When Your Past Becomes Your Future (Charles Leclerc FF)

Not exactly what he wanted

"Anything happens in Grand Prix racing, and it usually does." - Murray Walker

Charles konnte kaum in Worte fassen, wie froh er war, dass er dieses Gespräch endlich hinter sich hatte. Die beiden kannten sich und hatten sich nicht zerfleischt. Der Monegasse verbuchte das als Erfolg. Im Ferrari-Motorhome traf er auf seinen kleinen Bruder. Giada hatte sich unter die Zuschauer begeben. Die Brüder begrüßten sich kurz. Arthur hatte schon wieder dieses Grinsen auf den Lippen. "Was willst du Tutur?" Das war der Spitzname, den ihre Eltern ihm gegeben hatten als er noch ganz klein gewesen war. Charles benutzte ihn nur, wenn er seinen Bruder ärgern wollte. Doch der ging heute mit keinem Wort darauf ein. "Warum hat Louna die Hand kaputt?" "Hat sie dir doch erzählt" "Sie hat mir nur erzählt, dass sie einen Wutanfall gegenüber einem Blumenstrauß hatte. War es dein Blumenstrauß?" "Nein, der von George." "Warum war Louna wütend auf den Blumenstrauß ihres Freundes?" "Ex-Freund" Charles konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Arthurs Ohren spitzten sich. "Sie ist also wieder single", stellte er sehr zutreffend fest. "Aber ich nicht" "Aber du wärst es gerne" Stille füllte den Raum für einige wenige Momente. Arthurs Mund klappte leicht auf. "Ich habe den Nagel auf den Kopf getroffen, oder?", lachte Arthur. "Halt einfach die Klappe Tutur" Charles kleiner Bruder lachte. "Du wärst gerne single! Um mit Louna anzubandeln! Oh mein Gott! Du bist in deine beste Freundin verknallt! Schon wieder!" "Schrei nicht so", fuhr Charles ihn an. "Es muss nicht das ganze Paddock hören, was du dir in deinem komischen Kopf für Mist zusammenspinnst" "Nein, nein, nein, wenn es Mist wäre, wäre es dir egal, ob es jemand hört. Dich stört es nur, weil es wahr ist" Charles sah seinen Bruder ein letztes Mal an und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.

Louna stand währenddessen schon in der Mixed Zone in der Sonne. Das monegassische Wetter zeigte sich an diesem Tag von der besten Seite. Nach und nach trudelten die ersten Fahrer bei den Journalisten ein. Das erste Training der Formel 2 war gerade vorbei und überraschenderweise war die Strecke noch ganz. Knapp eine Stunde später startete auch endlich das erste Training der Formel 1. Die Autos flogen über die enge Strecke, eng an den Mauern vorbei, möglichst ohne sie zu tuschieren. Perfekt zum Start des Trainings zogen die Wolken von den Bergen über die Stadt und die Sonne verschwand.

Charles' Puls war auf dem Höhepunkt. Sein erstes Heimrennen in einem Ferrari, vor heimischem Publikum, vor seiner Familie, im prestigereichsten Team der Formel 1. Immer noch ein wenig ungläubig, aber über alle Maßen stolz, sah Charles kurz zu seiner Mutter, die etwas weiter hinten in der Box stand und ihrem Sohn zuschaute. Sie lächelte ihm liebevoll zu. Mit einem breiten Grinsen zog er sich seinen Helm über. Für das Rennen hatte er ein besonderes Helmdesign. Die eine Hälfte seines Helmes war seinem Vater gewidmet, die andere Hälfte Jules. Charles zog den Helm auf und atmete noch einmal tief durch. Wenige Minuten später war er auf der Strecke. Louna konnte ihren Stolz nicht verbergen als sie ihn auf der großen Leinwand sah. Er war so weit gekommen.

Leider lief das erste Training absolut nicht so wie man sich das bei Ferrari vorgestellt hatte. Keiner der beiden Fahrer kam in die Top 3. Natürlich war es nur ein freies Training, aber als Charles in die Mixed Zone kam, sah man trotzdem sofort, dass er enttäuscht war. Es dauerte wie immer eine Weile bis Louna endlich mit ihm reden konnte. Sie lächelte ihn stolz an. Charles lächelte nur kurz zurück. "Du und Sebastian, ihr fahrt dieses Wochenende beide mit einem besonderen Helmdesign. Seins erinnert an Niki Lauda, deins an deinen Vater und deinen Patenonkel. Hast du das selbst designed?", fragte sie als sie schließlich an der Reihe war. Charles nickte stolz. "Ja, hab ich tatsächlich. Natürlich hab ich nicht alles designed, ich hab ein paar Parts von ihren jeweiligen Helmen übernommen, aber zusammen gebastelt hab ich es tatsächlich allein" "In dir schlummern also ungeahnte Talente" "Talent ist vielleicht zu viel gesagt", lachte er. Dann verschwand er zurück zu Ferrari. Sie machte sich auf den Weg zu ihren Kollegen, ihr Magen knurrte so langsam, aber sie würde wahrscheinlich bis nach dem zweiten Training der Formel 1 kaum Zeit haben etwas zu essen. Das Catering war leider recht weit weg und es war ihr zu riskant etwas zu verpassen. Sie war fast beim Journalisten-Gebäude angekommen, da joggte von hinten jemand an sie heran und stoppte neben ihr. "Hi" "Arthur, hi, was gibt's?" Er hielt ihr eine Tüte unter die Nase. "Charles dachte, du hast bestimmt Hunger und ich soll den Boten spielen" Arthur beobachtete ihre Reaktion ganz genau. Lounas Augen begannen zu strahlen, ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus und sie wurde sogar ein wenig rot. "Dein Bruder hat mal wieder Recht, ich bin tatsächlich hungrig. Sag ihm danke von mir, ja? Und auch danke dir, dass du den Boten gespielt hast" Lächelnd drückte sie ihm einen kurzen Kuss auf die Wange, der natürlich von irgendwelchen Kameras eingefangen wurde, und ging dann ins Gebäude. Arthur grinste zufrieden. Seine Theorie verfestigte sich immer mehr.