„Es tut mir leid."

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Und das ist meine neue Geschichte. Entstanden ist sie durch einen Traum den ich vor einigen Wochen hatte und sich hartnäckig in mein Gehirn gebrannt hatte. Ich weiß nicht wie lange sie geht, aber ich verspreche euch dass ich euch weiterhin regelmäßig mit weiteren Kapiteln von Paul und Daria versorgen werde.
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„Stehen bleiben.", hörte ich die Rufe des Ladeninhabers hinter mir aber ich rannte so schnell wie ich konnte weiter. Immer weiter um die nächste Ecke. Irgendwann verstummten seine Rufe und ich konnte anhalten. Als wäre er ein Goldbarren oder ein Diamant sah ich den Apfel in meinen Händen an und biss gierig hinein. Es war seit drei Tagen das erste was ich aß und so schmeckte er auch.
Unter den abschätzigen Blicken vorbeikommender Fußgänger aß ich den Apfel innerhalb weniger Minuten auf und verschluckte mich am letzen Stück als zwei Polizisten immer näher kamen. „Verdammt.", fluchte ich und sah mich nach einem passenden Versteck um.

„Entschuldigung?", sprach mich einer von ihnen an und ich zuckte unwillkürlich zusammen. „Alles gut?", wollte der andere wissen und wollte an meinen Oberarm greifen, ich wich aber einen Schritt zurück. Während die beiden Polizisten einen Blick tauschen, versuchte ich mir möglichst viel von ihnen einzuprägen. Der eine war großgewachsen und hatte zurück gegelte dunkele Haare und strahlend blaue Augen. Sein Kollege war etwas kleiner, hatte ebenfalls dunkele Haare aber seine Augen gingen eher in die graue Richtung. Deren Körperbau nach zu urteilen würde es mir schwer fallen ihnen davon zu laufen, daher musste ich mir was anderes überlegen. „Hallo?", der größerer Beamte sah mich besorgt an und wollte wieder an meinen Arm greifen, aber meine Mutter hat mir von kleinauf beigebracht, dass Polizisten nie was gutes bedeuteten. Sie standen für Ärger, Schmerzen und vor allem Probleme. „Ich glaube ich muss brechen.", log ich und hielt mir die Hände vor den Bauch. „Brauchen Sie einen RTW?", besorgt sah mich der Mann an und sein Kollegen zog bereits das Funkgerät aus seiner Uniform.
„Arnold 13/31 für Arnold.", sprach er hinein und ich riss theatralisch meine Augen auf. „Was macht der Mann da?!" rief ich ihnen zu und wies auf einen Baum in ein paar Metern Entfernung. „Was?", ich hatte Glück, beide Männer sahen alarmiert hinter sich und ich nutzte die Chance und lief los. Viel zu schnell hörte ich die beiden Männer hinter mir, sodass ich zu Plan C greifen musste und einfach auf die Straße lief. Dies verschaffte mir einige Meter Vorsprung und als ich dann noch in einen Kaufhaus lief war ich sicher. Schnell versteckte ich mich hinter einem Kleiderständer und sah wie die beiden Polizisten an mir vorbei stürmten. „Sie muss hier reingekommen sein, Stephan. Ich hab sie gesehen.", rief der Kleinere seinem Kollegen zu und sah sich um. „Aber so schnell kann sie nicht gewesen sein, Paul.", hörte ich den größeren und wartete noch einen Augenblick bis ich hinter dem Ständer hervor sprang und wieder aus dem Laden lief. Nur musste ich einen Mann zur Seite stoßen der sich direkt lauthals beschwerte und somit die beiden Beamten auf meine Flucht aufmerksam machten.
Dennoch hatte ich genug Vorsprung dass ich die beiden abhängen konnte. Völlig außer Atem kam ich in meiner Straße an und fand es wie immer total makaber. Ich wohnte in einem noblen Viertel in dem sich eine Villa an die andere reihte. Aber so schön unser Haus von außen aussah, desto düsterer war es innen. Meiner Mutter war ich scheiß egal, ich war ein Ausrutscher und das ließ sie mich auch immer wissen, denn offiziell gab es mich nicht. Der Mann meiner Mutter war ein hoch angesehener Politiker, der nach außen hin den liebenden Familienvater für meine Mutter und meine kleine Halbschwester gab und innerhalb der eigenen vier Wänden meinen Körper als persönliches Anti-Stress-Spielzeug nutzte.
Sollte mich doch einer der Nachbarn entdecken log meine Mutter immer uns sagte ich sei deren russische Putzfrau. Weiter fragte keiner nach, denn hier wurde Privatsphäre groß geschrieben. Anders war es mir nicht zu erklären dass noch niemand die Polizei informiert hatte, als ich als Kleinkind tagelang gebrüllt hatte, wenn ich als Strafe wieder in den Keller gesperrt wurde.

„Du bist zu spät.", kaum hatte ich das Haus betreten baute sich Hubert vor mir auf, in seiner Hand den Ledergürtel den ich kannte seit ich fünf bin. „Ich bin sogar zu früh.", stellte ich nach einen kurzen Blick auf die große Uhr an der Flurwand klar. „Jetzt wirst du auch noch frech?", mein Stiefvater kam näher und ich bis mir auf die Zunge. „Es tut mir leid.", entschuldigte ich mich nuschelnd und hoffte so den drohende Prügeln zu entkommen. „Das hättest du dir vorher überlegen müssen. Weil du nicht pünktlich da warst mussten wir uns Essen bestellen. Das Geld dafür wirst du uns wieder geben.", zischtet er mir entgegen und ich fragte mich innerlich wie er sich das vorstellte. Ich bekam kein Taschengeld und um arbeiten zu gehen brauchte ich einen Ausweis, den ich nicht hatte da ich offiziell nicht existierte. Da ich so in Gedanken war, vergass ich zu nicken, was Hubert als Anreiz nahm um mir mir dem Gürten den ersten von unzähligen folgenden Schlägen zu geben.
Ich schien irgendwann ohnmächtig geworden zu sein, denn ich wachte im Keller wieder auf.

Stöhnend hielt ich mir die Seite als ich aufstand und zum Fenster ging aus dem ich bereits einige Stunden vorher geklettert war. Es schienen ein paar Stunden vergangen zu sein, denn draußen war es schon dunkel. Mit aufeinander gepressten Zähnen hob ich den Rucksack mit meinen Habseligkeiten auf und warf ihn raus. Schon ewig hatte ich es mir vorgenommen abzuhauen, aber ich hatte immer einen letzten Grund gebraucht. Den hatte ich nun bekommen da ich sogar fürs zu früh heim kommen verprügelt wurde.
Darauf bedacht nicht zu viele Geräusche zu verursachen stieg ich auf einen alten Stuhl, zwängte mich durch das enge Fenster und lief vom Hof. Die ersten Meter lief ich, um schnell viele Abstand zwischen mich und dem Haus, das nie ein zuhause für mich war, zu bringen. Obwohl wir Mitte Mai hatten, war es eisig kalt draußen, sodass ich mich in der Nähe von Kneipen aufhielt, denn dort standen für gewöhnlich Heizstrahler für die Raucher draußen herum. Nur leider schien das Glück nicht auf meiner Seite zu sein, denn schon bei der ersten Kneipe entdeckte ich ein bekanntes Gesicht.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt