Fighting with yourself is the hardest thing

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"If you want Peace of mind, stop fighting with your thoughts." - Vikas Runwal

Nach dem Rutschen war das Wellenbecken dran. Weil Louna eine ganze Ecke kleiner war als die vier Rennfahrer, blieb sie ein wenig weiter hinten stehen. Charles blieb bei ihr, damit sie nicht so allein war. Sie spritzten sich mit Wasser voll und ärgerten sich, aber als Louna von einer Welle überrollt wurde, tauchte Charles sofort auch unter, schlang seinen Arm um ihre Taille und zog sie wieder hoch. "Alles okay?" "Ja, alles gut, danke fürs Retten" Dass sie gar nicht hätte gerettet werden müssen, behielt sie für sich. Sie ließ ihm seinen kleinen Heldenmoment.
Nach den Wellen machten sie alle eine kleine Pause auf ihren Liegen. Je näher der Tag sich dem Ende neigte, desto leerer wurde auch das Schwimmbad. "Also die Rutschen sind grade alle leer", warf Giuliano grinsend in die Runde. Louna sprang lachend auf, lief, so schnell es auf dem nassen Boden möglich war, Richtung Rutsche und rief: "Wer als Letztes da ist, muss als Erstes rutschen!" Sofort liefen die Jungs ihr hinterher. Dass keiner hinfiel, war ein Wunder. Louna war natürlich die Erste an der Rutsche, nur wenige Momente später schlitterte Anthoine in sie hinein. Aus dem Augenwinkel sah der Formel 2 Fahrer wie Charles' Gesichtszüge versteinerten. Anthoine war nun mal in Louna reingerutscht und war ihr deshalb sehr nah gekommen. Charles schien das nicht zu gefallen. Anthoine schob das auf Charles' etwas übertriebenen Schutzinstinkt ihr gegenüber, den er auch schon gehabt hatte als sie erst acht Jahre alt gewesen waren.

Pierre war der Letzte gewesen und stand deshalb jetzt als Erster am Eingang zur Rutsche. Louna stand ganz hinten in der Reihe, Charles natürlich direkt vor ihr. Es war ein einziges Chaos in der Rutsche, überall waren Gliedmaßen und alle lachten und kreischten durcheinander. Charles versuchte alle Beine und Ellenbogen von Louna fernzuhalten, was bei allen funktionierte, außer bei seinem eigenen Ellenbogen. Als Louna aus dem Auffangbecken stieg, hielt sie sich leicht den Bauch, links knapp über dem Hüftknochen. "Alles gut?", fragte der Monegasse besorgt. "Jaja alles gut, ich glaube nur, du hast deinen Ellenbogen etwas zu tief in meine Nieren gedrückt" "Oh echt? Entschuldige! Tuts weh?" "Nein, geht schon" "Wirklich?" "Ja, wirklich" Charles nahm die Stelle trotzdem kurz unter die Lupe. "Hoffen wir mal, dass das nicht blau wird" "Selbst wenn, ist doch völlig egal, wer soll's denn sehen?", lachte Louna. In der nächsten Zeit würde sie eher niemand in Unterwäsche sehen. Es gab im Moment niemand Besonderen in ihrem Leben und ehrlich gesagt suchte sie zur Zeit auch nicht wirklich nach einer Beziehung. Aber man sollte ja sowieso nicht suchen, sondern sich finden lassen und sie würde schneller gefunden werden als sie im Moment vielleicht glaubte.

Mittlerweile waren sie in jedem Becken gewesen und jede Rutsche gerutscht. Sie saßen zu fünft auf drei zusammengeschobenen Liegen und quatschten ein bisschen. "Ich hole mir ein paar Pommes. Wollt ihr auch welche?", fragte Louna irgendwann und stand schon mal auf. Die anderen vier schauten sie total verwirrt an. "Wir sind im Training", erklärte Giuliano. "Da gehen nicht mal ein paar Pommes? Bin ich froh, dass ich ausgestiegen bin", lachte Louna und setzte sich wieder hin. "Warum setzt du dich denn wieder? Du kannst dir doch trotzdem Pommes holen" "Ich möchte euch nichts voressen. Außerdem ist es wahrscheinlich auch besser für meine Figur, wenn ich die Pommes mal weglasse" Alle vier sahen sie irritiert an. "Du spinnst", stellte Anthoine zutreffend fest. "Du kannst alles essen was du willst, könntest 15 kg zunehmen und du wärst immer noch wunderschön", ergänzte Charles. Eine peinliche Stille bildete sich. Louna brach diese Stille nach einigen Sekunden indem sie aufstand und mit den Worten: "Also doch Pommes", zum Pommesstand lief.

"Ich habe das eben wirklich laut gesagt, oder?", seufzte Charles, als Louna außer Hörweite war. "Ja, hast du. Man, wenn du Single wärst, hättest du schon längst was mit ihr angefangen" "Aber ich bin nicht Single. Ich bin vergeben und glücklich damit", erwiderte Charles, jedoch mit wenig Nachdruck. "Sag das nochmal, wenn du es selber glaubst", lachte Giuliano. Charles hatte gerade zu sehr mit sich selbst zu kämpfen, als dass er schlagfertig darauf hätte antworten können.

Natürlich hatten sich die vier Jungs an Lounas Pommes bedient, obwohl sie alle 'im Training' waren. Nun stand die junge Journalistin unter der Dusche uns versuchte mit dem viel zu schwachen Wasserstrahl das Shampoo aus ihren langen Haaren zu kriegen. Wahrscheinlich warteten die Jungs schon seit Ewigkeiten auf sie. Endlich war das Shampoo raus und sie konnte in eine Umkleide gehen und sich anziehen. Dabei betrachtete sie sich im Spiegel. Sie war nicht dick, keineswegs, das wollte sie auch gar nicht behaupten, aber sie hatte Bilder von Giada im Bikini gesehen. Giada war sehr schlank, deutlich schlanker als Louna sich sah. Louna hatte diese doofe, bei Frauen viel zu weit verbreitete, Angewohnheit, sich gedanklich immer mit anderen Frauen zu messen, jedenfalls was ihre Figur anging. Das tat sie ständig und sie hasste es, aber sie wurde es seit Jahren nicht los. Seufzend zog sie sich ihr weites T-Shirt über, das die Problemzone, wie sie es nannte, gut kaschierte. Schnell machte sie sich zu Ende fertig und ging dann ihre Haare wenigstens soweit föhnen, dass sie nicht mehr tropften.

Als sie ins Foyer des Schwimmbads kam stand dort nur noch Charles. "Danke, dass du gewartet hast", sagte sie mit einem entschuldigenden Lächeln in seine Richtung. "Nichts wofür du dich bedanken musst", lächelte er und nahm ihr wie selbstverständlich ihre Tasche ab. Sie ließ ihn. Seine braunen Haare standen recht wild von seinem Kopf ab, so ähnlich, wie wenn er seinen Rennhelm abzog. Die Rückfahrt zum Hotel verbrachten sie schweigend. Louna hatte ihren Kopf ans Fenster gelehnt und schaute sich mit einem leichten Lächeln die an ihr vorbeifliegende Stadt an. Charles schaute immer mal wieder kurz zu ihr rüber und lächelte. Sie sah so glücklich aus, friedlich, ungestresst. Kurz stellte er sich vor, wie das Leben hätte gewesen sein können, wenn er damals mit ihr ausgestiegen wäre. Wahrscheinlich wäre er dann jetzt mit ihr zusammen, sie würde in einer gemeinsamen Wohnung in Monaco oder Nizza wohnen und sich jeden Tag sehen. Mit einem leichten Kopfschütteln verwarf er diesen Gedanken wieder. Er hatte den tollsten Job der Welt, durfte mit seinen Freunden um die Welt reisen, den Traum seines Patenonkels leben, er hatte eine wunderschöne Freundin, was wollte er mehr? Das war eine sehr gute Frage. Warum dachte er in den letzten Wochen so oft in 'Was wäre, wenn'-Sätzen? Sein Leben war toll, viele wären neidisch, solchen Gedanken waren undankbar. Mit einem leisen Seufzen steuerte er den Ferrari auf den Hof vor Lounas Hotel. "Alles gut?", fragte Louna. "Ich hab nur gerade an den Flug Morgen gedacht", antwortete Charles. Es war eine gute Lüge, die er diesmal auch recht überzeugend rüberbrachte. Louna lächelte mitfühlend. "Das wird schon. Ich bin bei dir, du kannst dich gerne immer wieder an mich klammern" Charles lächelte dankbar. Die beiden stiegen aus, Charles öffnete den Kofferraum und gab ihr ihre Tasche. "Danke für den schönen Tag", lächelte Louna und umarmte ihn zum Abschied. Charles legte seine Arme um ihre schmale Taille und drückte sie sanft an sich. "Ich habe zu danken", flüsterte er leise. Als die beiden sich losgelassen hatten, schauten sie sich noch kurz an. Bevor er wieder ins Auto stieg, beugte der Ferrari Fahrer sich zu seiner Kindheitsfreundin runter und küsste sie kurz auf die Stirn. Schlaf gut, lächelte er dann und stieg wieder ins Auto. Sie blieb vor dem Hotel stehen bis sein Auto außer Sichtweite war, erst dann machte sie sich auf den Weg zu ihrem Zimmer.

Als Charles etwa eine Stunde später in seinem Hotelzimmer im Bett lag und an die Decke starrte, ließ er den vergangenen Tag in seinem Kopf Revue passieren. Er hatte an diesem einen Tag mit Louna und den Jungs, aber vor allem mit Louna, mehr gelacht als mit Giada in den gesamten letzten Wochen. Seufzend nahm Charles sein Handy zur Hand und schrieb genau zwei Nachrichten. Danach stellte er den Flugmodus an, machte Musik an und schlief damit recht schnell ein. Er schlief lang, aber nicht gut. Die Zweifel quälten ihn mit Albträumen, die ihn immer wieder aufschrecken ließen. Wie gerädert stand er am nächsten Morgen auf. Der Flug ging erst am Nachmittag also konnte er gemütlich frühstücken, duschen und packen. Er wunderte sich die ganze Zeit, warum er auf seine beiden Nachrichten keine Antworten bekommen hatte, bis ihm gegen 12 Uhr auffiel, dass sein Handy immer noch im Flugmodus war. Schnell stellte er den aus und wartete darauf, dass alle Nachrichten auf seinem Handy eintrudelten. Es waren recht viele, aber nur drei, die ihn interessierten. Er klickte einfach auf den obersten Chat.

When Your Past Becomes Your Future (Charles Leclerc FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt