„Können wir was tun?"

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In der Zeit bis der Anwalt kam, versuchte ich mich dran zu erinnern wo ich vor zwei Wochen war. Lautes Klopfen an der Küchentür riss mich aus meinen Überlegungen und ich atmete erleichtert aus, als Herr Stevens in den Raum kam. „Ich hoffe mal Sie haben meine Mandantin zu nicht gedrängt?", wand sich der Anwalt direkt an die Beamten und setzte sich neben mich. „Wir haben sie nur gefragt wo sie heute vor zwei Wochen war, denn an dem Tag, gegen Mittag wurde Frau Hof grausam umgebracht.", erklärte Herr Meyer und ich zuckte zusammen als das Bild von der toten Chantal wieder vor meinem inneren Auge erschien.
„Wo waren Sie denn Frau Fuchs?", wollte nun auch Herr Stevens von mir wissen und ich zuckte mit meinen Schultern. „Sag ich doch, Sie haben kein Alibi.", selbstsicher sah mich Herr Höfner an und ich schüttelte direkt meinen Kopf. „Mein Vater weiß bestimmt wo ich war.", ich sah meinen Anwalt panisch an der daraufhin aufstand. Mit schnellen Schritten war er an der Tür, öffnete diese und rief nach Martin. „Ja bitte?", er versuchte zwar ruhig zu bleiben, aber ich sah ihm seine Sorge an. „Die beiden Herren brauchen Ihre Hilfe.", antwortete Herr Stevens wage und setzte sich wieder neben mich, während mein Vater die Küchentür schloss und sich dann vor den Küchentisch stellte. „Wo war Ihre Tochter heute vor zwei Wochen, so gegen Mittag?", wollte Herr Meyer brummend wissen und schien als würde er die ganze Sache als lästig empfinden. „Ähm...", Martin fuhr sich durch die Haare und überlegte einen Augenblick als sein Blick auf meine Krücken fiel, „Sie war in der Notaufnahme der Klinik am Südring.".
„Das hab ich ganz vergessen.", entfuhr es mir und ich strahlte meinen Vater dankbar an. „Das ist nicht wirklich ein Alibi.", wand Herr Höffner ein und mein Lächeln erstarb. „Wieso das?", harkte mein Vater nach und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Weil man in der Klinik lange Wartezeiten hat, in denen sich Ihre Tochter auch unbemerkt entfernt haben könnte um Frau Hof zu ermorden.", zischte Herr Höffner und zog ein kleines Büchlein aus seiner Jackentasche. „Aber Paul und Stephan waren doch die ganze Zeit bei mir.", erinnerte ich mich und sah zu meinem Anwalt der mich sanft anlächelte. „Sehen Sie?", wollte er triumphierend von den Kripo-Beamten wissen die einen kurzen Blick austauschten.
„Wie erklären Sie es sich dann, dass wir ihr Blut an der Leiche gefunden haben?", Herr Meyer öffnete das kleine Büchlein und notierte sich etwas. „Das hab ich Ihnen doch schon beim letzten Mal gesagt. Frau Fuchs befand sich in der Gefangenschaft der Toten. Wer weiß was die dort mit ihr gemacht haben.", erklärte Herr Stevens unbeeindruckt und lehnte sich auf dem Küchenstuhl zurück. „Und damit haben Sie das Motiv ihrer Mandantin selber benannt.", zischte Herr Höffner und ich zuckte unwillkürlich zusammen.
„Moment. Mila, du hattest doch die ganze Zeit dein Handy dabei, oder?", wand sich mein Vater an mich und stellte sich hinter mich. „Ja.", antwortete ich leise und musste mich zusammenreißen nicht panisch zu werden. „Dann kann man dein Handy orten und sehen wo du wann warst. Und in der Klinik gibt es bestimmt einen Haufen Schwestern und Ärzte die dir ein Alibi geben können.", nun war es Martin der die beiden Kripo-Beamte herausfordernd ansah. Wieder tauschten die beiden Männer einen kurzen Blick und standen dann auf. „Wir finden selber raus.", brummte Herr Meyer und verließ dann mit Herr Höffner die Küche.

„Paul, Stephan? Kommt ihr beiden bitte mal her?", rief Martin und ich zuckte wiedermal zusammen.
„Was ist los?", keine Sekunde später standen Paul und Stephan und der Küche und sahen mich besorgt an. „Wo war Frau Fuchs vor zwei Wochen?", ergriff Herr Stevens das Wort und sah die beiden Männer vor uns gespannt an. „Wir waren in der NA von der Klinik am Südring.", kam es wie aus der Pistole geschossen von Stephan. „Er hat Recht. Mila hatte beim Joggen einen kleinen Unfall und hat sich das Außenband ihres linken Knöchels gerissen. Als sie Stephan um Hilfe gebeten hat, bin ich mitgefahren und wir drei waren in der Klinik bis Martin sie abgeholt hat.", fügte Paul hinzu und sah dabei zwischen mir und Martin hin und her.
„Super, dann werde ich Sie beide als Zeugen aufführen, ist das für Sie in Ordnung?", erklärte Herr Stevens und stand auf als die beiden nickten. „Dann mach ich mich jetzt an den Papierkram. Machen Sie sich keine Sorgen, Frau Fuchs.", verabschiedete sich der Anwalt und ließ sich von Stephan zur Haustür bringen.

„Soll ich Robert anrufen?", besorgt setzte sich mein Vater neben mich, darauf bedacht mich nicht zu berühren. Mit meinem Blick fixierte ich einen Punkt auf der Wand vor mir und schüttelte meinen Kopf. „Können wir dir was gutes tun?", Paul hockte sich auf meine andere Seite. Wieder schüttelte ich meinen Kopf und griff nach einer leeren Tasse die noch vom Frühstück auf dem Tisch geblieben war. „Willst du was trinken?", harkte Martin nach und ich nickte. Nach und nach zählte er verschiedene Getränke auf und ich schüttelte immer wieder meinen Kopf. „Willst du eine heiße Schokolade? Mit allem was dazu gehört?", schlug er als letztes vor und stand auf als ich nickte.
„Alles gut bei euch?", Marie kam in die Küche und stellte sich in mein Blickfeld. „Ich hab keine Ahnung.", gab Paul ehrlich zu und legte seine Hand neben meine ab.
„Können wir was tun?", hörte ich Hannah und auch sie tauchte in meinem Blickfeld auf. „Noch nicht. Wir müssen warten bis sie wieder voll da ist.", beruhigte Paul seine Kollegen und stupste leicht mit seinen Fingerspitzen über meinen Unterarm. Ich hörte ihn erleichtert durchatmen als ich nicht zusammenzuckte und schloss meine Augen als er seine Hand nun ganz auf meinen Arm legte. „Wer will noch eine heiße Schokolade?", versuchte Martin das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken und ich war ihm dankbar dafür. Ich wusste selber nicht, warum mich das Verhör so mitnahm. Ob das Verhalten der Beamten war oder die Tatsache dass mein Blut auf der Toten gefunden wurde der ausschlaggebende Punkt war, würde ich in der nächsten Stunde mit Robert besprechen müssen. Aber die Gespräche um mich herum ließen mich so weit runter fahren, dass ich mich müde an Paul lehnen konnte.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt