For Anthoine

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"The reminders pull the floor from your feet, in the kitchen one more chair than you need. And you're angry, and you should be, it's not fair!" (One More Light - Linkin Park)

Keiner von beiden bekam mehr als vier Stunden Schlaf. Sie waren irgendwann dazu gekommen ihre Schlafklamotten anzuziehen, damit sie nicht in Jeans schlafen mussten, wenn sie überhaupt mal ein paar Minuten schliefen. Die Tränen versiegten irgendwann, einfach weil nichts mehr übrig war, was sie hätten rausweinen können. Die Erschöpfung übermannte Charles irgendwann. "Ich bleibe, bis du schläfst", flüsterte Louna sanft und strich beruhigend durch Charles' Haare. "Kannst du nicht bleiben, bis ich wieder aufwache?", bat er mit schwacher, brüchiger und müder Stimme. "Natürlich" Es war eine Weile still, der Mond schien immer noch durchs Fenster und malte kleine Lichtpunkte an die Hotelzimmerwände. Charles war es, der schließlich die Stille brach. "Meinst du, er ist glücklich?", fragte er leise. "Ich glaube, er kämpft grade mit Jules um den ersten Platz auf einer Rennstrecke ihrer Wahl... hinter ihnen Senna, Hunt und Lauda. Dein Papa steht am Rand und jubelt ihnen zu" Obwohl es Charles wieder die Tränen in die Augen trieb, war es irgendwie tröstlich. "Das ist ein schöner Gedanke", murmelte er, legte sich auf den Rücken und ließ Louna sich an ihn kuscheln. Sie strich ihm sanft über die Brust, bis er schließlich einschlief.

Es war keine schöne Nacht, für niemanden. Mitten in der Nacht wachte Charles auf, weil die andere Betthälfte leer war. Vielleicht war Louna nur auf der Toilette, also wartete er ein paar Minuten, aber er hörte keine Spülung und Louna kam auch nicht wieder. Das ließ ihn etwas wacher und aufmerksamer werden. Wenige Momente später hörte er leises Schluchzen aus dem Bad. Sofort war er hellwach und sprang aus dem Bett. Vorsichtig klopfte er an der Tür, doch von innen kam keine Reaktion. Also drückte er die Klinke runter und zu seiner Überraschung öffnete sich die Tür sogar. Louna hockte auf dem Boden, Kopfhörer in den Ohren und weinte. Sie erschrak als sie Charles sah und nahm ihre Kopfhörer raus. "Hab ich dich geweckt?", fragte sie und schniefte. "Nein, alles gut. Was machst du denn hier? Warum bist du nicht im Bett?" "Ich konnte nicht schlafen und wollte dich nicht wecken" Die Welle war wieder bei Louna angekommen. "Und da dachtest du, hörst du traurige Lieder und weinst?", fragte Charles mit einem Blick auf Lounas Handy, das als Lied gerade 'One More Light' von Linkin Park anzeigte. "Es passte zu meiner Stimmung" Mit Leichtigkeit hob er Louna vom kalten Badezimmerfußboden hoch und trug sie zurück ins warme Bett. "Ich will dich nicht wach halten" "Als ob ich schlafen könnte"

Recht hatte er. Louna war so erschöpft vom Weinen, dass sie irgendwann wieder einschlief, Charles hingegen lag noch eine ganze Weile lang wach. Irgendwann führte ihn sein Weg zu Instagram. Ein paar der Fahrer hatten schon kleine Tribute für Anthoine gepostet und Charles beschloss das jetzt auch zu tun. Er suchte ein altes Bild der beiden zusammen raus, postete das auf Instagram und setzte einen ganz kurzen Text drunter. Keine Hashtags, kein Schnickschnack. Louna neben ihm weinte sogar im Schlaf weiter. Charles legte sein Handy auf den Nachttisch, strich sanft Lounas Tränen weg und begann leise mit ihr zu reden, bis sie sich beruhigt hatte. Dann schloss er noch für eine Stunde die Augen. Dann klingelte eh der Wecker.

Zum Frühstück gingen sie in den Essenssaal, obwohl sie beide nicht wirklich vorhatten etwas zu essen. Vorrangig wollten sie nachsehen, wie es den anderen und vor allem Pierre ging. Die meisten anderen saßen so wie Louna und Charles eher apathisch vor ihren Tellern. Ihre geschwollenen Augen und die Augenringe erzählten die Geschichten der Nacht. "Du solltest etwas essen, du musst heute ein Rennen fahren", flüsterte Louna Charles sanft zu. "Es kommt eh wieder raus", seufzte der. "Du brauchst Kraft... vielleicht ein Smoothie? Der geht einfacher runter" "Dann du aber auch" Louna nickte leicht. Sie war sich nicht sicher, ob der Smoothie drin bleiben würde, aber wenn es Charles dazu brachte etwas zu sich zu nehmen, war es das wert. Beide holten sich einen Smoothie, den sie langsam tranken. Danach wollten sie nur kurz hoch, um ihre Sachen zu holen, aber Lounas Magen wollte einfach nichts in sich haben. "Tut mir leid, ich hätte dich nicht dazu zwingen sollen den zu trinken", entschuldigte Charles sich, während er Lounas Haare zurückhielt. "Hast du nicht, ich wollte es ja" Charles strich ihr liebevoll über den Rücken, beruhigte sie mit sanften Küssen auf den Kopf. "Also von Essen halte ich mich heute lieber fern", lächelte Louna schief, nachdem sie nochmal Zähne geputzt hatte. Charles legte den Arm um sie und gemeinsam verließen sie das Hotel.

When Your Past Becomes Your Future (Charles Leclerc FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt