Vladislav
„Ich störe ja wirklich nur ungern, aber es gibt Probleme." Samra stand in der Tür und schaute mich ernst an. Nur ungern löste ich mich von Josy und wandte mich ihm zu.
„Was für Probleme?"
„Kommt mit runter." Antwortete er nur und lief voraus. Schweigend folgten wir ihm und trafen unten in der Küche auf Granit, der angespannt hin und her lief, während er sein Handy nicht aus den Augen ließ.
„Grano was los?" fragte ich sofort und er schaute ernst auf.
„Wir haben ein Problem." Sagte er und steckte sein Handy weg.
„Ich hab meine Jungs angewiesen immer mal bei Josys Wohnblock vorbei zu fahren, ob alles ruhig ist. Die haben mich eben angerufen, seit heute Morgen steht da immer wieder dasselbe Auto mit zwei Arabern drin. Die Jungs meinten, dass die wohl Fotos gemacht haben und der eine ständig am Handy ist. Ich glaube, das könnten Khalils Leute sein." Während Granit redete, spürte ich, wie Josy sich hinter mir an meinen Arm klammerte. Ich konnte ihren rasenden Herzschlag förmlich hören.
„Und was machen wir jetzt?" fragte Samra, der sich an den Küchentisch gesetzt hatte.
„Zurück würde ich auf jeden Fall erstmal nicht gehen." Kam es nur von Granit, und im selben Moment klingelte sein Handy. Er nahm ab und redete irgendetwas auf Albanisch, während er nach draußen ging. Alles was ich aus dem Gespräch entnehmen konnte, war so etwas wie „Bleibt trotzdem weiter dort." Oder so ähnlich. Ich konnte nur Bruchstücke von der Sprache, weil Granit mir hier und da etwas beigebracht hatte.
„Meinst du, die finden uns hier?" Fragte Josy, die sich ängstlich an mich geklammert hatte.
„Keine Ahnung." War das einzige, was mir dazu einfiel. Ich hatte in dem Moment wirklich keinen Plan. Am liebsten hätte ich diesen Hundesohn persönlich aufgesucht und aus dem Weg geräumt, aber ich durfte nicht auffallen. Nicht schon wieder. Wenn ich jetzt irgendeinen Fehler machen würde, würden die Bullen mich holen. Und das wusste der Pic ganz genau.
„Dann steht es wohl nicht mehr zur Debatte, ob wir hierbleiben oder nicht. Wir haben gar keine andere Wahl." Bemerkte Samra und rieb sich müde über die Augen.
„Und unsere ganzen Sachen? Wie kriegen wir das hier her, ohne dass jemand bemerkt wo das alles hinwandert? Wenn die uns wirklich observieren, dann finden die das doch ganz schnell raus, oder'?" fragte Josy mit brüchiger Stimme..
„Macht euch deswegen keine Sorgen. Ich klär das schon." Sagte ich ruhig und legte meinen Arm um das zitternde Mädchen neben mir.
„So, die sind weggefahren. Die Jungs halten aber trotzdem weiter Wache. Ich hab auch gleich noch Ghassan Bescheid gesagt, kommt morgen gleich vorbei und dann gucken wir, wie es weiter geht. Für den Anfang ist es glaube ich besser, wenn wir alle erst einmal schlafen gehen. Der Tag war anstrengend...für einige von uns." Sagte er und schaute dabei direkt auf Josy und danach auf mich. Ja ich weiß, ich hab mich verhalten wie der letzte Arsch. Aber ich habe das Zeug einfach gebraucht. Was soll ich machen, wenn mein Kopf einfach zu voll ist? Ist ja auch kein Wunder, bei der ganzen Scheiße, die hier jeden Tag abgeht.„Lass uns schlafen gehen." Murmelte Josy und küsste meine Hand, die über ihre Schulter hing. Nach einem kurzen Nicken von Samra gingen wir schließlich wieder nach oben. Josy wollte sich schon ins Bett legen, während ich nochmal unter die Dusche sprang. Gerade als ich fertig war, kam Samra ins Badezimmer, um sich die Zähne zu putzen.
"Habibi so geil dass wir jetzt alle zusammen hier wohnen." sagte er glücklich.
"Auf jeden. Und vor allem sind wir erst mal sicher. Beziehungsweise Josy. Das Haus hat ne super teure Alarmanlage."
"Meinst du echt der würde so weit gehen?" fragte er skeptisch.
"Ja. Immerhin hätte er euch beide gekillt, wenn du keinen Plan gehabt hättest. Respekt nochmal dafür." sagte ich und klopfte ihm auf die Schulter.
"War ja nicht allein mein Verdienst." Antwortete er und widmete sich seiner Zahnseide.
"Egal. Ohne dich wäre sie tot. Ich bin so froh, dass ich dich kennen gelernt habe. Du bist der beste Bruder den man sich wünschen kann, ehrlich."
"Bin auch froh, Habibi. Ich steh immer hinter dir, du weißt. Egal ob mit Rap oder ohne."
"Richtig süß Bra." sagte ich grinsend.
"Aber zurück zu Khalil, was machen wir wenn er uns findet? Wir sind ja nicht unsichtbar. Irgendwann wird er uns finden."
"Keine Ahnung. Wir können Josy auf keinen Fall aus den Augen lassen. Wenn ihr was passiert geht mein Leben zuende Bratan. Sie ist mein leben. Ich kann nicht ohne sie." sagte ich ernst und machte meinen Zopf neu.
"Was war eigentlich los bei euch?"
"Ach frag nicht. Hatte zu viel Jayjo, du weißt. Bin anscheinend bisschen eskaliert heute früh."
"Oh Habibi. Warum machst du das immer wieder? Das erklärt, warum Josy so fertig war." sagte er kopfschüttelnd.
"Wie, fertig?" Hakte ich nach.
"Naja fertig halt. Hatten heute früh kurz Stress, weil sie mitbekommen hat wie ich Valentina rausgeschmissen hab. Sie fand ich war zu fies." Lachte er und kämmte sich die Haare.
"Warum fies, wenn du einer Kahba den Laufpass gibst? Hast wenigstens Geld für Taxi springen lassen?"
"Nö." Sagte er locker und wir lachten beide lauthals los.
"Böser Samra." Scherzte ich, doch er zuckte nur mit den Schultern.
"Bin halt ein Bad Boy Habibi." grinste er.
"Sollte ein neuer Song werden." schlug ich vor.
"Stimmt, wäre bestimmt geil." lachte er wieder und schubste mich fröhlich.
"Schlaf gut, Bad Boy." sagte ich und boxte gegen seine Schulter."Rutsch ein Stück Baby." flüsterte ich und klopfte Josy leicht auf den Hintern, damit sie sich bewegte. Ich legte mich zu ihr unter die Decke und schaute sie an. Kurz danach öffnete sie verschlafen die Augen.
"Wo warst du so lange?"murmelte sie und rückte näher zu mir. Ich streichelte ihr sanft über den Arm, während sie wieder die Augen schloss.
"Im Bad. Hab kurz mit Samra geredet, alles gut." sagte ich leise.
"Worrüber habt ihr geredet?" fragte sie neugierig, mit geschlossenen Augen.
"Dies und das, nicht so wichtig Baby. Schlaf jetzt. War harter Tag." flüsterte ich und wartete, bis sie eingeschlafen war. Am liebsten hätte ich die Nacht durchgemacht. Diese verdammten Albträume machten mich einfach fertig. Aber ich konnte nicht schonwieder ziehen. Ich weiß, dass das Zeug nicht gut ist. Aber manchmal ist es das einzige, was mir helfen kann.

DU LIEST GERADE
Mademoiselle
FanficJosy begegnet zwei Menschen, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen - und das nicht gerade auf die gute Weise. Zum einen Capi, der sie wegen seiner kriminellen Geschäfte immer wieder alleine lässt, und zum anderen Samra, der sie wie Dreck beha...