"There's not a spark in sight. What a waste of lovely night." (A Lovely Night - La La Land)
Doch er hörte nichts. Keinen Schrei, kein Gemecker, nicht mal Reden. Das einzige was er hörte, während er die Scherben aufsammelte, war die Badezimmertür, die geschlossen und dann abgeschlossen wurde. Sobald sich der Schlüssel im Schloss gedreht hatte, rannte Charles ins Schlafzimmer. Louna schälte sich gerade aus dem Kleiderschrank und bedachte ihn mit einem giftigen Blick als sie sich an ihm vorbei durch die Tür schob. "Ich schulde dir was", wisperte er. "Allerdings, das tust du! Du bist so ein unglaublicher Idiot! Ich glaube es nicht, dass ich mich in deinem Schrank versteckt habe!", flüsterte sie energisch während sie zur Wohnungstür lief. Charles tappste geknickt hinterher. "Es tut mir leid" "Sollte es auch! Meld dich, wenn du wieder normal bist." "Ich bin normal" Ihr Gesichtsausdruck wechselte von wütend zu traurig. "Dann meld dich nie wieder." Charles schluckte. "Das meinst du nicht ernst" "Schau mir in die Augen und frag dich dann nochmal, ob ich das nicht ernst meine." Mit diesen Worten drehte sie sich um und wollte gehen, doch er stoppte sie: "Warte!" "Was?!" "Deine CD" Er hielt ihr sein Geschenk entgegen. Lounas Augen fokussierten kurz die CD und dann wieder sein Gesicht. Mit kalter Stimme und noch kälteren Augen zischte sie: "Behalt sie." Dann drehte sie sich schwungvoll um und lief eilig die Treppe runter. Charles stand wenige Momente lang wie versteinert im Flur. Das Geräusch der zufallenden Haustür holte ihn aus seiner Starre. Wie betäubt lief er wieder in die Küche und sammelte die restlichen Scherben vom Boden auf. Giada kam aus dem Badezimmer. Sie hatte nichts gehört, nichts mitbekommen, vermutete nichts. Die beiden aßen zusammen das, was Louna und Charles gemeinsam gekocht hatten. Er hatte sich noch nie so schlecht gefühlt.
Verstohlen wischte sie sich eine Träne von der Wange. Sie hätte niemals zum Flughafen fahren sollen! Warum war sie nur so blöd gewesen und hatte gedacht, seine Freundin würde keine Rolle spielen? Giada spielte immer eine Rolle! Louna wollte noch nicht nach Hause. Trotzdem fuhr sie zurück nach Nizza. Dort hatte sie ihren eigenen Parkplatz und stand niemandem im Weg. Doch in ihre Wohnung ging sie nicht. Nizza bei Nacht war sehr schön. Vor allem der Strand. Er war schön leer und das Plätschern des Meeres war sehr beruhigend. Allzu weit entfernt vom Strand wohnte sie nicht. Auf der Promenade setzte sie sich auf eine Bank und zog ihre Schuhe aus, um den Sand spüren zu können. Dann lief sie den kleinen Weg zum Strand runter. Als Teenager war sie sehr oft hier gewesen. Immer, wenn ihr Zuhause die Decke auf den Kopf gefallen war, war sie hierhergekommen, hatte sich in den Sand gesetzt, auf das Wasser hinausgesehen und Musik gehört. Louna fummelte ihre Kopfhörer aus ihrer Hosentasche, steckte sie in ihr Handy und suchte nach dem richtigen Lied für ihre Stimmung: Sie war aufgewühlt, wütend, traurig. Gab es da ein richtiges Lied für? Eine Freundin von ihr hatte mal gesagt, Linkin Park würde bei allem helfen, aber gerade hatte sie keine Lust auf Linkin Park. Ihr half jede Art von Musik, sie musste nur die richtige Stimmung haben. Die Wahl fiel schließlich auf ein paar Songs aus dem Filmsoundtrack von La La Land.
Louna setzte sich hin, die Schuhe legte sie neben sich in den Sand. Die Wellen brachen nur wenige Meter vor ihr. Der Sand war lauwarm, aufgewärmt von der Sonne aber mittlerweile schon wieder etwas abgekühlt. Sie grub ihre Füße in den Sand, unter der Oberfläche war er noch ein wenig wärmer. Der Strand war menschenleer. Auf der Promenade liefen noch einige Menschen herum, aber niemand sah das Mädchen, das im Sand saß und aufs Wasser starrte.
Louna verlor sich in der Musik und blendete alles um sich herum aus. Sie hatte ihre Beine angezogen, den Kopf auf ihren Knien abgelegt und die Arme um ihre Beine geschlungen. Ihre Gedanken standen völlig still. Die Musik war das Einzige, auf das sie sich konzentrierte. Nach dem ausgewählten Lied lief die Playlist einfach weiter. Es folgte eine wilde Mischung aus Songs in verschiedenen Sprachen, aus verschiedenen Genres. Über eine Stunde saß sie da und starrte aufs Wasser. Niemand betrat den Strand in dieser Zeit, sie war völlig allein. Erst als ihr Handy anfing wie wild zu klingeln erwachte sie aus ihrer kleinen Starre. Charlie❤ ruft an Kopfschüttelnd drückte sie ihn weg. Ihr Blick glitt zur Uhrzeit. Es war schon nach 23 Uhr. Marinette würde sich heute nicht mehr melden und wenn Louna ehrlich war, war ihr mittlerweile unheimlich kalt. Sie raffte sich auf und schlug den Weg zurück zu ihrer Wohnung ein. Der Weg dauerte etwa 20 Minuten, inklusive einer kurzen Pause, um ihre Füße vom Sand zu befreien und die Schuhe wieder anzuziehen. In dieser Zeit klingelte ihr Handy sechs weitere Male. Fünf Mal war es Charles, das letzte Mal war es Pierre. Louna hatte ihr Handy auf lautlos gestellt und sah die Anrufe erst als sie wieder Zuhause war. Sie schrieb Pierre eine Nachricht, warum er angerufen hatte. Als Antwort bekam sie einen weiteren Anruf. Sie nahm ohne zu Zögern ab. "Hey Pierre, was gibt's?" "Charles hat gesagt ich soll dich anrufen und dir sagen, dass du ihn bitte anrufen sollst" Louna seufzte. "Es gibt Gründe, warum ich ihn wegdrücke" "Welche denn?" "Ach, das hat er dir natürlich nicht erzählt." "Offensichtlich nicht" "Sagen wir einfach, er ist ein Idiot und ich will gerade nicht mit ihm reden" "Ich weiß doch, dass er ein Idiot ist, aber warum?" "Kann ich dir das Morgen erzählen? Ich bin wirklich müde" "Okay. Ich sag Charles, dass du nicht mit ihm reden willst und er dich in Ruhe schlafen lassen soll, aber versprich mir, dass du mir Morgen erklärst warum" "Versprochen" "Morgen Nachmittag, 15 Uhr, Kaffee und Kuchen bei uns. Caterina hat heute gebacken. Adresse schick ich dir" Louna lächelte leicht. "Okay, klingt toll. Bis dann" "Schlaf gut" "Ihr auch" Pierre legte auf. Seit sie wieder in der Rennsportwelt war, telefonierte sie irgendwie viel häufiger als vorher. Um kurz vor zwölf löschte sie schließlich das Licht neben ihrem Bett. Was ein Tag.
"Du kannst ihn nicht auch herbestellen, wir sollten uns da nicht einmischen. Louna wird schon ihre Gründe haben" "Aber sonst klären die beiden das niemals" "Woher willst du das wissen?" "Louna wird sich umdrehen und wieder gehen, wenn Charles auch hier ist" "Dann kommt er eben später, dann hat sie keine Chance abzuhauen" "Schatz, das ist bestimmt lieb gemeint und alles, aber bist du dir sicher, dass das gut geht? Du meintest Louna hätte recht wütend auf Charles' Namen reagiert. Vielleicht ist es besser den beiden, vor allem Louna, ein bisschen Zeit zu lassen. Dann vertragen die sich bestimmt von ganz alleine wieder" Caterina hatte keine Chance. Pierre hasste Disharmonie, also wollte er dafür sorgen, dass die beiden sich schnellst möglich wieder vertrugen, was auch immer zwischen ihnen vorgefallen war. Er schrieb Charles noch eine Nachricht und lud ihn in dieser für den nächsten Tag um 15:30 Uhr zu sich ein. Dann ging er zufrieden grinsend mit seiner Freundin ins Bett.
Um Punkt 15 Uhr drückte Louna auf das Klingelschild mit dem Namen 'Gasly'. Charles hatte sie heute über den Tag verteilt noch ein paar Mal angerufen, aber sie hatte alles weggedrückt. Diesmal war sie mit dem Zug nach Monaco reingefahren und vom Bahnhof aus zu Pierre und Caterina gelaufen, Google Maps sei Dank. Nun stand sie vor der Tür und wartete darauf, dass man ihr öffnete. Das vertraute Summen erklang und Louna betrat den Flur. Sie musste in den ersten Stock, das hatte Pierre ihr gemeinsam mit der Adresse geschrieben. Caterina erwartete sie schon an der Wohnungstür und umarmte sie sofort. "Schön dich wieder zu sehen", lächelte Louna als sie die Umarmung erwiderte. "Komm rein, Pierre deckt grade noch den Tisch" Nachdem Louna auch Pierre begrüßt hatte, setzten sich die drei an den Tisch. Pierre goss ihr Kaffee ein und Caterina gab ihr ein Stück Kuchen. Erwartungsvoll sah das Pärchen sie an. "Jetzt erzähl schon, Pierre hat mir den ganzen Tag in den Ohren gelegen" Louna seufzte einmal und begann dann zu erzählen was einen Tag zuvor abgelaufen war. "Und dann bin ich gegangen. Er ist mir noch hinterher gelaufen und wollte mir die CD geben, aber ich hab gesagt, er soll sie behalten." Caterina sah aus als hätte sie genau gleich reagiert, während Pierre ein wenig Unverständnis zeigte. "Warum hast du dich denn überhaupt versteckt? Wenn Giada dich gesehen hätte wäre es wenigstens ein für alle Mal vorbei gewesen" "Das ist eine sehr gute Frage. Es war eine Kurzschlussreaktion. Ich hätte es wahrscheinlich nicht machen sollen" Caterina nickte bestätigend. "Männer sind manchmal solche Idioten" Pierres Blick wechselte in wenigen Sekunden von empört zu zustimmend. Als die Türklingel läutete dachte sich Louna nichts dabei. Vielleicht war es die Post. Pierre stand auf und öffnete. "Der Kuchen schmeckt übrigens wirklich gut", lobte Louna. Caterina bedankte sich lächelnd und hielt das Gespräch am Laufen, damit Louna nicht hörte wie die Jungs im Flur diskutierten.
"Du hast nicht gesagt, dass sie auch hier ist! Sonst hätte ich Blumen besorgt oder so", zischte Charles. Pierre bedeutete ihm zu warten, huschte rechts ins Schlafzimmer rein und kam mit einem Blumenstrauß wieder raus. "Den hab ich Caterina geschenkt, aber das muss ja keiner wissen" Um das tropfende Ende des Straußes wickelten sie eilig ein bisschen Küchenpapier. Pierre schob Charles vor sich her ins Wohnzimmer.
"Pierre hat erzählt, du bist jetzt fest mit George zusammen. Wie wäre es mal mit einem Doppeldate?" "Oh ja total gerne. Du musst mir auch unbedingt noch deine Telefonnummer geben" Beide holten ihre Handys raus, doch als die Wohnzimmertür aufging ließen sie es wieder sinken. Als erstes sah man nur einen Blumenstrauß, doch nur wenige Momente später konnten sie auch erkennen, wer sich dahinter versteckt hatte. "Hi", begrüßte Charles die beiden Mädchen unsicher.
Hat diesmal ein wenig länger gedauert, entschuldigt😅
Ich hoffe euch gefällt der Teil😊💕
Bleibt gesund!💕
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When Your Past Becomes Your Future (Charles Leclerc FF)
FanfictionEine ehemalige Rennfahrerin findet sich nach über sechs Jahren auf einmal auf der anderen Seite, auf der Seite der Medien, wieder. Ohne Vorwarnung wird sie wieder in die Welt des Motorsports geworfen und damit auch in eine Welt voller Erinnerungen a...