Part 137 ~ Sorgen

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"Haben die dir keine Tabletten mitgegeben?", wimmerte sie, während ich hilfesuchend da stand und nicht wusste, was ich machen sollte.
"Nein, daran hab ich auch gar nicht mehr gedacht...ich kann gucken ob ich noch Tilidin hab.", grinste ich sie an, doch sie warf nur wütend mit einem Kissen nach mir.
"Nicht lustig!", zischte sie beleidigt.
"Ich müsste erst in die Apotheke und was holen. Aber ich will dich nicht alleine lassen.", sagte ich und setzte mich zu ihr aufs Bett. Sie griff nach meinem Bauch und zog sich dann zu mir, sodass sie sich zum teil an mich kuscheln konnte.
"Die Tür ist doch abgeschlossen. Wenn wir sonst weg waren, war auch noch keiner im Haus.", murmelte sie und klammerte sich an meinem Shirt fest.
"Das kann ja sein. Aber wenn jetzt wirlich einer reinkommt, kannst du dich nicht wehren. Obwohl, das könntest du auch nicht, wenn du fit wärst.", schmunzelte ich.
"Ist Samra noch nicht wieder da?", fragte sie leise, und legte ihre Kopf auf meinen Schoß.
"Nein, sein Handy ist immernoch aus.", sagte ich nachdenklich und strich über ihre Wange.
"Machst du dir keine Sorgen, dass was passiert ist?", fragte sie traurig.
"Ach Nein. Nicht bei Samra. Er wird bestimmt bald wiederkommen.", sprach ich, doch sie war schonwieder eingeschlafen. Vorsichtig legte ich ihren Kopf auf das Kissen und schlich mich dann nach draußen. Eigentlich wollte ich sie nicht alleine hier lassen. Aber ich musste an Schmerzmittel rankommen. Als ich mir überlegte, ob ich wen anrufe, klingelte plötzlich Josys Handy. Sie hatte es gestern in der Küche liegen lassen, als wir ins Krankenhaus mussten. Auf dem iPhone Display stand >Mom<. Ach du scheiße.
"Hallo?", sprach ich in das Telefon, während ich meine Autoschlüssel suchte.
"Hussein?", fragte ihre Mutter direkt.
"Nein, hier ist Vladislav."
"Oh. Ist Hussein zufällig irgendwo? Wir erreichen ihn nicht.", fragte sie besorgt.
"Ich weiß nicht, wo er ist. Er hat anscheinend ein paar Sachen zu klären. Was wollen sie denn von ihm?", fragte ich misstrauisch und steckte den Autoschlüssel in meine Bauchtasche.
"Das ist nicht so wichtig.", antwortete sie stur.
"Anscheinend schon, wenn sie sogar schon über Josys Handy nach ihm verlangen.", sagte ich frech und verkniff mir ein Grinsen.
"Wo ist Josy? Ich will mit ihr reden.", forderte sie, nun etwas unfreundlicher als eben.
"Sie schläft. Ich will sie nicht wecken. Rufen sie einfach später nochmal an.", versuchte ich sie abzuwürgen, aber sie ließ nicht locker.
"Warte! Warum gehst du eigentlich an ihr Handy?" fragte sie plötzlich verwundert, was mich die Stirn runzeln ließ.
"Keine Ahung, weil sie meine Freundin ist vielleicht?"
"Okay. Wenn du Samra siehst, sag ihm bitte, dass wir ihn sehen wollen.", sagte sie und legte dann direkt auf. Bin ich die scheiß Post oder was soll Mist nahui.
Mit schwerem Herzen entschloss ich mich, sie doch kurz allein zu lassen. Die Alarmanlage würde ja direkt einen Anruf bei mir auslösen, wenn etwas nicht simmte. Also zog ich mir schnell einen Pullover über und verließ dann das Haus.

