„Du wohnst jetzt mit zwei Frauen zusammen, Martin. Denk dran."

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„Das kann ich nicht. Nicht wenn sich deine Laune von jetzt auf gleich um 180 Grad ändert. Hat das was mit dem Kuss und dem auf meinem Schoß sitzen zu tun? Falls ja, dann ist es völlig normal.", versuchte Paul mich zu beruhigen und kam mir langsam näher. „Nein das ist nicht das. Bitte...", mir war die ganze Situation so unangenehm dass ich anfing zu weinen. „Aber was ist dann....", fing mein Freund an und verstummte mit einem mal, als sein Blick auf den Badezimmerunterschrank fiel auf dem ich die Bindenpackung nach dem einkaufen mit Marie abgelegt hatte. „Auch das ist normal. Mach dich frisch, ich bringe dir saubere Kleidung.", Paul lächelte mich sanft an und ging aus dem Raum.
„Ich kann ihm nie wieder unter die Augen treten.", brummte ich mir selber zu als ich mir die Hose auszog und in das Waschbecken warf. Aufgrund meiner jahrelangen selbstgebauten Toilettenpapier Hygieneeinlage war ich geübt darin Blutflecken aus der Kleidung bekommen und so landete auch die Unterhose im Waschbecken, nachdem Paul mir frische Kleidung gereicht hatte. Während eiskaltes Wasser über beide Kleidungsstücke floss zog ich mir die frischen Sachen an und klebte mir auch eine Binde in den Slip. Zusammen mit einem Haufen anderer Schmutzwäsche warf ich die nicht mehr blutverschmierten Sachen in die Waschmaschine und startete den Waschgang.
Da ich wusste dass ich früher oder später wieder aus dem Bad kommen musste, atmete ich tief durch und öffnete die Tür. Paul stand an der gegenüberliegende Wand gelehnt da und sah von seinem Handy auf. „Willst du runter oder lieber ins Bett?", wollte er wissen und stellte sich dicht vor mich. Ich öffnete meinen Mund aber bevor ich meine Frage stellen konnte fing Paul an leise zu lachen. „Schatz, die Periode ist was völlig Natürliches. Und manchmal ist sie halt etwas stärker oder kommt früher. Aber das ist okay und ich werde den Teufel tun und dich jetzt allein lassen.", machte mein Freund klar und haucht mir einen Kuss auf die Stirn.

Minuten später lag ich unter meiner Bettdecke an Paul gekuschelt im Bett und sah mir mit ihm einen kitschigen Liebesfilm an. „Was ist denn hier los?", Marie steckte ihren Kopf in die Tür und sah überrascht zwischen uns und dem Fernseher hin und her. „Mit war nach einem kitschigen Film und meiner Freundin. Ihr habt nicht zufällig noch Schokolade da?", Paul lächelte meine Stiefmutter sanft an und sie nickte direkt. „Natürlich. Ich bring dir was hoch.".
Keine fünf Minuten stand meine Stiefmutter wieder im Raum. In der einen Hand eine von Pauls Einkaufstaschen die voller Süßigkeiten waren und in der anderen eine Wärmflasche. „Für den Fall dass du von der Schokolade Bauchschmerzen bekommst.", erklärte sie und stellte die Tüte neben den Bett ab, die Wärmflasche legte sie Paul auf die Beine. „Wenn ihr noch was braucht sagt Bescheid.", bat sie und ging aus dem Raum.
„Sind da auch die Gummibärchen drin?", ich streckte meinen Hals um die Tüte sehen zu können und fing an zu grinsen als Paul die begehrte Tüte herauszog. Während ich die Packung aufriss legte mir mein Freund die Wärmflasche unter die Decke auf den Unterbauch. Sofort breitete sich eine wohlige Wärme in mir aus und auch die Krämpfe nahmen ab. „Das ist ja göttlich.", seufzend kuschelte ich mich noch enger an Paul und nutzte seinen Oberkörper als Tisch.
Innerhalb kürzester Zeit aßen wir den halben Inhalt der Tüte auf und sahen den Film zu Ende.

Ich war kurz davor einzuschlafen, als es leise an der Tür klopfte. „Hey ihr beiden. Marie schickt mich. Das Essen ist fertig, aber das mögt ihr bestimmt nicht, bleibt also einfach liegen.", erklärte Klaus und schloss die Tür wieder hinter sich. „Also hat Marie was gutes gekocht, wenn er uns nicht unten haben will.", lachte Paul und schlug die Bettdecke auf. „Können wir nicht liegen bleiben?", brummend machte ich mich klein. „Du hast schon das Frühstück übersprungen und nur Süßes ist nicht gut.", sanft strich mir mein Freund über die Wange und ich schloss meine Augen. „Komm schon, Schatz. Wir essen was und dann können wir gerne weiter kuscheln.", bat Paul mit zuckersüßer Stimme und ich konnte nicht anders als ihm in die Küche zu folgen.
„Da seid ihr ja wieder.", lachte Martin als er uns erblickte und stellte die Salatschüssel auf den Küchentisch. „Ich war müde.", nuschelte ich und ließ mich auf den erstbesten Stuhl fallen. „Hast du vorhin noch eine Ladung Wäsche angestellt?", wollte meine Stiefmutter wissen und ich sah auf den Teller vor mir. „Alles gut, ich wollte dir nur sagen dass ich die Sachen schon aufgehängt habe.", raunte Marie mir zu und ich spürte Pauls Hand auf meinem unteren Rücken. „Mensch Marie. Ich dachte wir sollten Mila wie eine Erwachsene behandeln. Wieso hängst du dann ihre Wäsche auf?", tadelte Martin seine Frau die ihn fassungslos ansah. „Willst du mir gerade verbieten mich um meine Tochter zu kümmern? Außerdem waren es deine Sachen die sie gewaschen hat.", fuhr Marie Martin an und ich spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen.
„Das sollte ein Scherz sein.", ruderte mein Vater zurück und sah geschockt zwischen mir und seiner Frau hin und her. „Klang aber nicht so. Das nächste Mal sollte ich dich deine Wäsche allein machen lassen, aber dann kannst du die Sachen einer Barbeipuppe anziehen", zischte Marie und funkelte Martin wütend an. Paul räusperte sich verhalten und versuchte seinem Kollegen unauffällig einen Tipp zu geben: „Du wohnst jetzt mit zwei Frauen zusammen, Martin. Denk dran.". Es dauerte einen Moment bis meinem Vater ein Licht aufging und er einen Blick auf den Familienkalender an der Wand neben der Tür warf. Auch Klaus schien begriffen zu haben was los war und legte seinem besten Freund eine Hand auf die Schulter. „Wenn du ne Couch zum schlafen brauchst, meine ist frei.", versprach er ihm und das war der Punkt an dem ich sauer wurde. „Glaubst du wir fallen über ihn her wie ein Rudel Wölfe?", wollte ich zynisch wissen und stand auf. „Nein, dass wollte ich nicht.", versuchte Klaus mich zu beruhigen, aber ich hielt meiner Stiefmutter die Hand hin, die sie auch gleich ergriff, und zog sie in das Wohnzimmer wo wir uns mit verschränkten Armen auf das Sofa setzten.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt