Part 18 ~ andere Perspektive

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Samra


Mit einem Lächeln auf den Lippen zündete ich mir erneut eine Kippe an, während die kleine Stalkerin stumm neben mir hier lief. Ich wusste immernoch nicht, ob sie tatsächlich alles insziniert hatte oder ob ich vielleicht einfach manchmal zu paranoid war. Sie wäre immerhin nicht die erste Schlampe die mir auf Schritt und Tritt hinterherrennt. Die letzte war sogar kurz davor zu meinen Eltern zu rennen, nur um rauszufinden wo ich mich rumtrieb. Alles durchtriebene kleine Huren.
"Kannst du mal bisschen langsamer laufen? Ich kann nicht so schnell!" Nahm ich eine Stimme hinter mir wahr.
"Was läufst du denn auch so langsam? Neulich konntest du doch auch schnell genug rennen, also yalla." reagierte ich genervt.
"Samra bitte!" bettelte sie außer Atem. Augenrollend blieb ich stehen und wartete, bis sie mich eingeholt hatte. Ich zog genüsslich an meiner Kippe, während sie neben mir stand, die Hände auf ihren Knien abstütze und nach Luft schnappte.
"Hast du Asthma oder so?" fragte ich belustigt.
"Nein du Arsch! Du bist einfach zu schnell, hab ich doch eben gesagt!"
"Hey hey hey nicht so frech kleine. Sonst wirst du Capis Wohnung nicht mehr lebend erreichen." Drohte ich ihr. Auch wenn sie in dem Sinne (noch) Capis "Freundin" war und ich ihr eigentlich nicht wehtun durfte, hieß das nicht, dass sie mit mir reden konnte wie sie wollte.
"Weiter jetzt, ich hab nicht den ganzen Abend Zeit auf dich zu warten." meckerte ich und lief weiter – dieses mal aber ein wenig langsamer, sodass sie es schaffte mit mir Schritt zu halten.
"Was meintest du vorhind eigentlich?" fragte sie mich nach einer Weile.
"Hm?"
"Na als du gesagt hast dass Capi nicht der ist für den ich ihn halte."
"Bist du wirklich so naiv?" Als ich ihre Augen schaute, sah ich nur Verwirrung. Und Angst. Nicht vor mir, sondern vor dem, was ich sagen würde. Ich zog ein letztes mal an meiner Kippe, bevor ich sie endgültig wegschnippste.
"Du glaubst doch nicht wirklich, dass Capi es ernst mir dir meint oder? Dass er dich jetzt mit offenen Armen empfangen wird, wenn du vor seiner Tür stehst, nachdem er dich letzte Nacht wahrscheinlich so richtig schön durchgevögelt hat? Es ist immer das selbe. Er findet irgendwo ne alte, vögelt ihr eine Nacht lang das Hirn raus und schießt sie dann ab. Oder was ist deine Erklärung dafür, dass er gesagt hat er meldet sich aber es dann doch nicht gemacht hat, hm?"
Ich schaute zu ihr rüber. Sie sagte gar nichts mehr. Sie lief einfach nur neben mir her und starrte auf den Boden. Es dauerte einige Minuten, bis sie ihre Sprache wieder fand.
"Aber wir haben doch gar nicht..." flüsterte sie und hatte wahrscheinlich gedacht, dass ich das nicht gehört hatte.
"Was?" fragte ich erstaunt.
"Wir haben nicht miteinander geschlafen. Er hat gesagt er will noch warten." murmelte sie.
Kurz überlegte ich. Das klang nicht nach ihm. Eigentlich knallt er alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Es gab nur eine Erklärung dafür, dass er noch warten wollte.
"Oh mein Gott du bist noch Jungfrau?" platze es aus mir raus. Anscheinend ein bisschen zu laut, denn die Leute auf der gegenüberliegenden Straßenseite schauten zu uns und fingen an zu Lachen.
Geschockt sah ich zu Josy, die hochrot anlief und mich fassungslos anstarrte.
"Ist das dein ernst? Schreib es doch gleich auf Plakate und häng es überall in ganz Berlin auf!" Schrie sie mich an und wollte mich schubsen, aber ich fing ihre Hände ihm richtigen Moment ab und zog sie ruckartig zu mir ran.
"Lass mich los!" fauchte sie und versuchte sich mit aller Kraft zu befreien.
Sie stöhnte kurz auf, als ich meinen Griff um ihre Handgelenke verstärkte. Ich fragte mich, wie oft ich ihr noch beweisen müsste, dass sie keine Chance gegen mich hatte. Sie schaute nach oben und ihre Augen trafen meine. Sofort verwandelte sich ihre Wut in Angst, und ich konnte ihren beschleunigten Puls spüren.
"Tu das niemals wieder." sagte ich bedrohlich und zog sie Abrupt noch näher an mich an, was sie kurz zusammenzucken ließ.
"Oder ich werde dir beim nächsten mal beide Handgelenke brechen." Hauchte ich in ihr Ohr und sah ihr wieder in die Augen, doch sie wendete ihren Blick ab. Gut so. Sie sollte wissen, wer vor ihr stand. Niemand griff mich einfach so an. Niemand.
Ich ließ sie wieder frei und sie trat automatisch zwei Schritte von mir zurück. Grinsend drehte ich mich wieder nach vorne und lief weiter. Ohne ein Wort zu sagen schlenderte sie mit verschränkten Armen hinter mir her. Süß, wie ein kleines bockiges Kind. Dieses mal versuchte sie sich nicht meiner Geschwindigkeit anzupassen. Ich steckte meine Hände in die Bauchtasche meines Pullovers und lief entspannt weiter.
"Jetzt hör auf zu schmollen und komm." rief ich ihr zu, als sie immer langsamer wurde.
Fünf Minuten später waren wir auch schon da.
Schweigend liefen wir gemeinsam die Treppen nach oben.
Als wir bei seiner Wohnung angekommen waren, ließ ich ihr den Vortritt. Zaghaft betätigte sie die Klingel, auf die er "Balovatsky" mit Kuli geschrieben hatte.

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