Part 55 ~ Der perfekte Schwiegersohn

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Die Jungs saßen im Esszimmer und redeten über ihren Song, während ich meiner Mom beim Abwasch half. Mein Vater war kurz nochmal weg, um ein bisschen Kuchen zu holen, falls wir zum Kaffee bleiben wollten.
„Also..." fing sie an, schloss die Küchentür und verhinderte somit dass die Jungs uns hören konnten.
„Tut mir leid dass ich dachte, Hussein wäre dein Freund. Ich möchte nicht dass du denkst dass ich deswegen Vladislav nicht mag." erklärte sie ruhig.
„Ist schon okay. Du konntest das ja nicht wissen. Es ist nur...ach egal." murmelte ich nachdenklich und trocknete die Teller ab.
„Was ist los? Magst du Hussein vielleicht doch mehr als du zugeben möchtest?" fragte sie vorsichtig und erntete dafür einen entsetzen Blick von mir.
„Nein, ich liebe Vladislav. Es ist nur...naja wie soll ich das sagen...wie findest du Samra?" flüsterte ich, aus Angst, dass er mich hören könnte. Meine Mom schaute mich erst nachdenklich an, lächelte dann aber.
„Warum grinst du?"
„Ach nur so. Samra ist sein Künstlername oder? Ich vergesse das immer wieder. Ich musste gerade überlegen wen du meinst, aber jetzt hab ich es kapiert." Nun musste auch ich grinsen.
„Naja, ich finde er ist ein netter junger Mann. Er ist so hilfsbereit und immer freundlich. Er ist einfach so eine gute Seele. Hättest du mir nicht Vladislav vorgestellt, hätte ich dich mit ihm verkuppelt." lachte sie und spülte das Besteck.
„Na Gott sei Dank hast du es nicht gemacht" murmelte ich.
„Warum fragst du? Ihr versteht euch doch gut, oder?" Fragte sie skeptisch. Wenn sie wüsste.
„Naja Samra ist sehr...gewöhnungsbedürftig." sagte ich und spielte mit dem Geschirrhandtuch herum.
„Wie meinst du das?" Nun lächelte sie nicht mehr.„Ach keine Ahnung. Er kann eben sehr launisch sein." Und das war noch nett ausgedrückt.
„Ich glaube das bildest du dir nur ein. Er ist so lieb und nett. Ich kenne ihn schon etwas länger, und er könnte keiner Fliege etwas zu leide tun." Okay, meine Mutter sah anscheinend alles durch eine rosarote Brille.
„Er ist mittlerweile wie ein Sohn für mich geworden. Er war so oft bei uns und hat geholfen, wo er nur konnte. Sieh ihn einfach als großen Bruder, hm?" sagte sie und strich mir liebevoll durch die Haare.
„Mama er ist nicht so wie du denkst. Er ist..." ich stoppte abrupt, als die Küchentür aufging und Samra reinkam.
„Kann ich irgendwas helfen?" Er lächelte meine Mutter wie ein unschuldiger, kleiner Junge an.
„Nein vielen Dank, Josy räumt nur noch das Besteck ein und dann sind wir schon fertig. Ich gehe schon mal rüber, kommt dann einfach nach." lächelte sie ebenfalls und verschwand wieder ins Esszimmer. Ich ignorierte Samra und drehte mich wieder zur Küchentheke, um das Besteck in den Kasten einzusortieren. Mich überkam ein merkwürdiges Kribbeln, als ich ihn hinter mir spürte.
„Deine Eltern dürfen nichts von der Sache mit Khalil wissen, das ist dir hoffentlich bewusst."
Ich konnte Samras Atem in meinem Nacken spüren. Sofort beschleunigte sich mein Puls und ich zog meine Schultern nach oben, um ihn abzuweisen.
„Mach dir deswegen mal keine Sorgen." sagte ich arrogant und versuchte, ruhig zu bleiben.
„Gut." Seine Hände strichen durch meine Haare und legten sie nach hinten. Ich wurde immer unruhiger und wäre am liebsten einfach raus gegangen, aber ich war wie gelähmt. Die Sekunden vergingen wie Minuten und ich polierte zum gefühlt zehnten mal die Gabel in meiner Hand mit dem Geschirrhandtuch.
„Übrigens..." raunte er leise und legte seine Hände auf meine Schultern. Ich schluckte schwer und mich durchfuhr ein eiskalter Schauer.
„Solltest du lieber ganz genau überlegen, was du deinen Eltern über mich erzählst." Seine Hände gruben sich mit einem schmerzhaften Druck in meine Schultern, während ich wie versteinert da stand und versuchte, nicht qualvoll aufzustöhnen.
„Hussein, Josy, kommt ihr?" rief meiner Mutter aus dem Esszimmer und der Druck auf meinen Schultern wurde weniger, bis er schließlich von mir abließ. Ich atmete erleichtert auf und Samra trat lächelnd einen Schritt zurück.
„Warum machst du das" flüsterte ich und rieb mir die schmerzenden Schultern.
Den Schritt den er eben von mir wegtrat, holte er schnell wieder auf und packte mich sanft am Nacken, um mich zu ihm ran zu ziehen.
„Damit du keine Scheiße baust" zischte er in mein Ohr und ließ mich dann wieder los.
„Gut zu wissen, wie sehr du mir vertraust" meine Stimme triefte vor Ironie und ich steuerte leicht genervt zurück ins Wohnzimmer, dicht gefolgt von Samra.
„Alles klar bei euch?" fragte Vladislav, der mich besorgt ansah.
„Ja alles gut." versicherte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange, bevor ich mich wieder neben ihn setzte.
„Jetzt erzählt mal, wie habt ihr euch kennen gelernt?" fragte meine Mutter neugierig und lächelte Vladislav und mich an.
„Das ist eine lange Geschichte. Kurz gesagt, er hat mir das Leben gerettet." schmunzelte ich und griff nach Vladislavs Hand unter dem Tisch.
„Naja Leben gerettet ist übertrieben. Da war so ein ekelhafter Typ der sie nicht in Ruhe gelassen hat und ihr dann noch KO-Tropfen gegeben hat. Ich bin nur dazwischen und hab sie dann mit zu mir genommen, weil sie Bewusstlos war." erklärte er und legte unsere ineinander verschränkten Hände auf seinem Bein ab.
„Oh na da hast du aber richtig Glück gehabt, dass Vladislav da war. Sonst wäre ja wer weiß was passiert." stellte meine Mutter schockiert fest.
„Und was ist sonst noch alles so passiert? Ich habe neulich Lea getroffen und sie meinte irgendetwas davon, dass du wohl ganz schön in Schwierigkeiten gesteckt hast und Samra dir geholfen hat." Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie Samra seine Fäuste anspannte. Vladislavs Hand verkrampfte sich ebenfalls, als meine Mutter das Thema ansprach.
„Keine Ahnung was sie gemeint hat„ tat ich nichtsahnend und versuchte mir die Lüge nicht anmerken zu lassen.
„Bist du dir sicher? Sie sagte etwas von einem Typen, der dich bedroht hatte."
„Ich hab wirklich keine Ahnung, es ist nichts gewesen" log ich weiter. Meine Mutter durfte das natürlich nicht wissen. Nicht wegen Samras Drohung, sondern weil sie dann erfahren würde dass mein Freund kriminell ist und sein ehemaliger bester Freund mich umbringen möchte. Sie muss ja nicht alles wissen, oder?

Irgendwie schaffte ich es das Thema zu wechseln und wir unterhielten uns über alles mögliche. Meine Kindheit, über Vladislav und mich, was es alles neues gab und natürlich über Samras Beziehung zu meinen Eltern und was für ein toller Mensch er doch ist. Meine Mutter war so fasziniert von ihm, ich konnte das absolut nicht verstehen. Gerade als sie anfangen wollte zu schwärmen wie gut er doch zu mir passen würde, kam glücklicherweise mein Vater aus der Stadt wieder und hatte Kuchen mitgebracht. Ich nutzte die Chance um mich mal kurz raus zu schleichen, einfach nur um mal kurz durchzuatmen.
„Ich geh Kaffee ansetzen" sagte ich und schlenderte in die Küche. Vladislav wollte sich ebenfalls kurz die Beine vertreten und folgte mir, um mir zu helfen.
„Baby alles gut?" fragte er und schlang seine Arme von hinten um meinen Bauch, während ich die Kaffeemaschine einschaltete.
„Ja, warum fragst du?" antwortete ich und drehte mich zu ihm um.
„Nur so. Dachte du hast wieder Stress mit Samra gehabt. Sorry dass ich zu spät gekommen bin, aber es ging wirklich nicht anders." entschuldigte er sich und strich mir sanft durch die Haare.
„Ist schon okay, ich bin nicht sauer" flüsterte ich und augenblicklich trafen seine Lippen auf meine.
„Weißt du was ich jetzt gerne machen würde?" nuschelte er zwischen den Küssen und wanderte mit seiner Hand zu meinem Hintern.
„Nicht hier" Ich schob seine Hand wieder weg und legte sie an meinem Rücken ab, wodurch er mich mit einem Ruck an sich ran drückte.
„Wenn wir nicht gerade bei deinen Eltern wären würde ich dich hier und jetzt auf der Küchentheke durchnehmen" brummte er und verwickelte mich anschließend in einen langen, leidenschaftlichen Kuss bevor er sich von mir löste.
„Aber ich kann warten bis wir zu Hause sind." Er grinste verstohlen und deckte dann den Tisch ein, während ich wartete bis die Kaffeemaschine fertig war.

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