„Wann kann ich wieder Sport machen?"

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„So wie ich es erwartet habe. Dein Außenband ist durch.", diagnostizierte Julia und wies auf eine Stelle auf meinem Röntgenbild. „Ist das schlimm?", wollte ich wissen und versuchte was auf dem Bild zu erkennen. „Gemessen an deinen bisherigen Verletzungen nicht. Du musst den Fuß vier bis sechs Wochen still halten. Dann sehen wir weiter.", erklärte Julia und tippte auf dem Tablet in ihrer Hand herum. Ich sah kurz durch das Glasfester zu Paul und Stephan die während der Untersuchung draußen warten musste. „Wann kann ich wieder Sport machen?", raunte ich der Ärztin zu, die mich überrascht ansah. „Also nach der Ruhigstellung musst du erst mal mit der Physiotherapie anfangen.", erwiderte sie und zog eine Augenbraue hoch als ich den Kopf hängen ließ. „Gibt es etwas das ich wissen sollte?", harkte sie nach und legte mir eine Hand auf das Knie. „Ich hab es nur vermisst zu laufen und...", begann ich und sah auf meinen Bauch der in meinen Augen gigantisch zu sein schien. „Und du willst abnehmen?", mutmaßte Julia und ich nickte. „Du kannst ja noch immer deinen Oberkörper trainieren. Oder deinen Rücken. Aber bitte nur mit Übungen die deinen linken Fuß nicht belastet. Und unter uns gesagt, brauchst du nicht abnehmen. Du siehst gut aus, Mila.", beruhigte mich die Ärztin aber ich hörte ihr nicht mehr zu. Mein Gehirn schien sich an den ersten Teil ihres Satzes zu klammern, dass ich noch immer trainieren konnte, meinen Oberkörper und meinen Rücken. „Hast du sonst noch fragen?", holte mich Julia aus meinen Gedanken und ich schüttelte meinen Kopf. „Okay, dann musst du hier noch einen Moment warten, ein Kollege kommt gleich und legt dir die Orthese an. Dann musst du vorne deine Daten angeben und die Sachen unterschreiben und darfst wieder gehen. Gute Besserung.", informierte mich Julia und ging aus dem Raum.
Direkt waren Stephan und Paul an meiner Seite. „Was hat sie gesagt?", wollte mein Freund wissen und sah mich mich besorgt an. „Mein Band ist durch. Keine Ahnung was das ist. Ich bekomme eine Ort... eine Prothese und dann darf ich gehen.", erwiderte ich ihm und runzelte meine Stirn als die beiden mich geschockt ansahen. „Eine Prothese? Oder doch eine Orthese?", harkte Stephan nach und atmete erleichtert durch als ich „Das zweite." antwortete.
„Eine Prothese bekommen Menschen denen ein Körperteil fehlt. Zum Beispiel wenn ihnen ein Bein abgetrennt wurde. Eine Orthese ist eine Schiene die dich dabei unterstützt das Bein, beziehungsweise deinen Knöchel, ruhig zu halten.", erklärte Paul und zuckte zusammen als man jemanden sich räuspern hörte. „Besser hätte ich es nicht erklären können. Kann ich der jungen Dame dann die Orthese anlegen?", bat eine junge Frau die in der Tür stand. „Natürlich.", sofort sprangen Paul und Stephan von der Liege und machten der Frau Platz. Nervös beobachtete ich die Frau die mir sanften Finger die Schiene um meinen Knöchel legte und immer wieder zu mir sah um sicher zu gehen dass sie mir nicht weh tat. „Paul?", ohne meinen Blick von meinem Knöchel zu nehmen wand ich mich an den Oberkommissar der keinen Meter von mir entfernt ebenfalls alle Handgriffe der Frau genau beobachtete.
„Ich weiß was du fragen willst, aber deine Krankenkasse übernimmt das. Hast du deine Karte dabei?", beantwortete er mir meine Frage ohne das ich sie stellen musste. Als ich meinen Kopf schüttelte zog er sein Handy aus der Hosentasche. „Dann ruf Martin an, der hockt eh auf heißen Kohlen.", entschied er und hielt mir sein Handy hin. „Muss ich?", voller Angst sah ich auf das Mobiltelefon und biss mir auf die Unterlippe. „Leider ja. Wenn du die Karte nicht dabei hast. Sonst kann das Krankenhaus die Kosten auf dich abwälzen. Und da du kein Einkommen hast, dann auf deine Eltern.", wand Stephan ein und ich entriss Paul erschrocken sein Handy.
Während die beiden Beamten darüber diskutierten ob Stephans Worte nicht zu hart waren, wählte ich Martins Nummer der direkt den Anruf annahm. „Wo seid ihr? Wie geht es Mila? Was ist passiert?", löcherte er mich direkt mit tausend fragen und hörte erst auf als ich ein leises „Hallo Papa." dazwischen schob. „Mila, mein Schatz. Wie geht es dir?", direkt war die Stimme meines sanft und ich hörte ihm Hintergrund jemand näher kommen. „Eigentlich ganz gut.", log ich und sprach weiter als ich den strengen Blick meines Freundes sah, „Ich bin gerade in der Klinik am Südring und hab meine Karte nicht dabei. Kannst du sie mir vielleicht bringen?".
Einige Sekunden war es still bis ich das Klappern seines Schlüsselbundes hörte. „Ich bin auf dem Weg. Brauchst du noch was? Musst du bleiben oder darf ich dich gleich mit nach Hause nehmen?", wollte er wissen und lief, den Geräuschen im Hintergrund zu folge, schon aus der Haustür. „Alles gut. Ich bekomme gerade eine Orte...", stolperte ich wieder auf das für mich fremde Wort und war der Frau dankbar die laut „Orthese." sagte. „Okay, ich bin in fünfzehn Minuten da.", informierte mich mein Vater und legte auf.

Entgegen seiner Aussage platzte Martin schon nach zehn durch die große Tür der Notaufnahme und sah sich panisch nach mir um. „Fuchs. Wir sind hier.", rief Paul ihm zu. Er und Stephan saßen links und rechts neben mir und weigerten sich zu fahren bis mein Vater da war.
„Ist alles gut? Was ist passiert? Tut dir was weh?", kaum hatte er uns erreicht ging er vor mir in die Hocke und strich vorsichtig über die Schiene an meinem linken Knöchel. „Mir geht es gut. Schmerzen hab ich noch keine. Julia meint mein Band ist durch. Aber es ist nichts wildes.", beruhigte ich ihn und sah im Augenwinkel wie Julia gerade einen Patienten entließ und dann auf uns zu kam. „Herr Fuchs. Schön Sie wieder zu sehen. Ich bin mir sicher Ihre Tochter hat Ihnen schon alles erklärt.", begrüßte sie meinen Vater und schüttelte kurz seine Hand. „Ja sie meinte ihr Band ist durch. Ich nehme an das es das Außenband ist?", harkte Martin nach und die Ärztin nickte. „Das steht aber alles in dem Arztbrief für ihren Hausarzt. Den bekommen sie vorne, sobald sie ihre Karte abgegeben haben.", fügte Julia hinzu und eilte dann zu dem nächsten Patienten.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt