir?"
"Ich bin müde. Und ich habe Angst. Angst davor, dass Khalil mich finden wird. Wenn er mich findet tötet er mich. Dieses mal endgültig. Ich will nicht sterben Samra. Ich will nicht dass er mich findet." weinte ich wieder. Khalil war einfach nur krank. Wären die Jungs gestern nicht im richtigen Moment gekommen, hätte Samra mich getötet. Er hätte keine Wahl gehabt. Und es wäre kein großer Aufwand für ihn gewesen. Ich weiß nicht ob ich im Moment einfach nur dankbar dafür war, dass er mich da rausgeboxt hatte oder ob ich Angst vor ihm haben sollte. Immerhin halten wir es nie länger als fünf Minuten miteinander aus, ohne dass wir uns gegenseitig an die Kehle gehen. Oder besser gesagt, er mir. Meine Arme waren übersäht mit blauen Flecken, die Khalis Leute verursacht hatten. Einfach alles tat mir weh.
"Ich werde dafür sorgen, dass er dich nicht finden wird. Gringo und die Jungs werden ebenfalls dafür sorgen. Also mach dir keinen Kopf, dir passiert nichts."
"Vielleicht passiert mich nichts, wenn Khalil mich nicht findet. Aber wenn er mich nicht irgendwann tötet, wirst du derjenige sein der es tut." sagte ich traurig.
"Wie kommst du darauf?" fragte er entsetzt.
"Du hättest es getan. Wären die anderen nicht rechtzeitig gekommen, dann hättest du es getan."
Empört stand er auf und stellte sich vor mich. Er blickte mich fragwürdig an, sagte aber nichts. Langsam erhob ich mich ebenfalls aus dem Bett und wollte mir was zu trinken nehmen, aber Samra stellte sich mir in den Weg und starrte mich weiterhin an. Er wollte etwas sagen, aber er wusste nicht wie. Vorsichtig kam er auf mich zu und betrachtete mich von oben herab. Seine Hand wanderte zu meinem Ohr, wo er mir die Haare beiseite legte.
"Ich hätte keine Wahl gehabt. Lieber bring ich es zu Ende, als dieser ekelhafte Pic."Sein Blick war flehend. Wie ein Hundewelpe. Ich konnte nicht deuten, was er vor hatte. Langsam näherte er sich meinem Gesicht, den Blick auf meine Lippen fixiert. Ich war wie benebelt und schloss die Augen, als ich seinen Atem spüren konnte.
"Außerdem...wenn ich dich töten wollte, hätte ich es schon längst getan. Und dir nicht erst den Arsch gerettet." Hauchte er gegen meine Lippen.
"Also stimmt es." sagte ich und drängte ihn weiter von mir weg.
"Was stimmt?"
"Das was Khalil gesagt hat. Dass du..."
"Nein!" brüllte er und ich zuckte zusammen. Sofort wandelte sich sein Blick in Hass um, und voller Zorn warf er die Wasserflasche um, die auf dem Tisch stand. Verängstigt wich ich zurück in die Ecke des Hotelzimmers, während er sich wütend die Haare raufte. "Verdammt der Typ labert nur Scheiße!" Zornig stampfte er zu mir und packte mich am Hals, bevor er mich hart gegen die Wand presste.
"Samra!" flehte ich, doch sein Blick war stur und seine Augen brannten nur so vor Wut.
"Denk nicht so. Niemals." knurrte er.
"Du gehörtst zu Capi. Ich bin unfähig zu lieben, das solltest du mittlerweile eigentlich gelernt haben."
"Capi liegt doch eh nichts an mir! Oder warum hätte er sonst mit Vanessa rumgemacht?"
Endlich ließ er los, während mir wieder die Tränen übers Gesicht liefen.
"Als ob ich ihm in irgendeiner Weise wichtig wäre! Wenn er mich wirklich lieben würde, dann wäre er derjenige gewesen der mich vor Khalil gerettet hat. Und vor allem hätte er mich nicht verdammt noch mal betrogen!" schluchzent stand ich da.
"Ihm liegt mehr an dir, als du denkst!" brüllte mich Samra an.
"Und woher willst du das bitte wissen, wenn du schon keinerlei Gefühle hast? Wie willst du auch nur ansatzweise verstehen wie ich mich fühle, wenn dein beschissenes Herz aus Stein ist?" brüllte ich ihn nun an. Kurz dachte er nach, aber antwortete nicht. Er ging stumm an mir vorbei und schnappte sich sein Feuerzeug.
"Ignorier mich nicht! Samra!" schrie ich hysterisch und schlug ihm gegen den Rücken.
"Du willst wirklich wissen ob ich fühle? Du willst es echt drauf anlegen?" Er drehte sich zu mir um und schubste mich aufs Bett.
"Ich will einfach nur wissen was dein verdammes Problem ist!" schluchzend rutschte ich zurück, während er sich über mich legte und meine Hände in die Matratze drückte.
"Hör endlich auf es zu versuchen. Du kommst nicht gegen mich an und du wirst mich auch niemals verstehen können. Wenn du Capi nicht so am Herzen liegen würdest, hätte ich dich schon längst fertig gemacht." zischte er und verstärkte seinen Griff um meine Handgelenke.
"Hör du endlich auf so zu tun als wäre ich dir scheißegal! Wenn dir nichts an mir liegen würde hättest du mich sterben lassen!" Mit angespanntem Kiefer kam er meinem Gesicht näher.
"Und vor allem..." hauchte ich. Seine Nähe raubte mir den Atem.
"Hör auf deine Gefühle zu verleugnen" flüsterte ich. Sein Blick durchbohrte mich. Hin und her gerissen lag er auf mir. Seine Hände verkrampften sich, während sein Gesicht weiterhin Zorn ausdrückte.
"Du solltest aufhören mich verdammt nochmal brechen zu wollen. Das schaffst du nicht. Keiner schafft das, und schon gar nicht eine kleine billige Kahba!" brummte er mit kratziger Stimme.
"Ich bin keine verdammte Kahba!" konterte ich wütend. Wieder knurrte er aggressiv, was mir eine Gänsehaut verpasste.
"Dann pass lieber auf, sonst werde ich dich höchstpersönlich zu einer machen!" spuckte er in mein Ohr. Hat er das gerade ernsthaft gedroht? Erschrocken schluckte ich schwer und starrte ihn an, was ihn triumphierend grinsen ließ.
"Dann hätten wir das ja geklärt." lächelte er und stieg von mir runter.
"Ich geh uns jetzt was zu essen holen. Du wirst dieses Zimmer nicht verlassen und auch niemanden rein lassen, während ich weg bin. Wir werden diese Nacht noch hier pennen und morgen gehen wir zurück zum Studio."
Und schon war er verschwunden, ohne dass ich etwas darauf erwieder konnte. Er machte mich fertig. Er hatte eine Mauer um sich errichtet, die niemand brechen konnte. Eine Mauer aus Hass, Verachtung und Zorn. Ich war einfach froh wenn ich dieses Hotelzimmer verlassen und zurück in meine Wohnung konnte, um endlich einen klaren Kopf über die ganze Sache bekommen zu können. Aber bis dahin musste ich noch die Nacht überstehen.

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