Samra

"Hussein!", hörte ich eine weibliche Stimme, als ich über die Straße lief.
"Meine Fresse, was willst du schon wieder?", paffte ich die dunkelhaarige Kahba an, die gestern mein scheiß Zimmer zusammengeschrien hatte.
"Ich hab gerade nichts zu tun. Lass uns irgendwo zusammen hingehen.", sagte sie und klammerte sich an meinen Oberarm.
"Fass mich nicht an. Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst dich verpissen?", fauchte ich und schubste sie weg von mir.
"Und seit wann höre ich auf das, was du sagst?", provozierte sie mich grinsend, während sie sich mir in den Weg stellte.
"Gestern Abend hat das ziemlich gut funktioniert.", grinste ich falsch und ging dann an ihr vorbei.
"Ich will mehr, Hussein.", fing sie wieder an und legte ihre Hand an meinen Hintern. Genervt griff ich ihren Arm und zog sie zu mir ran.
"Ich hab andere Probleme, als mich um dich zu kümmern. Also mach endlich, dass du weg kommst, bevor ich die Geduld verliere.", knurrte ich und schubste sie wieder weg.
"Hat dir schon mal jemand gesagt, wie sexy du bist wenn du aggressiv bist?" kicherte sie. Ich schloss meine Augen und rieb genervt mit den Fingern darüber, in der Hoffnung sie würde sich einfach verpissen. Aber dafür kannte ich sie zu gut.
"Wo willst du hin?", fragte sie neugierig, als ich mein neues Auto entriegelte.
"Ich muss was klären.", sagte ich und stieg ein. Natürlich sah sie das als Einladung, ebenfalls einzusteigen.
"Wow, neues Auto. Wie viel hast du dafür hingelegt? Dreihunterttausend?", fragte sie verblüfft und strich über den Türgriff.
"Dreihundertvierzig. Und jetzt steig aus oder halt die Fresse.", warf ich ihr zu, woraufhin sie wieder nur lächelte und sich anschnallte.
Nach zwanzig Minuten waren wir dort angekommen, wo ich hinwollte. Beziehungsweise hinmusste. Ich hatte keinen Bock, gleich in das behinderte Haus reinzumarschieren. Aber mir blieb keine Wahl.
"Du bleibst mit deinem Arsch hier sitzen, bis ich wieder da bin. Wenn du nicht hier sitzt, wenn ich raus komme, kannst du was erleben.", drohte ich, wobei ich mir nicht sicher war ob sie das ernst nahm.
"Okay Baby.", grinste sie und strich mit ihren Daumen über meine Unterlippe, doch ich schlug genervt ihre Hand weg. Diese Frau konnte einem echt den letzten Nerv rauben.
Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich auf das kleine Klingelschild drückte. Gleich danach hörte ich schnelle Schritte, und dann stand sie vor mir.
"Hussein, da bist du ja! Komm rein, wir haben einiges zu besprechen.", sagte Josys Mutter und zog mich aufgeregt an meiner Hand nach drinnen.

Vladislav

Wieder zu Hause angekommen schmiss ich die Autoschlüssel auf den Tisch, schloss die Tür ab und ging dann die Treppe nach oben. Das Tütchen in meiner Hand schlenkerte ich spielerisch hin und her, während ich den Flur entlang lief.
"Baby, ich bin wieder da.", rief ich und bekam einen Schreck, als ich das Zimmer sah. Sie lag nicht mehr im Bett.
"Josy?", brüllte ich leicht panisch durch das gesamte Haus.
"Baby, wo bist du?", schrie ich und riss Samras Zimmertür auf - nichts. Auch im Bad war sie nicht. Fuck. Haare raufend lief ich hin und her, während ich überlegte wo sie sein könnte. Wenn jemand eingebrochen wäre, hätte ich den Alarm gemerkt. Und von selbst konnte sie nicht raus. Schnell rannte ich wieder runter und schaute ins Wohnzimmer, doch auch dort war sie nicht. Blieb nur noch der Keller. Ich sprang die Treppen runter atmete erleichtert auf, als ich sie am Wäscheständer sah.
"Bist du bescheuert? Ich hab dich gesucht!", rief ich erleichtert, wodurch sie vor Schreck zusammenzuckte und mich anstarrte.
"Mach das nie wieder!", knurrte ich und drückte sie fest an mich.
"Du tust mir weh!", hauchte sie und schob sich von mir weg.
"Tut mir leid Baby. Ich hab voll den Film geschoben grade. Was machst du hier? Du solltest doch im Bett bleiben?!", meckerte ich und nahm ihr den Wäschekorb weg.
"Ich konnte nicht mehr schlafen. Und mir war langweilig. Tut mir leid.", murmelte sie schuldbewusst und senkte den Kopf.
"Tamam, alles gut. Ich hab deine Tabletten.", sagte ich und hob sie wieder vorsichtig in meine Arme. Sie klammerte sich an meinem Nacken fest und vergrub ihren Kopf in meinem Pullover.
"Willst du lieber auf die Couch? Dann kann ich dir Fernseher anmachen."
Sie nickte stumm und ich trug sie ins Wohnzimmer, wo ich sie sachte auf dem Sofa ablegte. Dann holte ich ihr die Tabletten mit Wasser und deckte sie zu.
"Versuch zu schlafen. Wenn es dir heute abend besser getht, hab ich eine Überraschung für dich.", grinste ich, während sie die Tablette runter schluckte.
"Ich glaube, das können wir erstmal nicht machen.", sagte sie entschuldigend.
"Das habe ich auch nicht gemeint.", lachte ich und stellte das Glas auf den Tisch.
"Schlaf, Prinzessa.", lächelte ich und küsste ihre Stirn.

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An der Stelle wollte ich kurz Capi1993 erwähnen. Einfach nur mal so. ❤️🔥❤️

MademoiselleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt