"Ich dachte du kommst erst später Bra?", begrüßte Vladislav den Libanese, der uns vor wenigen Minuten unterbrochen hatte.
"Wollte ich auch, aber ich hab Anruf gekriegt. Das mit dem Auto geht klar.", freute sich Samra und rieb sich seine eiskalten Hände.
"Geil, krasse Idee. Was haben die gesagt?", fragte Vladislav, während ich aus dem Gästezimmer kam und meinen Pullover zurecht rückte.
"Wir können das morgen machen. Die haben gleich Feuerwehr und alles angemeldet. Wallah das wird richtig krass. Oh, hab ich euch gestört?", fragte er verwundert, als er mich sah.
"Jetzt tu doch nicht so, als wäre das ausversehen passiert.", warf ich ihm entgegen und ließ mich dann auf der Couch nieder.
"Bruder ich wusste nicht dass du das vor hattest. Sorry, ich kann auch wieder gehen wenn..."
"Nein Bruderherz, alles gut. Ich wollte eh aufnehmen.", unterbach ihn Vladislav, der sich Richtung Aufnahmekabine bewegte.
"Kannst du Beat anmachen bitte?", rief er Samra zu, welcher sich auf den Bürostuhl setzte und loslegte. Während die Jungs mit aufnehmen beschäftigt waren, machte ich mich auf der Couch breit und stalkte alle möglichen Leute auf Instagram. Erst ein paar alte Freunde, dann Vladislav, und dann Samra.
"Hast du mich auf Insta blockiert?"fragte ich ihn erschrocken, als ich seine Seite nicht mehr öffnen konnte.
"Nein, hab meine Seite offline genommen. Warum, hast du Angst dass ich das machen würde?", fragte Samra grinsend, nachdem er sich auf seinem Stuhl in meine Richtung gedreht hatte, während Vladislav am Mikro stand.
"Als ob mich das interessieren würde.", sagte ich abweisend und stalkte weiter.
"Wenn es dir egal wäre, hättest du nicht gefragt.", sagte er und zwinkerte mir besserwisserisch zu.
"Warum bist du offline?"
"Darum. Ich muss mich jetzt konzentrieren, also Klappe halten.", motzte er und drehte sich wieder zu Vladislav um. Idiot.
"Weil es ja auch so anspruchsvoll ist, zwei Knöpfe zu drücken.", nuschelte ich vor mich hin und blendete ihn dann wieder aus.
Nach einer halben Stunde kam Vladislav wieder aus dem kleinen Räumchen heraus, und die zwei hörten sich das aufgenomme an.
"Geil, muss nur noch überarbeitet werden. Ich geh mal eine rauchen und ruf nebenbei Vinne an.", sagte Vladislav und verschwand mit dem Handy in der Hand nach draußen. Samra erhob sich von dem schwarzen Drehstuhl und schlenderte auf mich zu.
"Mach mal deine Stelzen da weg. Gibt noch andere die sich da gerne hinsetzen würden.", paffte er mich an, weil ich ausgetreckt auf der Couch lag und somit alles eingenommen hatte.
"Links und rechts von dir steht auch ein Sofa. Gibt genug Platz, du musst dich nicht unbedingt mit zu mir setzen.", feuerte ich zurück und widmete mich wieder meinem Handy. Ohne Vorwarnung hob er meine Beine einfach an, setzte sich mit zu mir und legte meine Beine dann auf seinen Schoß. Als ich ihn entsetzt anstarrte, nutzte er die Gelegenheit um mir mein Handy aus der Hand zu klauen.
"Ey, was soll das?", fauchte ich und wollte aufstehen, doch er hielt meine Beine so fest, dass ich nicht konnte.
"Nur eine Kontrolle. Ich muss sicherstellen, dass du keine Scheiße baust.", sagte er und schaute sich alle möglichen Chats von mir an.
"Schonmal was von Privatsphäre gehört? Gib her!", forderte ich wütend, doch das brachte ihn nicht davon ab weiter zu schauen.
"Hör auf dir meine Bilder anzuglotzen du Geier! Soll ich das mal mit deinem Handy machen?", schnaubte ich und griff in seine Hosentasche, doch sie war leer.
"Samra ich meine das ernst, gib das scheiß Handy wieder her!" Mit jeder Sekunde, in der er lächelnd meine Bilder durchstöberte wurde ich wütender. Was dachte der, wer er ist?
"Ist ja gut du Furie, beruhig dich.", grinste er und gab mir endlich das IPhone wieder.
"Furie? Kümmer dich einfach um deinen eigenen Scheiß, und lass mich in Ruhe. Psycho.", schnauzte ich ihn verärgert an und legte mich dann wieder in meine vorherige Position.
"Kannst du jetzt endlich meine Beine loslassen?", fragte ich grimmig und versuchte sie zu bewegen, doch er umklammerte sie regelrecht.
"Nö, ich finde das gemütlich.", sagte er gleichgültig, streifte seine Schuhe ab und legte dann die Füße auf den Tisch.
"Unfassbar.", flüsterte ich mit gerunzelter Stirn und versuchte den 1,90m großen Libanesen links liegen zu lassen. Wobei ich nicht mal glaubte, dass er so groß war. Er erzählte das zwar immer, aber ich schätzte ihn auf irgendwas zwischen 1,80m und 1,85m. Er war auf jeden Fall größer als Vladislav - und viel größer als ich. Gott, warum machte ich mir Gedanken darum wie groß er war? Unnötig.
"Vincent ist heute nicht da, ich kann morgen hin. Dann machen wir das fertig und Freitag kann ich die Ansage rausballern.", sagte Vladislav, der mit zitterden Händen wieder ins Studio kam.
"Wie süß ihr seid. Muss ich mir Sorgen machen Bruder?", fragte er Samra schmunzelnd, der immernoch meine Beine auf seinem Schoß liegen hatte.
"Das ist es mir nicht wert.", antwortete Samra und tippte irgendetwas auf seinem Handy herum. Für diese Aussage hätte ich ihm meine Beine am liebsten in die Fresse gehauen - was aber nicht ging, da er sie fest im Griff hatte. Also zuckte ich einmal kräftig mit den Beinen als er in das Display vertieft war, sodass er das Handy beinahe fallen gelassen hätte. Sein dummes Gesicht brachte mich daraufhin wieder zum grinsen, weil er nicht damit gerechnet hatte. Andererseits bereute ich es dann gleich wieder, weil er bewusst seine Fingerspitzen in meine Wade bohrte, um sich zu rächen.
"Hör auf damit, oder ich hau dich mit deinem eigenen Schuh!", flüsterte ich schmerzerfüllt, als Vladislav auf Toilette gegangen war.
"Wenn du nicht provozieren würdest, müsste ich das nicht machen.", flüsterte er zurück und zog seine Augenbraue nach oben.
"Wer provoziert denn hier? Du hast mir doch mein Handy geklaut, und dann so einen dummen Spruch losgelassen. Schieb nicht immer alles auf mich, sodass du als Engel da stehst!", fauchte ich. Völlig ohne Vorwarnung umgriff er plötzlich meine Waden und zog mich mit einem Ruck zu sich ran, sodass ich beinahe auf seinem Schoß saß. Als ich den Halt verlor, klammerte ich mich aus Reflex um seinen Hals, wordurch er nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt war. Er grinste mich triumphierend an, während sich mein Körper anfühlte als wäre er eingefroren.
"Ich bin kein Engel. Ich bin Shaitan, Habibi. Also pass lieber auf.", sagte er leise, aber dennoch bedrohlich. Leicht eingeschüchtert nahm ich meine Arme von ihm weg und stütze mich nach hinten ab, wo ich dann meine Beine wegziehen konnte - jedoch nur so weit, wie ich vorher auch schon war. Er hielt meine Knöchel also immernoch auf seinem Schoß fest, und widmete sich dann wieder seinem Handy. Ich gab die Hoffnung auf Beinfreiheit auf, und ließ mich seufzend wieder nach hinten fallen. Während ich da lag und gelangweilt an die Decke starrte, war Samra wieder komplett in sein Handy vertieft. Nach wenigen Minuten kam Vladislav von der Toilette wieder und setzte sich auf die Couch, die sich von mir aus gesehen links hinter mir befand. Ich drehte mich mit aller Mühe auf den Bauch, sodass ich ihn anschauen konnte, und streckte meine Hand nach ihm aus. Eigentlich hätte ich damit gerechnet dass diese Position weh tun würde, aber ich spürte lediglich ein kleines kribbeln an der Stelle, wo immernoch das Pflaster klebte. Vladislav betrachtete mich grinsend und nahm dann meine ausgestreckte Hand, woraufhin ich ebenfalls grinsen musste.
"Wollen wir was futtern? Ich hab übertrieben Hunger.", fragte er in den Raum, und ich drehte mich wieder auf den Rücken.
"Klar. An was hast du gedacht?", reagierte Samra direkt und legte sein Handy weg.
"Keine Ahnung, lass einfach Pizza holen. Aber ich bin zu faul zum laufen.", lachte Vladislav und schaute uns beide eindringlich an.
"Ich bin auch zu faul.", schloss ich mich meinem Freund an und schloss entspannt die Augen.
"Alleine trag ich den scheiß nicht hier her. Entweder kommst du mit oder wir lassen es." Ich hatte keine Ahnung wen Samra in diesem Moment anschaute, da ich die Augen zu hatte - aber ich wusste, dass das an mich gerichtet war. Als ich nach ein paar Sekunden Stille die Augen wieder aufschlug, schauten mich beide fordernd an.
"Wir können doch einfach bestellen. Dann muss keiner gehen.", schlug ich vor, doch Vladislav schüttelte direkt mit dem Kopf.
"Nein Baby, die beste Pizza gibts bei diesem einen Laden, der nicht weit von hier ist. Und die liefern nicht.", sagte er streng und legte die Füße auf den Tisch.
"Dann bestellen wir halt was anderes. Ich hab sowieso keinen Hunger.", diskutierte ich weiter, woraufhin mich beide wütend anstarrten.
"Keine Widerrede, du isst was mit. Schonkost ist vorbei, du kannst wieder reinhauen.", mahnte Vladislav.
"Und du weißt, wenn du nicht freiwillig isst, bring ich dich zum essen.", drohte Samra, der nun endlich meine Füße frei gab und sich vom Sofa aufrichtete.
"Was seid ihr, meine Eltern? Ihr tut immer so als wäre ich ein kleines Kind.", sagte ich beleidigt und nahm mir meine Jacke.
"Wenn du dich nicht wie ein Kind benehmen würdest, müssten wir dich auch nicht so behandeln.", stellte Samra klar und zog sich seine Schuhe wieder an.
"Achso, okay. Wenn ich euch so viel Mühe mache, sollte ich vielleicht einfach gehen. Dann müsst ihr nicht Babysitter spielen.", stellte ich angegriffen klar und zog ebenfalls meine Schuhe an.
"Baby, so war das nicht gemeint.", lenkte Vladislav ein als er merkte, dass es kein Spaß mehr war.
"Außerdem, wo willst du hin? Deine Eltern sind am stressen, deine beste Freundin ist Geschichte und deine Wohnung ist weg. Der einzige Ausweg wäre direkt zu Khalil zu gehen, bevor er dich findet. Bleibt dir also nicht viel übrig, als bei uns zu bleiben. Und raus gehen kannst du auch nicht, da nur wir den Schlüssel haben.", sagte Samra schulterzuckend, während ich ihn mit offenem Mund anstarrte. Okay, das hatte gesessen. Aber er hatte leider Recht. Selbst wenn ich es noch so sehr wollte, ohne einen von den beiden kam ich hier nicht raus. Als mir das bewusst wurde, schossen mir unwillkührlich Tränen in die Augen.
"Kannst du dich nicht einmal zurückhalten nahui?", knurrte Vladislav in Samras Richtung, doch dieser tat nur mal wieder so als wüsste er nicht, was er falsch gemacht hatte.
"Wisst ihr was? Ihr könnt mich beide mal.", schniefte ich, drückte Vladislav grob meine Jacke gegen die Brust und ging dann ins Gästezimmer, wo ich die Tür hinter mir zu knallte.
![](https://img.wattpad.com/cover/178993514-288-k497670.jpg)
DU LIEST GERADE
Mademoiselle
FanficJosy begegnet zwei Menschen, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen - und das nicht gerade auf die gute Weise. Zum einen Capi, der sie wegen seiner kriminellen Geschäfte immer wieder alleine lässt, und zum anderen Samra, der sie wie Dreck beha...