Where are my feelings?

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"Hope fills the holes of my frustration in my heart." - Emanuel Cleaver

"Es gibt so viele Rennstrecken auf dieser Welt, aber sie versammeln sich natürlich wieder alle hier, weil man ja nirgendwo anders fahren kann", regte Louna sich mal wieder über das Überangebot an Rennserien und die Masse an dazugehörigen Fahrern auf. Manuel und Paul lachten leise. "Du machst doch eh die nächsten zwei Tage Innendienst, da nerven die dich doch nicht so" "Ja, aber heute", seufzte das Mädchen und stand widerwillig auf. Es war Freitag, Mittagspause für alle. Alle drei Rennserien, F3 bis F1, hatten bereits ein Training absolviert. Als nächstes stand das zweite freie Training der Formel 1 an. Charles war Mittwoch am Pool wohl einfach gegangen, was Louna ihm aber auch nicht übel nahm, sie hatte ihn ja schließlich auch nicht geweckt. Außerdem wusste sie es auch nicht genau, sie hatte ja geschlafen.
Donnerstags, bei mal wieder über 30°C, war nicht viel passiert. Sie war bei der Pressekonferenz gewesen, die aber auch nicht spannend gewesen war. Charles hatte sie einige Male angelächelt, was sie auch immer erwidert hatte, aber das war es auch gewesen. Das Highlight des Tages war der Regenschauer gewesen, der gegen 19 Uhr über der Rennstrecke niedergegangen war. Louna und ihre Kollegen waren klatschnass gewesen als sie am Auto angekommen waren. Alle hatten gehofft, dass sich das Wetter dadurch generell ein wenig abkühlte. Freitag morgens hatten sie alle dann gemerkt, dass das definitiv nicht der Fall war. Es war schwül warm, zum ersten freien Training der F1 schon 26°C Luft- und 41°C Streckentemperatur. Jetzt, als Louna sich für das zweite freie Training auf den Weg zur Mixed Zone machte, waren es schon wieder über 30°C. Mit vielen Menschen auf einem Fleck stehen war auch schon mal angenehmer gewesen. Gegen Mitte des Trainings schien die Hitze den Fahrern langsam zu Kopf zu steigen. Kurz hintereinander setzten sowohl Max Verstappen als auch Valtteri Bottas ihr Auto in die Wand. Der eine mit dem Heck voran, der andere mit der Nase zuerst. Kurz nach dem zweiten Restart gab es fast wieder eine rote Flagge. Vettel, der damit das letzte Top Team repräsentierte, kam nur Zentimeter vor der Wand zum Stehen und verhinderte eine weitere Unterbrechung. Charles stand am Ende mit der Bestzeit des Trainings in der Tasche vor Louna. Bildete sie sich das ein oder wurden seine Wangen ein wenig rot als er mit ihr sprach? Louna schob es auf die Hitze, sie selbst war sicher auch ganz rot. Er lächelte sie sanft an während sie ihn interviewte.

Pierre sprach gerade mit den britischen Reportern als er bemerkte, dass Charles bei Louna stand. Sehr interessiert und neugierig beobachtete er was passierte. Louna wirkte sehr professionell, fragte ihn was sie wissen wollte und hielt ihm ihr Aufnahmegerät unter die Nase. Charles hingegen hatte wohl jegliche Professionalität, die er je gehabt hatte, verloren. Die knallroten Wangen und das leicht dämliche Lächeln passten nicht zu dem sonst so professionellen Charles Leclerc. Pierre lachte leise in sich hinein. Charles war so offensichtlich verliebt, dass es fast schon weh tat zu sehen, wie die beiden umeinander rumtänzelten. Wäre es nach Pierre gegangen, wären die beiden schon lange zusammen. Giada war nett und Pierre war immer gut mit ihr klar gekommen, aber Charles liebte nunmal Louna, also war Pierre in Team okay, den Shipname musste er sich noch ausdenken, aber das war jetzt die kleinste seiner selbst auferlegten Aufgaben. Pierre hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die beiden zusammen zu bringen. Hätte er gewusst, wie lange das noch dauern würde, hätte er sich mehr Hilfe gesucht.

"Was war das denn jetzt schon wieder?! Come on Charles", fluchte er leise. Es war doch nicht normal, dass sich sein Gehirn völlig abschaltete, sobald Louna vor ihm stand. Das musste aufhören! Das Mittwoch am Pool war schon schlimm genug gewesen, aber er musste sich in ihrer Gegenwart wenigstens noch artikulieren können. "Gehirn, mach deinen Job!", flüsterte er wütend. Ein Lachen ertönte hinter ihm und jemand legte den Arm um seine Schultern. Pierre grinste ihn amüsiert an. "Ja, dein Gehirn war wirklich nicht so auf der Höhe heute. War sehr lustig mit anzuschauen" Charles stöhnte auf. "Du hast das gesehen? Ich weiß nicht was in letzter Zeit mit mir los ist" "Ich kann dir sagen, was mit dir los ist, du bist verliebt" "Bullshit" "Kein Bullshit. Du vermisst Louna sofort, wenn sie dir mal nicht alle zwei Minuten schreibt, wenn du sie ansiehst schießen Herzen aus deinen Augen und dein Gehirn setzt aus, wenn sie vor dir steht und mit dir redet. Alles Anzeichen für Verliebtheit." "Ich habe eine Freundin" "Diese Aussage hat absolut nichts mit meiner Aussagen zu tun" Charles seufzte genervt. "Du nervst" "Und du bist feige. Küss sie einfach, werdet glücklich und kriegt viele kleine Lounas und Charlies" "Ja, wohl eher nicht. Hast du nicht irgendwas Besseres zu tun?" "Habe ich tatsächlich. Wir sehen uns" Charles atmete erleichtert auf. "Aber denk drüber nach!", rief Pierre als er in die Red Bull Garage einbog. "Du kannst mich mal", rief Charles zurück und war froh, dass die wenigstens Menschen um sie herum Französisch verstanden. Pierre lachte nur und war endlich weg. Falls Charles bewusst war, dass Pierre Recht hatte, was definitiv der Fall war, dann gestand der Monegasse es sich auf Biegen und Brechen nicht ein. Warum auch, wäre ja langweilig gewesen, wenn das alles schnell gegangen wäre. Charles war froh ein paar Minuten später im Konferenzraum zu sitzen und über die Arbeit reden zu können. Das verstand er wenigstens. Er saß gegenüber von Seb, der ihn kurz anlächelte als er sich hinsetzte. Charles lächelte ein wenig gequält zurück. Seb warf ihm einen skeptisch fragenden Blick zu, aber sein Teamkollege schüttelte kurz den Kopf und sagte tonlos: 'Alles gut' Seb nahm es hin, wusste aber genau, dass es gelogen war.

Über eine Stunde später war er endlich im Hotel. Was. Ein. Tag. Charles zog sich die Decke über den Kopf und grunzte in sein Kissen. Menschen waren so anstrengend. Autofahren war viel einfacher als mit anderen Leuten zu interagieren. Morgen würde er so spät wie möglich zur Strecke fahren und so früh wie möglich wieder weg. Das ganze Louna-Giada Gefühlsdrama machte ihm wirklich zu schaffen. Er war mental müde von der ganzen Sache. Sein Handy blinkte auf. Zwei Nachrichte. Eine von Giada, eine von Louna. "War ja klar", seufzte er, legte das Handy zur Seite und rollte sich unter der großen Bettdecke zusammen. Das hatte er zum letzten Mal gemacht, da war er ein kleiner Junge gewesen. Es hatte immer noch den gleichen beruhigenden Effekt wie damals. Mit der Decke vollkommen über sich fühlte er sich sicher, sie bildete eine Art Schutzwand zum Rest der Welt. Charles schloss die Augen und schlief ganz schnell ganz tief ein.

Exakt so wie er eingeschlafen war, wachte er auch wieder auf. Die Decke lag immer noch so über ihm wie am Abend zuvor. Er fühlte sich körperlich ausgeruht und bereit für den Tag, das musste reichen, gegen das Chaos in seinem Kopf konnte er so auf die Schnelle nichts machen. Frühstück auf dem Zimmer, erst kurz vor knapp in die Lobby und dann als erster ins Auto. Bloß nicht mehr Menschen begegnen als nötig. Die Zeit zwischen den Sessions und Interviews verbrachte er in seinem Raum im Motorhome. Wenn er doch mal in die Öffentlichkeit musste, hatte er Kopfhörer in den Ohren. Charles wollte wieder in sein Bett, unter seine Decke. Zum Glück hatten das Auto und der Helm eine ähnliche Wirkung auf die Interaktionsrate mit Menschen wie die Bettdecke. Bis auf seinen Renningenieur und ein paar andere sehr ausgewählte Personen konnte dort niemand mit ihm reden und ihm in die Augen sehen konnte schon mal niemand. Es war schwieriger für ihn an diesem Tag in seinen gedanklichen Tunnel zu kommen, aber er schaffte es und irgendwie war der Tunnel diesmal noch undurchdringlicher als sonst. Das dritte freie Training war super gelaufen und das wollte er nun wiederholen. Q1 und Q2 waren schon ganz gut gewesen, aber Q3 fuhr er wie in einem Rausch. Er bekam nicht wirklich mit, welche Zeiten er fuhr, was die anderen fuhren und dass sein Teamkollege gar keine Zeit fuhr. Charles wurde erst wieder in etwas wie die Realität zurück geholt als sein Renningenieur ihm durchs Teamradio lautstark zur Pole Position zu beglückwünschen. Charles freute sich und reckte grinsend den Arm in die Höhe. Zweite Pole Position seiner Karriere, vielleicht wurde es ja diesmal etwas mit dem Sieg. Vorsichtig parkte er sein Auto vor dem Schild mit der Nummer 1 und wartete darauf, dass die anderen beiden anrollten. Der Red Bull mit Max drin kam als erster an. Charles, der schon aus dem Ferrari geklettert war und gerade seinen Helm abzog, lief kurz rüber und gratulierte dem noch im Wagen sitzenden Niederländer. Schließlich rollte auch der Mercedes von Lewis Hamilton an die richtige Stelle hinter der Nummer 2. Die Interviews brachten sie alle drei recht schnell hinter sich. Lewis hatte aber noch eine Anhörung bei den Stewards vor sich, weil er in Q2 Kimi Räikkönen behindert haben sollte. Sollte er des Aufhaltens für schuldig befunden werden, könnte ihn das drei Plätze nach hinten versetzen. Aber Max direkt hinter sich zu haben war auch nicht besser. Sie tapsten alle zur Pressekonferenz, während nun die Formel 2 Wagen über die Strecke rasten. Charles machte sich nach der Pressekonferenz ohne Umwege auf den Weg zurück zum Motorhome und von da aus, natürlich mit Erlaubnis des Teams, zum Hotel. "Endlich", seufzte er und ließ sich mit dem Gesicht voraus auf das Bett fallen. Kennt ihr das, wenn ihr eigentlich glücklich sein solltet, ihr aber einfach nichts fühlt? Nicht mal Unzufriedenheit oder irgendein anderes negatives Gefühl, sondern einfach nur Leere? Genau das durchströmte Charles gerade. Leere. Er wusste nicht, was mit ihm los war, warum er so fühlte, wie er fühlte (oder auch nicht fühlte), aber er hasste es. Lieber hatte er negative Gefühl, denn diese Leere machte ihm Angst. Charles machte sich nicht mal mehr die Mühe sein Handy einzustecken oder sich umzuziehen. Er blieb den Rest des Abends so auf dem Bett liegen und starrte aus dem Fenster bis es dunkel war und er endlich einschlief.

Am nächsten Morgen waren die Gefühle noch nicht zurückgekehrt. Charles frühstückte und zog sich an, während sein Handy ausgeschaltet am Ladekabel hing. Der Akku hatte die Nacht nicht überstanden und er brauchte wenigstens ein paar Prozente, um den Tag zu überstehen. Bevor er schließlich, wieder so spät wie möglich, sein Zimmer verließ, nahm er sich kurz Zeit, um sein Handy anzuschalten. Die Gefühle kamen alle auf einen Schlag zurück als er sah, dass er Nachrichten von Louna hatte. Alles was die letzten Tage nicht gekommen war überrollte ihn nun und er musste für ein paar Minuten sitzen bleiben, um das alles zu verarbeiten. Nach tagelanger Funkstille hatte sie ihm schließlich eine Nachricht geschrieben. Es waren nur vier Wörter, aber sie ließen sein Herz höher schlagen. Charles fühlte endlich wieder etwas.

Quizfrage: Was könnten die vier magischen Wörter sein, die unseren Charlie so glücklich machen?😌💕
Ich hoffe euch geht's allen gut😊
Bleibt gesund💕
Lots of love💕💕

When Your Past Becomes Your Future (Charles Leclerc FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt