Peace is important

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"Each one has to find his Peace from within. And Peace to be real must be unaffected by outside circumstances." - Mahatma Gandhi

"Der 1000. GP und absolut nichts passiert", jammerte Louna am nächsten Tag beim Mittagessen mit ihren Kollegen. Sie war für den ganzen Tag im Innendienst und das erste Training war sehr unspektakulär gewesen. Sie hatte kaum sechs Live-Ticker-Einträge zustande bekommen. Es war wirklich absolut nichts passiert und sie hatte sich unheimlich gelangweilt beim Schreiben. Paul klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter. "Wird sicher besser jetzt am Nachmittag" Louna lächelte nur schief. Sie liebte ihren Job, aber viel lieber als sich am Live-Ticker zu langweilen hätte sie die Jungs (Charles ausgenommen) interviewt. Das wäre um einiges spannender gewesen. Immer noch ein wenig mürrisch aß sie den Rest ihrer gebratenen Nudeln auf und begab sich dann wieder in den Raum voller Journalisten mit ähnlichem Schicksal wie ihrem.

Viel spannender wurde FP2 leider auch nicht, nur deprimierender. Charles musste 20 Minuten vor Ende der Session sein Auto mit Problemen am Kühlsystem abstellen. Nach dem Motorproblem in Bahrain schon das zweite Mal, dass das Auto ihn im Stich ließ. Diesmal wenigstens nicht im Rennen, trotzdem war es unschön, sowohl für ihn als auch für die Mechaniker, die das Problem nun beheben mussten. Louna beendete den Ticker mit einigen Zahlen und Statistiken zum 1000. Rennen und klappte dann den Laptop zu. Wenig später im Briefing skypten sie mit ihrem Chef, um ihn auf den neusten Stand zu bringen. Er war zufrieden mit der Arbeit, die sie bisher geleistet hatten, vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass sie nur zu dritt waren. Sie freuten sich über die Anerkennung und versicherten, dass sie genau so weiter machen würden wie bisher. Beflügelt von dem Lob lief Louna nach dem Briefing zurück in ihr Zimmer.

Von Charles hörte sie an diesem Tag nichts, außer einem Snap am Morgen, der lediglich schwarz war. Einer der sehr wenigen Tage in den letzten Woche, wo das der Fall war. Wenn sie ehrlich war, nervte es sie unheimlich, dass er nicht den Mumm hatte seiner Freundin von ihr zu erzählen. So konnte das doch keine gesunde Beziehung sein. Schließlich waren Louna und Charles nur Freunde, was sollte Giada dagegen haben? Außerdem kannte Louna ihn viel länger als Giada.

Genervt von der Situation und ihren eigenen Gedanken darüber, ließ sie sich Wasser in die Badewanne und legte sich hinein. Es tat gut einfach nur dazuliegen, das heiße Wasser um sich herum, mit viel Schaum versteht sich, und ihrem liebsten True Crime Podcast zuzuhören, der nebenbei lief. Bevor sie jedoch in der Badewanne einschlief, ließ sie das Wasser lieber wieder ab, zog sich an und wechselte ins Bett. Die nächste Folge des Podcasts hatte gerade begonnen, aber kaum war das Intro vorbei, war sie auch schon eingeschlafen.

Giada schlief noch, als Charles aufstand, um sich fertig zu machen. Er hatte gerne morgens ein paar Minuten für sich, um sich auf den Tag vorzubereiten. Das beruhigte ihn. In diesen paar Minuten dachte er vorrangig über Sachen nach, die ihn wirklich beschäftigten. Diesmal war es das Treffen von ihm und Louna am Montag. Einerseits wollte er wirklich gerne dorthin, andererseits wollte er Giada nicht wieder anlügen. Und die beiden einander vorstellen wollte er schon mal gar nicht. Ihm blieb nur lügen oder absagen. Beim Lügen war die Möglichkeit da, dass es nicht rauskam und niemand verletzt würde. Über eine Absage würde Louna sicherlich traurig sein, das stand außer Frage. Sollte die Lüge aber doch rauskommen, wären wahrscheinlich beide sauer. Er beschloss nach dem Rennen am Sonntag nochmal darüber nachzudenken und lenkte seine Gedanken zur Strecke.

Die Fahrt zum Paddock verlief ruhig, Charles war gedanklich bei den beiden Sessions, die heute anstanden und Giada schien ihre Instagramseite auf den neusten Stand zu bringen. Im Paddock trennten sich ihre Wege fürs Erste. Giada wollte mit ihrem Bruder herumlaufen und Charles musste sich vorbereiten. Die Arbeitsumgebung tat ihm gut. Hier ging es wenigstens um Dinge, die er verstand. Gegen 12 Uhr chinesischer Zeit saß er schließlich im Auto und fuhr raus auf die Strecke. Kurz vor Ende der Session, mitten in einer Qualifyingrunde, schlug Alexander Albon hart in eine Wand ein und das Training wurde abgebrochen. Charles beendete das letzte freie Training auf P3 hinter Valtteri Bottas und Sebastian Vettel. "Für uns ist alles noch drin. Valtteri ist schnell, aber unsere Pace ist gut und wenn ich eine saubere Runde hinkriege, ist die Pole auf jeden Fall drin", sagte er wenig später in den Interviews zu irgendwelchen Reportern, die er nicht kannte. Louna war mal wieder nicht dabei. Doch er hatte nicht viel Zeit über Louna nachzudenken. Nach den Interviews musste er noch etwas essen, Daten auswerten, Strategien ausarbeiten und absprechen. Ehe er sich versah saß er wieder im SF90 und legte den ersten Gang ein, um aus der Garage zu fahren. Seine erste schnelle Runde war für die Tonne. Durch viel Verkehr konnte er keine saubere Runde fahren und landete nur auf P11. Dort war die Gefahr zu hoch noch rauszufliegen, also musste er nochmal fahren. "Es ist ein Witz!", funkte er wütend. Die zweite Runde war zum Glück deutlich besser. Mit nicht mal einem Zehntel Abstand zu Bottas auf P1 schob er sich auf P2. In der Box wurden schnell die Reifen gewechselt, sodass er pünktlich zum Beginn von Q2 wieder auf die Strecke fahren konnte. Diese Session beendete er, diesmal ohne Zwischenfälle, auf P4.
Langsam hatte er es aufgegeben heute in die erste Startreihe zu fahren, aber er hoffte es natürlich trotzdem. Die erste Runde in Q3 war nicht optimal, nur P5. Die zweite Runde lief besser, aber immer noch nicht gut genug. Nicht mal das teaminterne Battle konnte er gewinnen. P4 hinter den beiden Mercedes und Sebastian. Wirklich unzufrieden war er nicht, wenigstens hatte er die Red Bulls hinter sich gelassen. Die sehr verdiente Pole Position holte an diesem Tag Valtteri Bottas, der das ganze Wochenende über schon sehr stark gewesen war. Die Interviews wickelte Charles so schnell wie möglich ab, Giada wartete schon in der Box, um mit ihm zusammen ins Hotel zu fahren. So gerne hätte er kurz mit Louna gesprochen, selbst wenn es nur im Rahmen eines Interviews gewesen wäre, aber sie war nirgendwo zu sehen, obwohl er wirklich gesucht hatte. Umgezogen, aber noch nicht geduscht, setzte Charles sich schließlich neben Giada in den Wagen, der sie zurückbringen würde. Seine Freundin war mal wieder mit ihrem Handy beschäftigt, also schaute der Rennfahrer einfach aus dem Fenster und ließ die Landschaft an seinen Augen vorbeiziehen. Naja, Landschaft konnte man es nicht nennen, es war eben eine Stadt. Ohne viele Worte an Giada verschwand er im Bad, um zu baden. Er hätte ja Giada gefragt, ob sie mit baden möchte, aber sie mochte baden nicht. Wer mochte es nicht zu baden? Charles ließ heißes Wasser in die Wanne, kippte eine halbe Flasche Schaumbad dazu und genoss dann die nächsten 1 ½ Stunden lang die Ruhe und Wärme um sich herum. Er schloss die Augen und ließ seine Gedanken wandern.

When Your Past Becomes Your Future (Charles Leclerc FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt