„Weißt du? Eigentlich hab ich doch keine Lust."

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„Du bist so wunderschön.", er ließ meine Brust los und seine Hand über meinen Bauch bis in meinen Schritt wandern. Sofort hatte ich die Bilder von Huberts Männern vor Augen aber ich schob sie beiseite und versuchte nur den Moment zu genießen. Paul verteilte federleichte Küsse auf meinem Hals und ich warf meinem Kopf in den Nacken was er direkt ausnutzte und den extra Platz ebenfalls küsste, während er den unteren Teil meines Kleides immer weiter hoch zog.
Ich genoss seine Berührungen und ließ mich richtig fallen, aber als ich seine Finger an meinen Oberschenkeln spürte bekam ich Panik. Auch wenn ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, ließ mein Freund von mir ab und ich spürte seinen prüfenden Blick auf mir.
„Weißt du? Eigentlich hab ich doch keine Lust.", log er total offensichtlich und legte sich neben mich. Unfähig was zu sagen, vor allem da die Erinnerungen meinen gesamten Körper lähmten, blieb ich bewegungslos liegen. „Mach dir bitte keine Selbstvorwürfe. Das was du durchgemacht hast ist nicht von heute auf morgen verarbeitet und vergessen. Ich mache dir da auch kein Druck, wieso sollte ich auch, immerhin darf ich Zeit mit dir verbringen, dich im Arm halten. Dich küssen.", sprach der Oberkommissar ruhig auf mich ein und strich dabei über meinen ihm zugewandten Arm.
Da ich noch immer bewegungslos da lag, griff der Oberkommissar nach der Bettdecke und deckte mich damit zu. „Sag mir was du brauchst. Ruhe? Körperkontakt? Deinen Vater? Hannah? Robert?", löcherte er mich mit Fragen und atmete erleichtert aus, als ich meinen Kopf in seine Richtung schob.
Wortlos schob er seinen Arm unter meinen Kopf, legte seinen zweiten über meinen Bauch und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab. „Ich kann mir nicht mal vorstellen, wie du dich fühlst. Aber ich weiß dass ich verdammt stolz auf dich bin. Vor sieben Wochen durfte dich niemand anfassen und sieh wo du jetzt bist. Gemeinsam schaffen wir das.", sprach er mir Mut zu und ich spürte wie mir Tränen über die Schläfen liefen. Obwohl ich mir sicher war, dass Paul sie sah, ließ er sie unkommentiert und kuschelte sich noch enger an mich heran.
Wir blieben solange so liegen bis ich irgendwann einschlief.

„Guten Morgen Schlafmützen!", rief Stephan und warf sich auf uns. „NICHT SOLANGE ICH ATME!", brüllte Paul direkt hellwach, löste sich von mir und warf sich auf seinen besten Freund. Er holte bereits mit seiner Faust aus als er wohl vollständig wach wurde und Stephan unter sich erkannte. Die beiden starrten sich an und ich zog meine Knie an die Brust und die Decke noch höher.
„Kann man euch nicht eine Minute allein lassen?", lachend kam Daniel rein und stutze als er seine Kollegen noch immer aufeinander entdeckte. „Was ist auch in Stephan gefahren?", brummend ließ Paul Stephan los und setzte sich neben mich. „Wer sollte denn ahnen dass du gleich einen auf Rambo machst.", murmelte mein bester Freund und setzte sich ebenfalls auf.
„Ihr könnt auf jeden Fall froh sein, dass Martin und Marie gerade beim Bäcker sind. Sonst wärt ihr beide einen Kopf kürzer. Und jetzt kommt, der Kaffee wird kalt.", hörte ich Jule und entdeckte sie im Türrahmen. „Mila und ich kommen gleich. Gebt uns einen Augenblick.", bat mein Freund und legte mir seine Hand auf das Knie.
Etwas ahnend nickten die anderen und ließen uns allein. „Alles gut?", besorgt sah mich Paul an, kaum dass Stephan die Tür hinter sich geschossen hatte. Müde nickte ich und starrte dabei noch immer auf die Stelle, an der die beiden Beamten sich beinahe geprügelt hätten. „Glaub ich dir nicht.", murmelnd legte Paul mir seine Hand auf die Wange und drehte mein Gesicht zu sich. „Wie geht es dir?", wollte er wissen als ich ihm in die Augen sah. „Ich bin müde.", flüsternd lehnte ich mich an ihn und wollte meine Augen wieder schließen. „Was hältst du davon, wir frühstücken und dann machen wir einen entspannten Tag?", schlug der Oberkommissar vor und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn. „Ein nein lässt du nicht gelten, oder?", harkte ich nach obwohl ich die Antwort bereits kannte.
Daher zogen wir uns schnell um und gingen nach einer kurzen Katzenwäsche in die Küche, wo auch schon die anderen saßen.

Vier Stunden später saßen wir alle im Wohnzimmer und sahen uns eine von diesen Nachmittagsserien im Tv an als es an der Tür klingelte. „Ich geh schon.", voller Elan sprang Hannah auf und lief zur Tür.
„Man könnte meinen wir haben nun sechs Kinder.", raunte Martin seiner Frau zu, die an ihn gekuschelt auf dem Sofa saß. „Ach komm schon, so schlimm sind wir doch nicht, ich meine das Mittagessen geht auf uns.", brummte Stephan und rieb sich seinen Nacken. „Das ist gerade auch der einzige Grund warum ich euch hier lasse.", scherzte mein Vater als Hannah kreidebleich wieder in das Wohnzimmer kam. Hinter ihr standen Herr Meyer und Herr Höffner.
Sofort setzte sich Paul neben mir auf und hielt einen Arm vor mich. „Keine Sorge, diesmal kommen wir weil wir nun endlich die Aussage von Frau Fuchs brauchen.", informierte Herr Höffer uns, aber es schien niemanden wirklich zu beruhigen. „Ich rufe Stevens an.", kam es von Martin, der sich bereits das Handy ans Ohr hielt. Augenrollend sahen sich die Kripo-Beamten an und ich rutschte näher an Paul.
„Gibt es hier einen Raum in dem wir uns allein unterhalten können?", erkundigte sich Herr Meyer und sah sich um. „Wir können in die Küche gehen.", schlug ich vor und griff nach meinen Krücken. „Stevens ist auf dem Weg und sagt du sollst mit deiner Aussage auf ihn warten.", rief mir mein Vater hinterher als ich in die Küche ging, die Beamten folgten mir direkt.

„Wollen Sie einen Kaffee?", unschlüssig stand ich neben der Küchenzeile und sah die beiden Männer an. Da die beiden ihren Kopf schüttelten setzte ich mich an den Küchentisch und atmete tief durch. „Wo waren Sie vor zwei Wochen?", begann Herr Höffner mit seiner Befragung aber ich schüttelte meinen Kopf. „Ich werde ohne meinen Anwalt nix sagen.", antwortete ich und begann nervös mit meinen Fingern zu spielen. „Sie können uns doch sagen wo Sie vor zwei Wochen waren. Wenn Sie kein Alibi haben, wird Ihnen auch der Stevens nicht helfen.", versuchte mich der Kriminaloberkommissar zum reden zu sprechen, aber ich schwieg weiterhin.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt