"Kannst du mir jetzt bitte sagen, was du vor hast?", fragte ich hysterisch, als Samra vor einem Mülleimer stehen blieb und sich umsah.
"Hab doch gesagt, siehst du dann.", widerholte er sich genervt und stecke die Hände in seine Jackentaschen.
"Du machst mir echt Angst gerade.", gab ich zu, woraufhin er endlich mal in meine Richtung schaute.
"Bleib ruhig, ich werde dich schon nicht zu Khalil bringen.", sagte er brummend und drehte sich mit dem Rücken zu mir, um die Straße im Blick zu behalten.
"Na endlich.", murmelte er, als ein bekanntes Auto um die Ecke bog. Der weiße Mercedes hielt direkt vor uns, und Samra stieg ein.
"Komm schon Prinzessin, beweg dich.", meckerte er mich an, als ich sprachlos da stand und versuchte, irgendwie klar denken zu können. Zaghaft setzte ich mich in das Auto und schnallte mich an, obwohl ich am liebsten direkt wieder ausgestiegen wäre.
"So sieht man sich wieder.", sagte Haider ernst und schaute mich im Rückspiegel an.
"Hey.", sagte ich leise und wandte dann sofort den Blick ab. Ich hatte ja gehofft, dass wir uns nicht so schnell wiedersehen würden. Anscheinend wusste er dass ich das hoffte, denn ich fing mir immer wieder einen komischen Blick von ihm ein. So einen Blick, den ich von Samra nur allzu gut kannte. Es war war dieser typische "Jetzt hast du ein Problem mit mir." - Blick. Mit jeder Minute in diesem Auto fühlte ich mich immer unwohler. Als wir irgendwann hielten und die Jungs ausstiegen, hatte ich das Gefühl mein Magen würde sich umdrehen.
"Wollt ihr was trinken?", fragte Haider, als er uns in seine Wohnung führte.
"Nein Bruder, wir wollen wirklich nur das Auto holen. Müssen dann noch wohin.", atwortete Samra dankend, während wir durch den Flur liefen.
"Dann fahr schonmal das Auto raus. Ich will noch kurz mit deiner Freundin reden.", sagte Haider und drückte seinem Bruder einen Autoschlüssel in die Hand. Samra wirkte erst etwas misstrauisch und schaute zwischen uns beiden hin und her, ging dann aber ohne nochmal nachzufragen nach draußen. Haider schloss die Tür hinter ihm und wandte sich dann wieder mir zu.
"Du weißt, warum ich mir dir reden will, oder?", fragte er mit finsterem Blick, während ich ein wenig auf Abstand zu ihm ging.
"Ähm, Keine Ahnung.", stammelte ich nervös und spürte, wie mir warm wurde. Er schnaufte grinsend und holte dann sein Handy heraus. Dann tippte er irgendetwas darauf herum und hielt es so, dass ich das Display sehen konnte. Er rief die Nummer an, die ich ihm gegeben hatte.
"Komisch, dein Handy klingelt gar nicht.", sagte er gespielt überrascht und schaute mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an.
"Hab es auf lautlos.", nuschelte ich.
"Warum lügst du?", fragte er leicht wütend und kam auf mich zu.
"Tu ich nicht.", redete ich mich heraus und wollte an ihm vorbei, doch er stellte sich mir in den Weg.
"Sehe ich so dumm aus? Dass du denkst, du kannst mich verarschen?", knurrte er.
"Nein.", stieß ich ängstlich hervor, während er mich nicht aus den Augen ließ.
"Dann erklär mir das.", verlangte er streng und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ich vertraue einfach nicht jedem, okay? Und ich kenne dich ja fast gar nicht. Sorry...", sagte ich aufgeregt in der Hoffnung, dass er sich beruhigen würde. Und tatsächlich, sein Blick lockerte sich etwas auf.
"Ich bin Husseins Bruder. Warum sollte ich dir Schaden wollen?", fragte er mit enttäuschtem Blick.
"Weil du nicht der erste wärst.", sagte ich betrübt, woraufhin er hellhörig wurde.
"Warte mal, erklär mir das.", forderte er und hielt mich sanft am Arm fest, als ich an ihm vorbei wollte.
"So viel Zeit haben wir nicht. Ist eine lange Geschichte.", sagte ich entschuldigend, woraufhin er mir wieder losließ.
"Dann gib mir wenigstens deine richtige Nummer.", sagte er mild und reichte mir wieder sein Handy. Nach kurzem zögern nahm ich es und gab dieses mal meine richtige Nummer ein. Als ich ihm das Handy wieder gab, rief er direkt die Nummer an.
"So viel zum Thema lautlos.", sagte er grinsend, als mein Handy in meiner Hosentasche anfing zu klingeln.
"Kann ich jetzt bitte gehen?", fragte ich ihn hoffnungsvoll, als das klingeln in meiner Tasche wieder verstummte.
"Die Tür ist offen.", antwortete er grinsend, woraufhin ich ihn dankbar anlächelte.
"Ich schreib dir.", rief er mir hinterher, als ich seine Wohnung verließ.
"Was habt ihr da drin gemacht? Ich wollte gerade reinkommen und dich holen.", meckerte Samra, als ich nach draußen trat und er direkt vor mir stand.
"Nur geredet. Alles gut.", sagte ich ruhig und lief an ihm vorbei.
"Und über was? Oder ist das ein Geheimnis?", fragte er schnippisch und lief mir hinterher.
"Hallo? Habt ihr gevögelt oder was?", fuhr er mich an und drehte mich an der Schulter zu ihm um.
"Bist du bescheuert?", fragte ich ihn wütend und schlug seine Hand von meiner Schulter weg.
"Ich kenne meinen Bruder. Also, habt ihr?", fragte er erneut.
"Spinnst du jetzt komplett? Ich bin mit Vladislav zusammen, schon vergessen? Ist ja nicht dein Ernst!", schrie ich ihn wutentbrannt an, weil ich einfach nicht glauben konnte, dass er mir sowas unterstellte.
"Außerdem, wie stellst du dir das bitte vor? Wir waren vielleicht fünf Minuten alleine. Keine Ahnung wie schnell du normalerweise Sex hast, aber ich würde das ein bisschen sehr knapp finden!"
"Worüber habt ihr geredet?", fragte er finster und baute sich vor mir auf.
"Wenn es dich so brennend interessiert - er wollte meine Nummer, und ich hab ihm die falsche gegeben. Fand er nicht so lustig. Frag ihn doch, wenn du mir nicht glaubst.", fauchte ich ihn an.
"Beweg dich.", knurrte er und drehte mich wieder um, damit er mich ein kleines Stück schubsen konnte um mich in Bewegung zu bringen.
"Hör auf zu schubsen, ich bin kein kleines Kind!", brüllte ich. Ich war so sauer in diesem Moment, dass ich mich kaum zurückhalten konnte.
"Willst du diese Diskussion jetzt wirklich nochmal führen?", fragte er laut, als wir beim Auto ankamen, aber ich antwortete ihm nicht.
"Steig ein.", befahl er und öffnete mir die Beifahrertür.
"Sonst was?", provozierte ich mit verschränkten Armen und machte meinen Rücken gerade.
"Sonst liefer ich dich wirklich noch bei Khalil aus.", drohte er.
"Das würdest du nicht machen.", sagte ich schockiert.
"Steig ein.", widerholte er knurrend, was mich dazu brachte zu tun was er verlangte.
"Wir fahren zu deinen Eltern.", sagte er kalt, als er hinter dem Lenkrad saß.
"Super.", sagte ich gespielt begeistert und schaute dann aus dem Fenster.
"Glaub mir, ich hab genauso wenig Bock darauf wie du. Aber wir müssen das machen, wenn du jemals wieder Kontakt zu deinen Eltern haben willst.", sagte er während er losfuhr.
Seine Aussage ließ mich für einen Moment meine Wut auf ihn vergessen. Dass meine Eltern mit Kontaktabbruch gedroht hatten wenn er mich nicht zu ihnen bringt, hatte ich total ausgeblendet. Aber er anscheinend nicht. Nach zehn Minuten kamen wir bei dem Haus meiner Eltern an, wo Samra direkt davor parkte.
"Kein Wort darüber, dass du weißt was sie von mir verlangt haben. Sie denken, du weißt nichts davon. Lass es mich nicht bereuen, dir vertraut zu haben.", sagte er, als er sich eine Zigarette anzündete.
"Wollen sie mit uns beiden reden oder nur mit mir?", fragte ich und tippelte nervös vom einen Bein auf das andere.
"Keine Ahnung, ich glaube nur mit dir.", antwortete er und beobachtete mein aufgeregtes Zappeln.
"Bleib ruhig. Sie wollen nur reden.", sagte er sanft und zog ein letztes mal an seiner Kippe, bevor sie in hohem Bogen weg flog.
"Schon klar. Ich hab nur Angst, dass mich genau so vor die Wahl stellen wie dich.", sagte ich mit schwitzigen Händen und betrachtete das Haus, in dem ich mich früher mal wohl gefühlt hatte.
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Mademoiselle
FanfictionJosy begegnet zwei Menschen, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen - und das nicht gerade auf die gute Weise. Zum einen Capi, der sie wegen seiner kriminellen Geschäfte immer wieder alleine lässt, und zum anderen Samra, der sie wie Dreck beha...