Part 140 ~ Kalt

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Josy

"Ich weiß auch nicht, ich dachte er wäre besser.", diskutierte ich mit Valdislav über den Film, als wir beide endlich im Bett lagen.
"Ich fand ihn geil.", grinste er.
"Machst du das Joker Ding eigentlich noch weiter? Oder war das nur wegen..naja du weißt schon?", fragte ich, während er Gedankenverloren an die Decke starrte.
"Klar mach ich damit weiter. War aber nicht nur deswegen. Also zum Teil ja, einfach als Absicherung. Aber manchmal bin ich halt auch wütend. Und wenn ich böse werde, kann ich das so rauslassen verstehst du?", erklärte er ruhig, während er weiter an die Decke guckte.
"Wann wirst du denn böse?", fragte ich grinsend und rutschte ein Stück näher zu ihm. Er musste dann ebenfalls grinsen und drehte sich so, dass ich unter ihm lag - mit Bedacht darauf, nicht an meine Wunde zu kommen.
"Ich werde böse, wenn kleine Prinzessas frech werden.", schmunzelte er über mir.
"Ich dachte, du magst das?"
"Ich habe auch nicht gesagt, dass es immer schlecht ist. Ein böser Capi kann in gewissen Situationen von Vorteil sein, wenn du weißt was ich meine.", lachte er und leckte sich über die Lippen.
"Also müsste ich dich erst wütend machen, wenn ich mit dem Joker reden will?", grinste ich, während sich mein Herzschlag beschleunigte.
"Willst du denn mit dem Joker reden?", funkelte er mich an.
"Ich hatte gehofft, er kann mir bei etwas helfen."
"Und bei was?", fragte er aufgeregt, doch ich legte nur die Finger auf meine Lippen und grinste ihn an.
"Zu schade, dass mich dieses Ding an deinem Bauch an gewissen Sachen hindert.", knurrte er und kam meinem Gesicht näher.
"Ja, zu schade.", stimmte ich ihm kichernd zu, und schon spürte ich seine weichen Lippen auf meinen.

Samra

"So ein Scheiß lan.", meckerte ich vor mich hin, als ich meine Tasche durchsuchte. Ich stellte das Ding komplett auf den Kopf, riss alles raus was ich eingepackt hatte. Aber das was ich suchte, war nicht drin. Ich musste es in meinem Zimmer liegen lassen haben. Mit einem Blick auf meine Rolex denkte ich angestrengt nach. Es war fast Mitternach. Theroretisch müssten die zwei doch schon schlafen. Ich könnte mich also unbemerkt in mein Zimmer schleichen, und dann gleich wieder abhauen. Fluchend fuhr ich mir über meinen Bart und schnappte mir dann den Haustürschlüssel, den ich in meine Bauchtasche steckte. Hoffentlich würden die zwei einfach schon pennen. Nichts gegen sie, aber ich hatte im Moment echt keinen Bock auf Erklärungen.
Auf dem Weg zum Auto rauchte ich noch eine kurze Zigarette, bevor ich los fuhr. Auf den Straßen war es relativ ruhig, also kam ich schneller an, als erwartet.
So leise wie möglich schloss ich die Tür auf und verriegelte sie direkt wieder. Unten war alles dunkel, wodurch ich erleichtert aufatmen konnte. Vorsichtig schlich ich die Treppen nach oben, und schaute auf die Tür am Ende des Flures. Auch dort war alles dunkel. Also hatte ich Glück, und die zwei waren entweder unterwegs oder tatsächlich schon am pennen. Auf Zehenspitzen wanderte ich in mein Zimmer, und schloss dann behutsam die Tür hinter mir. Jetzt musste ich nur noch das finden, warum ich hier war. Ich stellte mein ganzes Zimmer auf den Kopf - suchte auf dem Bett, unter dem Bett, überall. Aber ich fand es nicht. Das kann doch nicht wahr sein. Ich setzte mich auf hin und versuchte irgendwie in Gedanken die letzte halbe Stunde zu rekonstriueren, in der ich mich hier aufgehalten hatte. Aber mir viel einfach nicht ein, wo ich das verdammte Ding hingelegt hatte. Wütend boxte ich in meine Matratze, weil mich das alles so dermaßen aufregte. Die einzigste Chance wäre, dass ich es in einer Hosentasche vergessen hatte. In einer Hose, die in der Wäsche war. Was bedeutete, dass Josy es eventuell haben könnte. Gerade wenn man vom Teufel spricht - denn im Augenwinkel sah ich, wie die Türklinge herunter gedrückt wurde.

Josy

"Vladislav!" Ich rüttelte sanft an dem schlafenden Ukrainer neben mir, der auf dem Bauch lag und zufrieden vor sich hin schnarchte. Egal wie viel Mühe ich mir gab, ich bekam ihn einfach nicht wach. Und dann hörte ich wieder so ein komisches Geräusch, dass mich die Luft anhalten ließ. Keine Ahnung wo ich plötzlich den Mut hernahm, aber ich musste einfach nachgucken. Also schlüpfte ich aus der Bettdecke heraus und setzte leise einen Fuß vor den anderen. Ich schloss die Tür hinter mir, um Vladislav nicht zu wecken. Ich weiß, dass das dumm war. Wenn wirklich jemand fremdes hier war, wäre er meine einzigste Rettung. Aber als ich dann vor Samras Zimmertür zum stehen kam, wusste ich irgendwie, dass das nur er sein konnte. Zumal ja der Alarm losgegangen wäre, hätte jemand versucht hier einzubrechen. Mit zittrigen Händen drückte ich den Türgriff nach unten, und tapste vorsichtig in das riesige Zimmer.
"Samra.", sagte ich mit einem kribbeln im Bauch, das mir irgendwie neu war. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich tatsächlich mal freuen würde, den großen Libanese zu sehen. Er hingegen schien eher weniger erfreut darüber zu sein, dass ich ihn ertappt hatte. Seine Augen funkelten, und mit langsamen Schritten näherte er sich mir.
"Wo bist du gewesen? Ist dir irgendwas passiert?", fragte ich besorgt und legte meine Hand auf seine Brust, als er direkt vor mir stand.
Ruckartig griff er nach meinem Handgelenk und drängte mich ein paar Schritte zurück, wo ich die Wand in meinem Rücken spürte.
"Das fragst du noch so scheinheilig?", knurrte er wütend und schnappte sich mein anderes Handgelenk. Mit einer Hand hielt er sie über meinem Kopf zusammen, wodurch ich kurz zuckte. Das war der erste kurze Stich, den ich an meinem Bauch spürte.
"Du denkst auch, ich bin blöd, oder?", zischte er und legte unsanft seine Hand an meinen Hals. Ich versucht irgendwie, mich dünn zu machen, sodass er nicht an meinen Bauch kam. Doch seine Bauchtasche hing genau auf der Höhe meiner Wunde, wodurch sie direkt drauf drückte, als er sich gegen mich lehnte.
"Nicht.", flüsterte ich schmerzerfüllt und versuchte, von ihm loszukommen.
"Wo hast du es hingepackt?",fragte er wütend und rümpfte abwertend die Nase.
"Wovon redest du?", winselte ich und kämpfte gegen das ekelhaften Ziehen in der Seite an.
"Mein scheiß Geld. Ich muss es in meiner Hosentasche vergessen haben. Du bist für die beschissene Wäsche zuständig, also sag mir, wo es ist!", schnauzte er und drückte sich noch enger an mich, was den Schmerz noch verstärkte.
"Hör auf zu heulen! Ich will mein verficktes Geld, oder muss ich dir erst wehtun?", drohte er, als mir eine Träne über die Wange lief. Durch die verschwommene Sicht konnte ich ihn gar nicht mehr sehen.
"Das tust du doch schon.", weinte ich, doch es schien ihn nicht zu interessieren.
"Josy ich warne dich, du solltest mich nicht provozieren. Ich hab keine Nerven für sowas!", sagte er etwas lauter und drückte sich wieder an mich, was den Schmerz verdoppelte.
"Mein Bauch.", weinte ich nun unkontrolliert, weil ich das Stechen nicht mehr aushielt.
"Was?", fragte er und musterte mich verwirrt.
"Die Wunde.", bekam ich gerade noch so heraus, der Rest ging in den Tränen unter. Endlich hörte er auf, sich gegen mich zu lehnen und betrachtete prüfend den unteren Teil meines Körpers. Während er meine Hände immernoch zusammen hielt, fühlte ich seine kalten Finger auf meiner Haut, wodurch ich hochzuckte. Langsam schob er mein Shirt bis zur Hälfte hoch, und verstand dann endlich, was das Problem war.
"Lan was ist das? Wer zu Teufel war das?", fragte er außer sich und strich vorsichtig über das Pflaster.
"War das Khalil? Scheiße was ist passiert?", wollte er halb am durchdrehen wissen und ließ mich endlich los.
"Fuck.", fluchte er und setzte sich auf sein Bett, wo er sich dann geschockt die Hände vor den Mund hielt.
"Samra bra da bist du ja wieder.", stellte ein verschlafender Vladislav fest, der augenreibend durch die Tür gestolpert kam.
"Capi was soll die Scheiße? Was ist das?", fragte Samra aufgebracht. Er stürmte auf mich zu, hob mein Shirt wieder hoch und zeigte auf den Verband, während ich mir die Tränen wegwischte.
"Beruhig dich Bratan, sie hatte OP. Blinddarm. Ich hab dir doch geschrieben.", erklärte er und kam stirnrunzelnd auf mich zu.
"Alles okay?", fragte er besorgt und zog mich tröstend in seine Arme.
"Mein Handy war aus, ich wusste nichts davon. Scheiße.", fluchte er wieder und rieb sich mehrmals durch die Haare, sodass sie danach in alle Richtungen abstanden.
"Verdammt nahui, wer nervt denn jetzt schon wieder?", beschwerte ich Vladislav, als er sein Handy klingeln hörte, dass noch in unserem Schlafzimmer lag. Barfuß rannte er zu dem nervigen klingeln, und ließ uns damit für einen kurzen Moment allein.
"Warum zum Teufel hast du nichts gesagt? Ich konnte doch nich wissen, dass die dich aufgeschlitzt haben?!", fuhr er mich an, so als wäre es meine Schuld dass es so gekommen ist.
"Wie denn? Du hast mir ja keine Chance dazu gegeben."
Er legte seine Hände in den Nacken und starrte auf meinen Bauch.
"Ich hätte nicht herkommen sollen.", murmelte er abwesend und schüttelte entschlossen den Kopf.
"Das war ein Fehler.", sprach er mit sich selbst und nahm sich seine Jacke vom Bett. Gerade als er gehen wollte, hielt Vladislav ihn auf.
"Samra warte kurz. Ich brauch dich unter vier Augen.", rief Vladislav und die beiden verschwanden in unserem Zimmer. Langsam beruhigte ich mich wieder, und prüfte direkt die Stelle meines Körpers, die bis eben noch höllisch gebrannt hatte. Aber es hatte nicht durchgeblutet. Schniefend wischte ich mir die letzte Träne weg und setzte mich dann mit langsamen, vorsichtigen Bewegungen auf Samras Bett. Keine zwei Minuten später kamen die Jungs wieder. Samra hatte wieder seine typische schlechte Laune Miene drauf, während Vladislav eher brsorgt aussah.
"Pack dir ein paar Sachen zusammen und zieh dir was drüber.", knurrte Samra befehlend und warf mir einen Pullover und eine Jogginghose von Vladislav zu.
Nun verstand ich gar nichts mehr.
"Baby, mach einfach was er sagt, okay? Ich muss nochmal weg, Granit braucht mich. Es ist ziemlich wichtig, und ich kann dich so nicht allein lassen. Du musst mit Samra mit. Sei mir nicht böse.", erklärte er ruhig, beuge sich zu mir aufs Bett und zog mich in einen Abschiedskuss.
"Wann kommst du wieder?", fragte ich traurig und hielt ihn an der Hand fest.
"Morgen bin ich wieder da. Sei brav Baby.", sagte er, gab mir einen letzten Kuss auf meinen Handrücken und war dann verschwunden. Samra hatte sich mit verschränkten Armen neben das Bett gestellt, und schaute mich fordernd an.
"Hopp, ich hab nicht die ganze Nacht Zeit.", meckerte er.
Seufzend stand ich auf und suchte mir ein paar Sachen zusammen, die ich in einen Rucksack stopfte.
"Fertig?", drängelte er nach fünf Minuten und stand genervt in der Tür.
"Können wir nicht hier bleiben?", fragte ich müde und setzte mir den Rücksack auf.
"Nein, können wir nicht. Und jetzt komm endlich.", sagte er nur kalt und ging dann voran.

MademoiselleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt