"Bin ich froh, dass es dir gut geht!" Lea kam direkt auf mich zu und fiel mir um den Hals, nachdem sich Vladislav hupend verabschiedet hatte.
"Hey alles gut, ich lebe ja noch" lachte ich und erwiederte ihr Umarmung.
"Ja, noch! Mein Gott wieviel Glück hast du denn bitte, immer in solche Situationen zu geraten?" sagte sie empört.
"Wenn ich das wüsste..." seuftze ich und wir suchten uns einen Platz in der Shishabar.
"So jetzt will ich Details hören. Das am Telefon war ja nur die Kurzversion."
"Was willst du wissen?" fragte ich sie, nachdem die Kellnerin unsere Bestellungen aufgenommen hatte.
"Jetzt erklär mir das nochmal mit dieser komischen Vanessa. Die haben im Studio rumgemacht und du bist rein. Dann waren auf einmal diese Typen da, und dann warst du bei Khalil?"
"Jap. Naja ich bin halt ausgerastet...ich wollte einfach weg dich dann anrufen, aber es ging dann alles mega schnell."
Die Kellnerin stellte unsere Shisha auf den beleuchteten Glastisch und ich zog an, während Lea weiter fragte.
"Okay aber was ich nicht verstehe: Woher wussten die, wo du bist? Woher wussten die, dass du zu Capi wolltest? Entweder haben die dich die ganze Zeit verfolgt, oder es war alles so geplant."
"Wie meinst du das, geplant?"
"Naja überleg doch mal. Warum sollte Vanessa einfach so bei Capi auftauchen, ohne zu wissen ob du da bist? Sie musste doch genau wissen dass du gerade nicht bei ihm bist um ihn dir dann auszuspannen, weißt du wie ich meine?"
"Also denkst du, dass sie alles inszeniert hat und mit Khalil zusammen arbeitet?" So dumm klang das alles gar nicht. Auch wenn ich ein komisches Gefühl im Magen hatte, wenn ich darüber nachdachte dass sie tatsächlich alles in die Wege geleitet haben könnte. Klar, Khalil hätte mich umgebracht und sie hätte sich Vladislav krallen können. Wäre doch vorstellbar, oder?
"Und du hast Capi dann einfach so verziehen? Obwohl er dich betrogen hat?" fragte sie skeptisch und ich gab ihr den Shishaschlauch.
"Wir haben uns ausgesprochen, als Samra mich wieder zurück gebracht hatte. Er hatte an dem Tag den Kopf voll und hat eben ein bisschen zu viel genommen...und Vanessa hat das ausgenutzt. Klar war ich sauer. Aber ich vertraue ihm. Und die Jungs die dabei saßen haben auch gesagt dass er sie einfach machen lassen hat, weil er viel zu drauf war und nichts mehr gerafft hat."
"Na gut, jetzt zum nächsten Thema." Ihre Augen funkelten vor Aufregung, als sie hektisch an der Shisha zog. Erwartungsvoll starrte ich sie an, während sie überlegte wie sie ihre Frage am besten formulieren konnte.
"Du wolltest am Telefon nichts genaueres wegen Samra sagen. Aber jetzt kannst du es mir sagen. Alles. Und lass nichts aus." Prasselte es aus ihr heraus. Ich musste schwer schlucken, als ich an Samra dachte. Aber ich riss mich zusammen und erzählte ihr die ganze Geschichte. Alles was im Hotel passiert ist. Das, was Khalil gesagt hatte und wie Samra darauf reagierte. Einfach alles. Sie hörte aufmerksam zu, während ich alles so detailreich wie möglich erzählte.
Als ich fertig war überlegte sie kurz, bevor sie was sagte. Grübelnd gab sie mir den Schlauch und raufte sich die Haare.
"Ähm..." murmelte sie.
"Also...steht Samra auf dich, aber streitet es ab? Verstehe ich das richtig? Er empfindet tatsächlich etwas für dich?" überlegte sie.
"Keine Ahnung. Aber Khalils Worte gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Selbst wenn er Gefühle für mich hätte. Wenn auch nur ein kleines bisschen. Warum behandelt er mich dann ständig wie einen Hund, den er immer wieder treten und in die Ecke pfeifen kann? Warum ist alle was ich sage und mache falsch, und warum tut er mir jedes mal aufs neue weh? Wenn das seine Art ist Liebe zu zeigen, dann will ich lieber nicht von ihm geliebt werden" Ich verzog das Gesicht bei dem Gedanken daran, wie oft er mir schon an die Kehle gesprungen ist.
"Aber genau das ist es ja. Er will seine Liebe nicht zeigen. Du bist die Freundin seines besten Freundes. Capi würde es bestimmt nicht cool finden, wenn sein bester Kumpel auf seine Freundin steht. Ist doch klar dass Samra alles tut um zu verhindern, dass ihn jemand duchschaut. Auch wenn ich ihn nur ungern in Schutz nehme, weil er ein mieser Penner ist. Aber ich glaube er tut das alles einfach nur zum Schutz. Um Capi nicht zu verletzen oder die Freundschaft zu riskieren, dich nicht in Schwierigkeiten zu bringen und sich selbst einfach vor unnötigem Stress zu bewahren."
"Okay so habe ich das noch nicht gesehen. Irgendwie verstehe ich das ja alles. Aber was wäre so schlimm daran, wenn er es vor mir zugeben würde? Ich würde Vladislav niemals damit konfrontieren, beziehungsweise würde ich Samra niemals verraten."
"Oh man." seufzte sie.
"Du weißt das, Schatzi. Ich weiß das auch. Aber Samra weiß das nicht. Er vertraut dir nicht. Er kennt dich noch nicht lange und will die Freundschaft mit Capi keinesfalls gefährden. Vielleicht redest du einfach nochmal in Ruhe mit ihm, wenn keiner weiter dabei ist. Ich weiß nicht ob das möglich ist, aber vielleicht öffnet er sich ja irgendwann. Aber egal was du machst, vergiss nicht dass auch du deine Beziehung nicht gefährden darfst." Ich nickte ihr bestätigend zu. Leas Worte brachten mich zum nachdenken. Sollte ich wirklich nochmal mit Samra reden? Oder sollte ich es einfach sein lassen? Ich würde alles erst einmal ruhen lassen. Vielleicht rede ich nächste Woche mal mit ihm, er wohnt ja nebenan. Aber sie hatte Recht, ich sollte Vladislav im Vordergrund behalten.
"Eine Frage muss ich dir unbedingt noch stellen." sie sprach es eher vorsichtig aus.
"Die da wäre?" fragte ich unsicher.
"Wie wars?" Erwartungsvoll sah sie mir in die Augen, während ich überlegte was sie meinte.
"Wie war was?"
"Naja gestern Abend...mit Capi...du weißt schon. War es okay?"
"Ganz ehrlich? Es war perfekt. Ich hatte mega Angst davor, aber er hat mir die Angst genommen. Klar hat es weh getan, aber danach war alles einfach nur noch perfekt." schwärmte ich.
"Das freut mich mega für dich, ehrlich." Sie schenkte mir ein warmes Lächeln und ich musste ebenfalls grinsen.
Wir redeten noch eine ganze Weile über die Jungs von KMN und über Gringo, die auch an der Rettungsaktion beteiligt waren. Nach zwei Stunden beschlossen wir dann, so langsam zu gehen. Lea bat mir an mich zu fahren, aber Vladislav wollte mich ja abholen. Ich rief ihn also schnell an und er machte sich auf den weg zur Bar. Dieses mal wartete Lea, bis ich in sein Auto gestiegen war, um sicher zu stellen, dass nicht wieder irgendetwas passierte.
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Mademoiselle
FanfictionJosy begegnet zwei Menschen, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen - und das nicht gerade auf die gute Weise. Zum einen Capi, der sie wegen seiner kriminellen Geschäfte immer wieder alleine lässt, und zum anderen Samra, der sie wie Dreck beha...