Rain in Italy

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"I have to accept risk as a racing driver." - Emerson Fittipaldi

"Ich werde meine Hand nie wieder benutzen können", jammerte Charles auf dem Weg zurück zum Hotel. Louna, die seine andere Hand hielt, lachte. "Morgen wird sie wieder funktionieren, da bin ich mir ziemlich sicher" "Nein, sie wird sich nie wieder erholen. Meine Karriere ist vorbei", seufzte Charles gespielt dramatisch. "Armer Charlie, ist überfordert mit ein bisschen Schreiben" "Du hast noch nie so viel geschrieben" Louna sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an: "Ich bin Journalistin. Es ist mein Beruf zu schreiben" Charles grummelte. "Ich fühle mich nicht ernst genommen" "Wenn du Mitleid willst, musst du deine Mami anrufen", grinste Louna. "Mach ich auch", schmollte Charles. Louna lachte leise und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

Endlich auf dem Hotelzimmer angekommen, diesmal waren sie bei Louna, ließ Charles sich sofort aufs Bett fallen. Louna hingegen setzte sich auf einen Stuhl und nahm ihr Handy heraus. Es war überflutet. SMS von Nummern, die sie nicht kannte, Instagram Nachrichten von diversen komischen Accounts, Tweets an sie gerichtet, einfach alles. Sie seufzte leise. "Was ist los?", fragte Charles und sah zu ihr rüber. Sie warf ihm einfach ihr Handy hin, sodass er die Nachrichten selber lesen konnte. Erschöpft und ein wenig verzweifelt legte Louna ihr Gesicht in die Hände. Charles schickte in Lounas Namen alle neuen Nachrichten an die Polizei in Nizza und legte dann ihr Handy zur Seite. "Komm her Kleines", sagte er sanft und breitete die Arme aus. Mit einem tiefen Seufzer ließ Louna sich halb auf ihren besten Freund fallen. "Wird dem das eigentlich nicht langweilig? Er hat davon doch nichts", murmelte sie ins Kopfkissen. "Das weiß ich leider nicht. Manche Menschen sind einfach bekloppt. Es wird sicher bald aufhören" Louna seufzte leise, setzte sich auf und sah Charles wenig überzeugt an. "Ich möchte mich einfach wieder voll auf andere Sachen konzentrieren können und nicht ständig Angst haben müssen, dass irgendwer mich beobachtet. Die Nachrichten und alles machen mir einfach Angst" Charles setzte sich ebenfalls auf und sah Louna liebevoll an. "Egal, was mit diesem komischen Typen noch passiert und was er noch alles macht, ich werde nicht zulassen, dass dir irgendetwas passiert. Du brauchst keine Angst haben, ich beschütze dich" Louna sah ihn ein wenig gerührt an und schlang im nächsten Moment ihre Arme um seinen Hals. "Danke", flüsterte sie. "Das ist selbstverständlich", murmelte Charles zurück und gab ihr einen langen Kuss auf den Kopf. "Und jetzt gehst du schlafen und Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus", flüsterte er sanft. "Aber du bleibst?" "Natürlich bleibe ich" Louna zog sich schnell um, legte sich hin, Charles rollte sie in die Decke wie einen Burito und legte sich zu ihr. Es dauerte keine drei Minuten, bis Louna tief und fest schlief.

Obwohl Charles am Abend zuvor alle komischen Nachrichten gelöscht hatte, quoll Lounas Handy am nächsten Tag schon wieder über. "Wir kaufen dir eine neue Sim-Karte, das kann so ja nicht weitergehen", beschloss Charles. Sie bestellten im Internet eine neue Sim-Karte mit neuer Nummer, damit die schon da war, wenn Louna wieder nach Hause kam. Sie konnte ja nicht jeden Tag von hunderten Nachrichten überrollt werden.

Das ganze Wochenende stand immer noch im Zeichen von Anthoine. Die Rennsportwelt hatte diesen Verlust noch nicht verdaut und Louna, Charles, Pierre und Giuliano schon gar nicht. Charles tappste durchs Paddock und versuchte sich möglichst von allem fernzuhalten. Für seinen Seelenfrieden war das besser. Louna dagegen hatte keine Chance sich von irgendetwas fernzuhalten. Sie musste immer noch den Nachruf für Anthoine schreiben, das hatte sie bis jetzt vor sich hergeschoben. Sie hatte sich heute für den Innendienst einteilen lassen, damit sie mehr oder weniger in Ruhe den Nachruf schreiben konnte. Louna brauchte dafür Zeit und die hatte sie, wenn sie im Media Center saß und auf Neuigkeiten wartete. Ihr fiel es schwer die richtigen Worte zu finden, aber nach einigen Versuchen und etlichen verworfenen Zeilen war sie endlich halbwegs zufrieden mit dem Text und lud ihn hoch.

Anthoine Hubert 22. September 1996 – 31. August 2019

Anthoine Hubert, von seinen Freunden Tonio genannt, war schon in jungen Jahren als großes Talent erkannt worden. Gemeinsam mit anderen Rennfahrern wie Charles Leclerc, Pierre Gasly oder Giuliano Alesi fuhr er Kart und stieg dann schnell mit seinen Freunden zusammen in den Formel Sport auf. 2013 gewann er überlegen die Formel 4. Nach weiteren Formel-Serien bestritt er 2017 seine erste Saison in der GP3-Serie. 2018 gewann er diese und stieg für die Saison 2019 in die Formel 2 auf. Dort gewann er zwei Rennen, darunter eins seiner Heimrennen auf dem Circuit Paul Ricard in Südfrankreich.

When Your Past Becomes Your Future (Charles Leclerc FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt