„Oli sie ist volljährig, vergiss das nicht. Egal ob er Polizist ist oder nicht."

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Ich weiß nicht wie lange ich so da lag, aber irgendwann drangen Geräusch-Bruchstücke in mein Gehirn. „Sirius Black war also hinter ihm her. Das erklärte alles. Fudge war großzügig mit ihm gewesen, weil er so erleichter war, dass er überhaupt noch lebte.", hörte ich Pauls sanfte Stimme sagen und runzelte meine Stirn. „Harry hatte ihm versprechen müssen, in der Winkelgasse zu bleiben, wo es genug Zauberer gab, die ihm im Augen behalten konnten.", sprach Paul weiter und ich meinen Kopf rattertet es. Ich hatte die Worte schon mal gehört, nein gelesen. Die Bilder die mich die letzen Tage so gequält hatten verschwanden und ich sah mich auf meinem Balkon sitzen. Mit einem Harry Potter Buch.
„Und er schickte zwei Dienstwagen seines Ministeriums, um sie morgen alle zum Bahnhof zu bringen, so dass die Weasleys nach ihm sehen konnten, bis er im Zug war.", ich drehte meinen Kopf zu Paul und sah ihn neben mir sitzen, das Buch hielt er in einer Hand die andere lag wenige Millimeter von meiner entfernt auf der Matratze. Ich hörte ihm noch ein paar Minuten lang zu bis ich meinen Arm ausstreckte und mit meine Fingerspitzen die von Paul berührten.
Schlagartig verstummte mein Freund und starrte auf unsere Finger. Ich konnte sehen wie sich seine Brust schnell hob und senkte und in seinen Augen spiegelte sich die Hoffnung wieder, dass er sich die Berührung nicht eingebildet hatte. Vorsichtig strich ich mit meinem Zeigefinger über seinen und auf Pauls Gesicht breitete sich ein strahlendes Lächeln aus.
„Ich hab dich so vermisst.", Paul legte das Buch auf meinen Nachttisch ab und sah mich mit Tränen in den Augen an. Ich wollte ihm antworten aber aus meinem Mund drang nur ein Kratzen. „Warte ich hole dir was zu trinken.", mein Freund sprang auf und eilte aus dem Raum. Zurück kam er mit einer Flasche Wasser und einem Glas. Und mit Oliver und Frau Mertens im Schlepptau. „Wie geht es dir?", wollte die Ärztin wissen während Oli mich breit anlächelte. „Durst.", ätzend sah ich zu Paul der noch immer die Flasche und das Glas in der Hand hielt. „Natürlich.", mit zitternden Händen goss mein Freund ein wenig Wasser in das Glas und hielt es mir hin. Das Bett begann zu summen und mein Kopfteil fuhr hoch, denn ich war zu erschöpft mich zu bewegen. Als würde er das wissen hielt mir der Oberkommissar das Glas an die Lippen, darauf bedacht mich nicht mehr als nötig zu berühren.
Dankbar lehnt ich mich wieder zurück und sah gerade noch wie Oliver sich über die Augen wischte. „Hab ne Allergie.", nuschelnd drehte er sich um und zog ein Taschentuch aus seinem Kittel. „Gehts dir jetzt besser?", Frau Mertens warf einen kurzen Blick neben mir und sah mich dann wieder an. Nickend ließ ich meinen Blick zwischen den drei Menschen hin und her gleiten um sie in ständig im Blick zu haben. „Du weißt gar nicht wie sehr es mich freut dich wieder bei uns zu haben.", scheinbar ging es Oliver wieder besser, denn er hatte sich wieder zu uns gedreht und hielt nun ein Telefon in der Hand. „Oli sie ist volljährig, vergiss das nicht. Egal ob er Polizist ist oder nicht.", tadelnd sah die Ärztin ihren Kollegen an der mitten beim tippen innehielt. „Was ist los?", meine Stimme war noch immer belegt aber schon besser zu hören. „Dein Vater hat uns regelrecht befohlen ihn anzurufen sobald sich dein Zustand verändert. Egal ob er im Dienst ist oder nicht.", erklärte Frau Mertens und ich wusste direkt dass sie die Wahrheit sagte. „Er ist gerade wirklich im Dienst. Soll ich ihn anrufen, Mila?", wollte Paul wissen und legte mir seine Hand auf meine. Als der Monitor neben mir anfing schneller zu piepen zog er die Hand direkt weg und sah mich traurig an. Da es mir leid tat das ich noch immer nicht von jemanden angefasst werden konnte ohne das ich eine Panikattacke bekam versuchte ich ihn anzulächeln schaffte es aber nur dass meine Mundwinkel zuckten. „Kannst du Papa anrufen. Aber bitte sorg dafür dass er keinen Unfall baut ich könnte nicht...", meine Stimme versagte und mir stiegen die Tränen in die Augen. „Ich hole ihn ab. Mach dir keine Sorgen. Ich liebe dich.", Paul warf mir einen Luftkuss zu und eilte aus dem Raum. Ich sah ihm noch kurz nach und bekam so den Blick nicht mit, den Frau Mertens ihrem Kollegen zuwarf. „Ich muss dann auch weiter.", ehe ich mich versah lief Oliver aus dem Raum und nur Frau Mertens blieb zurück.

„Ich habe niemanden erzählt was du mir erzählt hast. Aber ich habe dein Blut untersucht und du hast dir bei denen nichts eingefangen.", erklärte die Ärztin und setzte sich auf den Stuhl neben meinem Bett. „Danke Frau Mertens.", ich wich ihrem Blick aus und sah daher aus dem Fenster hinter ihr. Der Himmel war pechschwarz und ich konnte den Mond erkennen. „Nenn mich ruhig Julia. Und ich hab es dir versprochen. Es ist übrigens gut dass du dich selber aus deiner Lage befreit hast, noch ein weiterer Tag dann hätten wir dich einweisen müssen.", gestand die Ärztin und ich riss meine Augen auf. „Du lagst eine Woche lang regungslos rum und wir mussten dich per Infusion ernähren.", Julia wies auf den Tropf neben mir und mir wurde klar dass der wohl das Brennen in meinen Venen verursacht hat.
„Deine Verletzungen sind weitestgehend verheilt, sodass wir dich übermorgen entlassen können. Den Gips an deinem Arm wirst du aber noch eine Weile tragen müssen.", schloss Julia ihren Bericht ab und ich blickte wieder zu ihr. „Aber bitte versprich mir dass du mit jemanden redest. Mit einem Psychologen. Denn das was du erlebt hast ist nichts womit man alleine zurecht kommt.", bat sie und stand auf. Da ich wieder an ihr vorbeisah nickte sie traurig und ging aus dem Raum.

Nachdem ich das Kopfteil des Bettes wider runter gefahren hatte starrte ich wieder an die Decke und versuchte das was Julia mir erzählt hatte zu verarbeiten. Eine Woche. Eine ganze Woche war vergangen seitdem Paul mich aus Huberts Händen gerettet hatte. Eine Woche lag ich hier und hatte noch immer das Gefühl als wären überall auf mir fremde Hände. Eine Woche war vergangen seit ich dem Tod ein weiteres mal von der Schippe gesprungen war.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt