"I don't want to talk." "Then just listen!"

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„When people talk, listen completely. Most people never listen.“ – Ernest Hemingway

Beim Anblick ihres Vaters drohte Lounas fast schon professionell aufgesetzte Maske zu brechen. Sie wollte einfach losheulen und sich in die Arme ihres Papas werfen und sich so lange an seiner Schulter vergraben, bis keine Tränen mehr übrig waren, so wie früher.

Aber das ging eben nicht, wenn er der Grund für all die Trauer und Nervosität war.

„Worüber?“, fragte der Angesprochene, als ob er nicht genau wüsste, warum sie da war.

„Deine Reaktion auf meine Verlobung“

„Ich wüsste nicht, was es da zu reden gibt.“ Die Kühle in seiner Stimme verunsicherte sie.

„Gut, dann hörst du eben nur zu.“, antwortete sie trotzdem so selbstbewusst wie es ihr möglich war. Ihr Vater sagte darauf nichts weiter. Er blieb einfach auf seinem Schreibtischstuhl sitzen und wartete darauf, dass seine Tochter etwas tat oder sagte.

Louna setzte sich auf das kleine Sofa, dass dem Schreibtisch gegenüber stand, legte ihr rechtes Bein über das linke und atmete noch einmal tief durch, bevor sie anfing zu reden.

„Ich habe gestern mit der Erwartung hier angerufen, dass ihr euch für mich freuen würdet. Wir hatten vorher mit Charles‘ Familie telefoniert und alle haben sich gefreut. Also dachte ich mir ‚Hey, das lief ja gut. Dann werden sich Mama und Papa sicher auch freuen. Sie mögen Charles ja und eigentlich gibt es auch keinen Grund, warum sie sich nicht freuen sollten.‘ Ich glaube, du kannst dir vorstellen, wie schmerzhaft es war zu merken, dass du ihn wohl doch nicht magst. Und dass du, gerade du, der mich in allem unterstützt hat, seitdem ich auf dieser Welt bin, mich in dieser, der größten und  besten Entscheidung meines Lebens, nicht unterstützt.

Aber das musst du auch eigentlich gar nicht. Ich bin nicht mehr darauf angewiesen, dass du mich unterstützt. Trotzdem wäre es natürlich schön, wenn du es tun würdest. Was du jedoch langsam mal tun solltest, ist, meine Entscheidungen zu akzeptieren. Ich bin 22 Jahre alt, habe eine eigene Wohnung, ein eigenes Auto, einen stabilen, gut bezahlten Erwachsenenjob. Ich bin in der Position eigene Entscheidungen zu treffen, ohne mich dafür rechtfertigen zu müssen. Du musst das alles nicht gut finden, aber es würde schon helfen, wenn du meine Entscheidungen akzeptierst. Vor allem diese. Ich liebe Charles und ich werde ihn heiraten. Und es wäre schön, wenn du dabei wärst, wenn es so weit ist.“ Lounas Vater setzte an, um etwas zu sagen, aber seine Tochter war noch nicht fertig. Sie hob kurz ihren Finger, um ihn zu stoppen, was seine Wirkung nicht verfehlte.

„Ich verstehe, dass du nicht begeistert bist. Vielleicht davon, dass wir erst seit drei Monaten zusammen sind. Oder davon, dass es überhaupt ein Mann ist, an den ich mich fest binden will, Väter mögen das nicht, schon klar. Aber du musst dir überlegen, dass Charles nicht einer meiner üblichen Idioten ist. Mein Männergeschmack war in der Vergangenheit eher suboptimal, ich weiß. Aber Charles ist… ich kenne ihn, wir kennen ihn, seit fast 13 Jahren.

Und was die Länge unserer Beziehung angeht: Nur weil wir offiziell erst seit 3 Monaten zusammen sind, heißt das nicht, dass unsere Beziehung am Anfang steht. Du hast keine Ahnung, wie lange Charles und ich darauf gewartet haben, was wir durchgemacht haben, bevor wir endlich eine Beziehung eingehen konnten.“ Jetzt kamen die mühsam zurückgehaltenen Tränen doch ein wenig durch. Ihre Augen glänzten verräterisch, aber sie konnte das Wasser in ihnen behalten.

When Your Past Becomes Your Future (Charles Leclerc FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt