„Was ist danach geschehen?"

391 16 0
                                    


Eine knappe halbe Stunde später saßen wir alle in dem Konferenzraum der Wache und starrten in die Kaffeetassen vor uns. „Ihr wisst gar nicht wie froh ich bin euch sechs, nein euch sieben, gesund hier sitzen zu haben.", begann ein Mann denn ich schon irgendwo gesehen hatte, ich wusste nur nicht mehr wo. „Danke.", brummte Paul der neben mir saß. Mein Vater, Marie und Klaus saßen an meiner anderen Seite, Stephan und Hannah neben Paul. „Wobei wir noch mit dir schimpfen sollten, Mila. Warum hast du nicht auf uns gewartet?", Daniel sah mich über den Tisch hinweg an und ich zuckte nur mit den Schultern. Wieder schwiegen wir alle und ich starrte in die Tasse vor mir.

„Ist Olga... hab ich sie...?", ich traute mich weder die Frage auszusprechen noch jemanden von den Geiseln meiner leiblichen Mutter anzusehen, daher sah ich zu Robin der mir genau gegenüber saß. „Die Kugel hat sie an der rechten Schulter getroffen. Es ist zwar schmerzhaft aber sie wird keine bleibenden Folgen davon tragen.", informierte er mich und ich lächelte ihn erleichtert an. „Dürfen wir nach Hause? Ich meine wir drei?", Maries Stimme war kaum zu hören. „Ja. Auch wenn ich euch bitten möchte dass ihr mit jemanden sprecht. Und wir brauchen eure Aussage.", antwortete der ältere Mann und da erkannte ich ihn. „Chris.", hauchte ich leise und sofort sahen mich alle Anwesenden fragend an. „Ich hab mich nur gefragt woher ich Sie kenne.", erklärte ich nach einem kurzen Blick zu Chris und sah dann wieder verlegen in meine Kaffeetasse. „Ja, ich bin Christian Reuther. Aber nenn mich ruhig Chris.", lachte der angesprochene Beamte und schob die Schale mit dem Gebäckstücken weiter zu mir.
„Ich hab Robert schon informiert. Er wartet draußen auf uns sieben.", kam es von meinem Vater und ich sah ihn überrascht an. „Ich werde den Fehler nicht noch mal machen, Mila. Du hast dein Leben heute sechs Mal aufs Spiel gesetzt weil wir, weil ich...", Martins Stimme versagte und ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter um ihn zu trösten, denn meine Hände schienen mit der Kaffeetasse verwachsen zu sein.
„Das ist gut zu hören. Ich hoffe ihr sprecht alle mit ihm. Auch du Stöpsel. Damit ihr es aber auch recht zügig könnt, würde ich mich freuen wenn ihr mir eben eure Aussagen gebt.", bat Chris und sah zu meinen Eltern, die meines Wissens nach als erste Olga in die Hände fiel. „Vielleicht sollten wir Robert jetzt schon holen? Damit er von Anfang an dabei ist.", bat Marie leise und sofort eilte Jule zur Tür um den Therapeuten reinzuholen. Ohne was zu sagen setzte er sich auf einen freien Stuhl und zückte sein Notizbuch.

„Sie ist an einer Ampel einfach in unseren Wagen gesprungen und hat Marie mit einer Waffe bedroht. Ich dachte der Streifenwagen der uns folgen sollte würde uns schon rausholen wenn es ernst wird, aber es kam niemand. Nur Stephan und Hannah ein paar Stunden später.", erzählte mein Vater nüchtern und sah kurz in Stephans Richtung. „Hannah und ich wurden ja zu einem zu einem Einbruch gerufen. Nur war der sogenannte Täter vor Ort nur Olga und dieser bullige Typ. Wir wurden zu einem Bulli geführt und standen kurz darauf neben Martin und Marie.", fügte Stephan hinzu und fuhr sich durch sein Gesicht. „Mich hat sie auf dem Weg zur Arbeit erwischt. Ich wollte gerade in mein Auto steigen, da hab ich einen über die Hinterkopf bekommen. Aufgewacht bin ich zwischen Hannah und Martin.", kam es von Klaus während er aus dem Fenster vor sich starrte. „Ich Idiot dachte mir dass schon nichts passieren wird, wenn ich die Post aus dem Briefkasten hole. Immerhin stand ja ein Streifenwagen vor meiner Tür. Noch bevor ich aber den Schlüssel in das Briefkastenschloss stecken konnte, wurde alles schwarz und ich stand neben Marie an dem Heizungsrohr gefesselt.", brummte Paul und schluckte schwer als ich ihm eine Hand auf den Oberschenkel legte.
Nun waren alle Blicke auf mich gerichtet und ich wünschte mir ich könnte einfach im Erdboden verschwinden, da ich wusste dass alle Anwesenden meine Soloaktion alles andere als gut fanden.
„Wir werden dich schon nicht anbrüllen, Mila.", durchschaute mein Freund mein Zögern und legte seine Hand auf meine, die mittlerweile schweißnass auf seinem Oberschenkel lag. „Ich... Ich...", begann ich stammelnd und presste meine Lippen aufeinander. „Ganz ruhig.", raunte mir mein Vater zu und legte eine Hand auf meinen Unterarm der Hand die noch immer die Kaffeetasse umklammerte. „Als Robin sich verplappert und mir erzählt hat, das Onkel Klaus auch weg ist, wusste ich dass ich handeln musste. Also bin ich raus und hab auf dem Weg zu Olgas Haus nach den beiden Beamten in dem Streifenwagen gesehen. Die beiden schienen zu schlafen. Oder?", ich sah zu Daniel, der direkt nickte. „Jemand hat ihnen Schlafmittel verabreicht. Wir haben kleine Einstichstellen an ihrem Hals entdeckt. Aber es geht den beiden gut.", erklärte er und lächelte mich sanft an.
„Auf jeden Fall bin ich so schnell ich konnte zu Olgas und Huberts Haus, wo mich Justin direkt begrüßte und in den Keller führte. Auf dem Weg dahin wollte er mit mir... er wollte mich überreden das vom letzten Mal fortzusetzen aber ich hab abgelehnt. Kurz darauf stand ich vor Olga. Und den anderen.", sprudelte aus mir heraus da mir übel wurde. „Was ist danach geschehen?", harkte Chris nach aber ich schüttelte schweigend meinen Kopf. Daher übernahmen die anderen und erzählten ihren Kollegen von Olgas Worten und wie sie mir immer wieder die Waffe an den Kopf hielt.
„Als dann sicher war, dass er nächste Schuss definitiv tödlich sein würde, hab ich alles versucht damit sie mich wählt. Aber nein. Sie hat wieder sich gewählt und wollte es sogar selber tun. Ich hätte mir fast meine Hände abgerissen um sie davor zu bewahren.", brummte mein Vater und ich nahm meine Hand von Pauls Oberschenkel um sie auf die Hand von meinem Vater zu legen die meinen Unterarm die ganze Zeit nicht losgelassen hatte. „Ging mir nicht anders. Bis ich geahnt habe was sie vor hatte und dann hab ich ihr versucht zu signalisieren dass sie der Irren in die rechte Schulter schießen soll.", fügte Paul hinzu und ich sah ihn dankbar an. „Mila hat dennoch gezögert und erst abgedrückt als ihre leibliche Mutter mit einem Messer auf sie los gegangen ist. Also war es definitiv Notwehr.", stellte Marie klar und Chris nickte direkt. „Natürlich war es Notwehr. Daran zweifelt auch niemand Marie.", beruhigte der Beamte sie aber Stephan schüttelte seinen Kopf. „Trouble wurde vom SEK wie eine Schwerverbrecherin auf dem Boden geworfen und zwei hundert Kilo Männer hockten auf ihr.", wand Stephan ein und ließ seinen Kiefer knacken.
„Ja die Kollegen haben den Befehl bekommen die Person mit der Waffe zu Boden zu bringen. Sie haben nur ihren Job gemacht.", erklärte der Hauptkommissar und sah dann zu mir.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt