Part 123 ~ Bad Day

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"Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?", brüllte ich, während sie vor lauter Schreck vom Mülleimer wegsprang. Sie hatte sich gerade die Hände abgetrocknet und das benutzte Papier weggeworfen.
"Was meinst du?", fragte sie ängstlich und wich zurück.
"Dass du einfach abhaust, ohne mir bescheid zu sagen?", keifte ich und sah die Angst in ihren Augen.
"Ich musste mal. Aber ich wollte dich nicht unterbrechen, weil du dich gerade unterhalten hast. Es tut mir leid, ich wollte nicht abhauen.", wimmerte sie und hielt sich schützend die Hände vor ihr Gesicht.
"Verdammt, beim nächsten mal sagst du bescheid. Du weißt doch, was auf dem Spiel steht.", sagte ich etwas sanfter und legte meinem Arm um sie.
"Lass uns fahren.", sagte ich und sie beruhigte sich langsam wieder. Wir gingen nach draußen und setzten uns wieder in mein Auto.
"Brauchst du irgendwas? Hast du Hunger?", fragte ich einfühlsam, während sie mit gesenktem Kopf auf dem Beifahrersitz saß und an ihrer Bluse herumzuppelte. Sie schüttelte mit dem Kopf blickte weiterhin nach unten.
"Wir fahren trotzdem was essen.", beschloss ich und drückte auf das Gaspedal. Wieder verhielt sie sich ruhig, bis ich das Auto parkte. Ich stieg aus und öffnete ihre Tür auf der Beifahrerseite. Ohne mich anzuschauen stieg sie aus und schlurfte mir dann hinterher. Wir gingen in einen Asia Imbiss und ich bestellte mir eine China Nudel Pfanne mit Ente. Da sie nichts sagte, bestellte ich ihr einfach das gleiche und wir setzten uns hin. Während ich mir die Nudeln reinleierte, saß sie nur trübseelig da und stocherte in ihren Nudeln herum.
"Was ist los mit dir?", fragte ich, nachdem ich sie eine Weile beobachtet hatte.
"Keine Ahnung. Ist nicht mein Tag heute."
"Heute oder generell?", hakte ich skeptisch nach und schaute sie eindringlich an.
"Samra...", nuschelte sie nur traurig und hoffte, dass ich es dabei belassen würde.
"Rede mit mir.", forderte ich sie auf.
"Ich will jetzt nicht reden. Lass mich einfach okay?", bat sie und legte ihre Gabel weg.
"Dann iss wenigstens auf. Ich kann dich auch füttern, wenn du willst.", sagte ich grinsend und sofort schnellte ihr Blick zu mir hoch. Ich ließ mehrmals lächelnd meine Augenbrauen hoch und runter zucken, und sofort nahm sie wieder die Gabel in die Hand und schaufelte sich die Nudeln rein.
"Geht doch.", sagte ich zufrieden und aß ebenfalls weiter.

"Können wir bitte in die DM?", fragte sie, als wir durch die Stadt liefen.
"Alles was du willst.", sagte ich grinsend und wir steuerten auf den Laden zu. Sie schaute sich in Ruhe um, während ich unser Umfeld im Auge behielt. Und vor allem sie. Nachdem sie sich Deo, Pflegeprodukte und anderen Scheiß gekauft hatte steuerten wir die Kasse an. Ich wollte mein Bargeld aus der Tasche ziehen, aber sie hielt meine Hand fest und schüttelte mit dem Kopf, während sie mich mahnend ansah.
"Du hast kein Geld. Ich bezahl das.", wies ich sie ab und holte mein Geld raus.
"Nein. Ich will das nicht. Ich kann das selber bezahlen. Bitte...", sagte sie und wurde zum Schluss ganz leise. Sie guckte mich bettelnd an, während ihre Hand immernoch meine fest hielt.
"Yalla, die Leute hinter uns warten.", sagte ich nur und sie grinste kurz glücklich, bevor sie selbst bezahlen durfte. Die Kassiererin und die Leute hinter uns starrten mich die ganze Zeit komisch an. Das lag allerdings nicht daran, dass ich berühmt war und sie mich erkannt hatten. Sondern weil es für die so aussah, als wäre sie unfreiwillig bei mir. Aber es war mir egal, was die Leute dachten. Genauso war es mir egal, ob sie freiwillig mit mir mitkam oder eben nicht. Sie hatte gar keine andere Wahl. Es war ja nur zu ihrem besten.
"Hast du dann jetzt alles?", fragte ich, während ich mir eine Kippe anzündete. Keine Antwort.
"Hallo?", fragte ich sie, bis ich bemerkte, dass sie mir nicht mehr nachgelaufen kam. Sie war stehen geblieben und starrte erschrocken in die Ferne, so als wäre sie gerade in einer anderen Welt.
"Josy?", fragte ich und legte meine Hand auf ihre Schulter.
"Da hinten...", stotterte sie panisch und erst dann erkannte ich, warum sie dastand wie eingefroren. Am Ende der Straße benfand sich ein Dönerladen, wo ein paar Leute von Team Kuku saßen. Unter anderem auch Khalil. Er saß mit dem Rücken zu uns zwischen Drilon und Beto, während sie sich ihr essen reinleierten.
"Okay, wir machen das jetzt so. Du wirst im Auto warten, während ich mit denen Rede. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob Drilon von der ganzen Sache mit Khalil weiß.", redete ich auf sie ein und nahm sie dann an der Hand, damit sie mit mir mitkam. Ich platzierte sie in meinem Auto und schnallte sie dann an.
„Geh da bitte nicht hin. Zumindest nicht alleine." bat sie mich mit glasigen Augen und klammerte sich an meinem Arm fest, als ich die Tür schließen wollte.
„Mir passiert nichts. Verhalte dich einfach ruhig und versuche, nicht aufzufallen. Sie wissen nicht, dass du mit mir hier bist.",sagte ich zu ihr und schloss die Tür ab.
„Wenn irgendetwas ist, rufst du mich sofort an." Rief ich durch die Scheibe und ging dann wieder zurück. Es war nicht wirklich schlau, alleine dort hin zu gehen. Aber was wollten sie machen? Mich auf offener Straße attackieren? Selbst jemand wie Khalil hatte einen gewissen Ruf, den er sich bestimmt nicht mit sowas beflecken lassen wollte. Ich atmete tief durch, prüfte zur Sicherheit ob ich mein Klappmesser dabei hatte und ging dann auf die Jungs zu.

"Selamun aleykum, Jungs.", rief ich gespielt erfreut und alle Blicke fielen sofort auf mich. Besonders der von Khalil.
"Hey Samrushka, dich trifft man ja auch mal wieder.", sagte Kay Ay begeistert und begrüßte mich brüderlich.
"Na Samra, alles gut bei dir? Wie geht es Capi?", begrüßte mich nun auch Drilon, während Khalil seine Hände zu Fäusten ballte.
"Ach soweit alles gut. Gibt immer mal kleine Sticheleien von ehemaligen Brüdern, du weißt wie das ist.", sagte ich zu ihm und sprach damit gezielt Khalil an. Anscheinend wusste keiner der Jungs, was ihr Teammitglied für Spielchen spielte.
"Samra Bruder, lass uns mal kurz um die Ecke. Ich wollte mal was mit dir besprechen, was mir auf dem Herzen liegt.", sagte Khalil unerwarteter Weise und erhob sich. Ich grinste selbstbewusst und folgte ihm dann durch eine kleine Gasse hinter den Laden. Ich hatte keine Angst, mit ihm alleine zu sein. Solange ganz Team Kuku hier versammelt war, würde er nichts machen. So dumm war er nicht. Und genau das konnte ich zu meinem Vorteil nutzen.

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