„Schwarzer Kaffee?"

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Meine Kleidung klebte mir nass am Körper als ich in die Straße einbog in der Martins Haus lag. Schon von weiten konnte ich Roberts Auto wegfahren sehen und legte noch einen Zahn zu. Nach Luft schnaufend drückte ich den Klingelknopf und keine zwei Sekunden später hörte ich wie sich Schritte der Haustür näherten und diese dann aufrissen. „Da bist du ja. Hat es geregnet?", verwirrt sah mich mein Vater an. „Nein. Ich bin nur etwas ins Schwitzen geraten und hab die Zeit auf den Augen verloren.", erklärte ich ihm und drückte mich an ihm vorbei ins Haus. „Flo schrieb gerade. Mila ist wohl am anderen Ende...Oh.", Paul kam in den Flur und stoppte als er mich neben meinem Vater stehen sah. „Ja, ich war am anderen Ende von Köln. Nun bin ich hier. Verpass mir doch gleich einen Peilsender.", brummend stampfte ich die Treppe hoch und verschwand im Bad.
„Mila? Kannst du bitte die Tür aufmachen?", drang die Stimme meines Freundes durch die Tür und ich weiß nicht wieso, aber mit einem Mal wurde ich richtig sauer. Obwohl ich mir schon mein Shirt ausgezogen hatte, riss ich die Tür auf und funkelte ihn sauer an. „Was ist los?", wollte Paul direkt wissen und ließ seinen Blick für wenige Sekunden auf meinem Schweißbenetzten Oberkörper liegen. „Ich wollte duschen. Und solange du mir nicht dabei helfen willst würde ich die Tür nun gerne wieder zu machen.", antwortete ich patzig und verschränkte meine Arme vor meinem Bauch um ihn zu verstecken.
„Du weißt das ich das gerne würde. Aber hier ist nicht der richtige Ort dafür. Ich mache mir aber sorgen um dich. Wann hast du das letzte mal was gegessen, denn ich bin auch mies drauf wenn ich hunger habe.", versuchte Paul die Lage zu entspannen aber ich zog nur eine Augenbraue hoch. „Ich hab vorhin auf meiner Joggingrunde was gegessen. Und jetzt entschuldige mich.", log ich meinem Freund ins Gesicht und schloss die Tür vor seiner Nase. Enttäuscht von mir selber lehnte ich meine Stirn an die Tür. Ich schämte mich darüber dass ich meinem Freund ins Gesicht gelogen hatte, wusste aber dass er sich im Nachhinein darüber freuen würde.
Ich bleib so lange so stehen bis ich langsam anfing zu frieren, dann stieg ich unter die Dusche und wusch mir den Schweiß vom Körper.

„Hier, ich hab dir noch schnell ein paar Brote geschmiert. Du hast ja das Frühstück verpasst.", kaum hatte ich die Küche betreten hielt mir meine Stiefmutter einen Teller voller Brötchenhälften hin, die dick mit Nussnugatcreme beschmiert waren. „Danke, aber ich hab keinen großen Hunger. Ich wollte mir nur einen Kaffe machen.", lehnte ich ihr Angebot ab und stellte eine Tasse unter die Kaffeemaschine. „Bist du sicher? Du hast vorgestern Abend das letzte mal was gegessen.", wand Marie ein und sah traurig auf den Teller in ihrer Hand. „Leider ja. Aber Paul oder Papa haben bestimmt wieder hunger.", schlug ich vor und ließ pechschwarzen Kaffee in die Maschine laufen. „Ich frag die beiden mal.", murmelte Marie und ging aus der Küche.

Die ersten paar Schlücke des schwarzen Kaffees lösten in mir einen Würgereflex aus, aber ich hatte durch Olgas ewige Diäten eines gelernt und zwar dass schwarzer Kaffee kaum Kalorien hatte und die ersten Tage ohne Essen immer die schwersten waren. Wenn ich aber immer Sport machte, wenn ich Hunger hatte, würde ich um so schneller abnehmen.
„Marie sagte gerade du willst die Brötchen nicht essen.", drang die Stimme meines Vater zu mir, als ich gerade den letzten Schluck Kaffee aus der Tasse trank und die leere Tasse direkt wieder unter die Kaffeemaschine stellte. „Hab keinen Hunger und vorhin schon was gegessen.", hielt ich die Lüge die ich schon Paul aufgetischt hatte, aufrecht und drückte einen Knopf auf der Kaffeemaschine. „Schwarzer Kaffee?", kam es überrascht von Martin, als er über meine Schulter auf die Kaffeemaschine sah. „Jep. Bin auf den Geschmack gekommen.", antwortend nahm ich die Tasse an mich, wich meinem Vater aus und ging in das Wohnzimmer. „Robert war vorhin übrigens da. Hast du den Termin vergessen?", der Hauptkommissar folgte mir und sah mich besorgt an. „Teilweise. Hab die Zeit aus den Augen verloren. Hatte einfach zu viel Spaß beim Joggen.", erwiderte ich schnell und setzte mich auf das Sofa. „Er kommt heute Abend noch mal vorbei. Und morgen ist dann wieder Gruppentherapie.", informierte mich Marie und warf die Zeitschrift in der sie wohl gerade gelesen hatte, auf den Couchtisch.
„Alles klar.", antwortete ich abwesend und konnte meinen Blick nicht von der Schlagzeile auf dem Zeitschriften Cover reißen. 'Fünfundzwanzig Kilo in zwei Wochen abnehmen.' stand in großen Buchstaben darauf, darunter war eine dünne Frau die super glücklich lächelte. „Wie dem auch sei, ich muss langsam das Mittagessen vorbereiten. Irgendwelche Wünsche?", meine Stiefmutter sah ihn die Runde und sämtliche Blicke fielen auf mich. „Ich hätte gerne einen Eisbergsalat mit Tomaten und Gurken. Aber bitte ohne Dressing.", bat ich sie und versuchte die skeptische Blicke von Martin und Paul auszublenden. „Nur das?", harkte Marie nach und ich nickte. „Na dann. Keine Sorge Männer. Für euch gibt es noch was anderes.", scherzte meine Stiefmutter in die Richtung der Männer und ging in die Küche.
Kaum hatte sie den Raum verlassen, griff ich mir die Zeitschrift und versuchte, wie zufällig, die richtige Seite aufzuschlagen. „Kind? Ist alles gut?", mein Vater setzte sich neben mich und legte seine Hand auf die Zeitschrift um mich vom lesen abzuhalten. „Klar, ich hab nur noch nie so eine Zeitschrift lesen dürfen.", beruhigte ich ihn und schob seine Hand weg. „Wenn was ist, du kannst immer mit uns reden. Egal worum es geht. Du kannst uns auch gerne wecken.", stellte Martin klar und stand auf. „Weiß ich.", antwortete ich knapp und tat als würde mich interessieren welcher Promi gerade am angesagtesten war. Einige Minuten war es still bis sich Paul räusperte. „Wenn du so auf das Joggen stehst, sollten wir vielleicht mal einkaufen fahren damit du die richtige Ausstattung dafür hast. Und vielleicht kann ich auch mal mitkommen. Zusammen Sport machen, macht definitiv mehr spaß als mit den Kollegen in dem stinkenden Fitnessraum.", bot Paul an und ich nickte ihm breit lächelnd zu. Denn eins wusste ich, Polizisten mussten fit sein, daher würde ich von ihm neue Methoden lernen um abzunehmen. Und dass ohne dass er das wusste.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt