Josy
Durch das klingeln meines Handyweckers wurde ich wach. Ich tippte auf Stop und drehte mich nach links, um mich an Vladislav zu kuscheln. Aber da war kein Vladislav. Ich öffnete müde die Augen und sah mich im Zimmer um. Seine Sachen waren weg, ansonsten sah alles normal aus. Also stand ich auf und zog mir eine Jogginghose mit einem Hoodie an. Schlaftrunken schlurfte ich durch meine Wohnung und suchte nach meinem Freund.
"Vladislav?" rief ich. Keine Antwort. Nach ein paar Minuten gab ich die Suche auf. Er war bestimmt gegangen. Oder er war bei Samra. Also schnappte ich mein Handy, ging ins Bad um mich fertig zu machen und rief ihn nebenbei an. Ich ließ es ziemlich lange klingeln, aber er ging nicht ran. Vielleicht war er doch unterwegs?Nachdem ich mich frisch gemacht hatte suchte ich mir Klamotten für das Essen mit meinen Eltern raus. Wir hatten noch ein bisschen Zeit, ehe wir los mussten, aber trotzdem wurde ich langsam unruhig weil ich keine Ahung hatte wo Vladislav war. Nach ewigem hin- und herdenken beschloss ich dann doch einfach mal bei Samra zu klopfen. Erst machte ewig keiner auf, woraufhin ich etwas härter klopfte, aber dann stand ein verschlafener Samra vor mir der mich mit verschwommenen Blicken anstarrte.
"Was willst du?" fragte er genervt und rieb sich die Augen.
"Ich wollte nur wissen ob Vladislav bei dir ist, weil wir bald los müssen und ich ihn nicht finden und erreichen kann...aber anscheinend ist er ja nicht hier." erklärte ich zurückhaltend.
"Und da hättest du nicht anrufen können?" nörgelte er.
"Wie denn, ich hab deine Nummer nicht" murmelte ich.
"Komm rein." er rollte mit den Augen und drehte sich dann auf dem Absatz um. Mit langsamen, schweren Schritten verschwand er in der Küche. Seine Wohnung roch nach Menthol und Männerdeo. Als ich ihm hinterhertapste stieg mir der Duft von frischem Kaffe in die Nase. Sofort musste ich dadurch lächeln und meine Laune lockerte sich etwas auf.
"Ach sieh einer an." brummte er mit einer Zigarette in der Hand, während er aus dem Fenster sah.
"Was, ist er da unten?" fragte ich aufgeregt und quetschte mich vor ihn, um ebenfalls aus dem Fenster sehen zu können. Und tatsächlich, er stand unten und unterhielt sich mit Granit.
"Ey!" brüllte Samra, der immernoch hinter mir stand. Er rutschte nicht zur Seite oder nach hinten um mir platz zu machen, sondern lehnte sich mit seinem vollen Körpergewicht gegen meinen Rücken um seinen Kopf über mir aus dem Fenster zu strecken. Seine tiefe, raue Stimme war so kraftvoll und laut dass ich zusammenzuckte. Aber immerhin war er laut genug um die Jungs auf uns aufmerksam zu machen.
"Ich komm gleich hoch Baby" rief Vladislav von unten. Granit stand neben ihm und winkte mir kurz zu, bevor sich beide wieder ihrem anscheinend wichtigem Gespräch zuwandten.
"Samra würde es dir was ausmachen, mich nicht zu zerquetschen?" fragte ich vorsichtig, weil er sich immernoch gegen mich lehnte und mir langsam die Luft knapp wurde.
"Eigentlich turnt mich das voll an grade." Erschrocken drehte ich mich mit Mühe zu ihm um. Hat er jetzt nicht wirklich gesagt. Er grinste mich dämlich an und lehnte sich mit seinem Kopf zu mir runter, wodurch ich meinen Oberkörper weiter aus dem Fenster lehnen musste.
"Das war ein Spaß." Sein Grinsen war schlagartig weg gewischt und er rückte zurück.
"Ich geh ins Bad, wehe du fässt hier irgendwas an." zischte er und verschwand hinter der Badezimmertür. Scherzkeks.
Ich sah mich ein wenig in seiner Küche um. Feuerzeug, Aschenbecher, Kippenschachtel. An den Wänden waren keine Fotos oder sonst was. Das einzigste Bild was ich fand war das, was am Kühlschrank hing. Es war ein Bild von einer Frau. Eine wunderschöne Frau mit langen, braunen Haaren und einer schlanken Figur. Ich nahm das Bild und betrachtete es genauer. Auf der Rückseite hatte jemand etwas mit Kuli geschrieben.Cataleya 2016
Neben der Schrift war ein kleines Herz gemalt worden. Vielleicht seine Exfreundin? Wieder schaute ich mir das Foto an. Sie hatte die selbe Augenfarbe wie ich. Ihre Haare waren zwar ein wenig länger als meine, aber die Farbe war ebenfalls die selbe. Und sie trug Mittelscheitel, genau wie ich. War Samra deswegen so komisch? Weil ich ihr ähnlich sah?
"Was machst du da" Hörte ich Samra hinter mir knurren. Sofort lief mir ein Schauer über den Rücken und ich drehte mich vorsichtig zu ihm um. Okay, er war sauer. Ziemlich sauer.
"Hatte ich dir nicht gesagt dass du nichts anfassen sollst?" zischte er, kam auf mich zu und riss mir das Foto aus der Hand.
"Es...es tut mir leid. Ist das deine Ex?" stammelte ich mit zittrigen Händen.
"Das geht dich nichts an." Spuckte er sauer und brachte das Foto in sein Schlafzimmer. Okay, das war dann wohl ein wunder Punkt.
"Samra ich..." Als ich ihm in sein Schlafzimmer folgte verschlug es mir die Sprache. Er hatte sein Pullover ausgezogen und war gerade dabei in ein Shirt zu schlüpfen. Mit offenem Mund und großen Augen stand ich da und starrte ihn an.
"Wenn du jetzt hier her sabberst jag ich dich mit dem Wischmop durch die Wohnung" drohte er und striff sich den Hoodie über das Shirt.
"Ich...ähm...." stotterte ich und kratzte mich verlegen hinterm Ohr. Entspannt zog er an mir vorbei in die Küche und goss sich dann etwas Kaffee in seine Tasse.
"Wann müsst ihr los?" fragte er und schlürfte nebenbei seinen frisch gekochten Kaffee.
Ich schaute kurz auf mein Handy und riss dann erschrocken die Augen auf.
"in 10 Minuten!" rief ich aufgeregt und wollte zur Tür sprinten, rannte aber direkt in Vladislav rein.
"Oh Baby hast du mich so vermisst?" lachte er und spielte mit dem Träger meines Tops herum.
"Da bist du ja. Wir müssen gleich los !" Mahnte ich ihn und schob seine Hand von mir weg.
"Also ich bin startklar." lächelte er und küsste meine Stirn. Wir wollten gerade umdrehen, als sein Handy klingelte.
"Bratan was los?...Was, jetzt?...Verdammt okay nahui hol mich ab." Er fluchte etwas auf russisch und rief dann Samra zu uns.
"Was los Bruder?" fragte er mit seinem Kaffe in der Hand."Leute es tut mir leid aber wir müssen ne Planänderung machen. Baby ich muss nochmal weg, Granit hat da grade Probleme bei nem Geschäft. Samra Bratan kannst du mit ihr schonmal zu ihren Eltern fahren und ich komm dann nach?"
"Dein Ernst?" fragte ich wütend und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Baby es tut mir echt leid aber ich kann die Jungs jetzt nicht im Sich lassen. Ich klär das und dann bin ich sofort da okay?" Mit einem weiteren Kuss verabschiedete er sich von mir, gab Samra die Ghettofaust und verschwand dann blitzschnell nach draußen.
Fassungslos stand ich da und starrte auf die Tür, durch die er verschwunden war.
"Das ist doch nicht sein Ernst oder?" fragte ich stocksauer an Samra gewandt.
"Loyalität ist alles, Mäuschen." sagte er nur und schnappte sich seine Autoschlüssel.
Mit blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen. Schnell holte ich meine Sachen aus der Wohnung und im nächsten Moment saßen wir auch schon im Auto.
"Nimm ihm das nicht übel. Er hat einfach ein zu gutes Herz." sprach er mit verträumtem Blick auf die Straße.
"Er weiß wie wichtig mir das ist. Und er lässt mich hängen." sagte ich traurig.
"Das wird schon werden. Sag lieber deiner Mom bescheid dass ich mit dabei bin, nicht dass sie dan sauer wird." Wow, wie normal Samra sich doch unterhalten kann. Seufzend wählte ich also die Nummer und gab ihr Bescheid, dass ich noch jemanden mitbringen würde.
"Warte mal, woher weißt du eigentlich wo meine Eltern wohnen?" fragte ich verwundert, als wir vor ihrem Haus parkten.
"Capi hat mir die Adresse gegeben." sagte er und ging lässig zur Tür.
"Aber die hatte ich ihm doch noch gar nicht gesagt?" Er drehte sich kurz zu mir um und zuckte mit den Schultern, bevor er klingelte. Total verdutzt stand ich da und verstand nur Bahnhof.
"Hussein! Was für eine Überraschung!" freute sich meine Mom als sie die Tür öffnete.
Okay, jetzt verstand ich gar nichts mehr. Woher zum Teufel kannte meine Mutter ihn?
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Mademoiselle
FanficJosy begegnet zwei Menschen, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen - und das nicht gerade auf die gute Weise. Zum einen Capi, der sie wegen seiner kriminellen Geschäfte immer wieder alleine lässt, und zum anderen Samra, der sie wie Dreck beha...