„Habt ihr eine Wette über mich laufen?"

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Und Martin hielt sein Wort und blieb während der gesamten Zeit in meiner Nähe. Während ich mich wieder anzog warf der Arzt einen ersten Blick auf die Bilder und brachte Martin und mich dann wieder in den Untersuchungsraum in dem er mir auch das Blut abgenommen hatte. Auch Marie war in der Zwischenzeit wieder zu uns gestoßen und hielt ihrem Mann einen Kaffe-To-Go-Becher hin. Meinen reichte sie an den Arzt weiter, da ich zu nervös war um auch nur etwas zu trinken.
„Also, deine Blutwerte sehen besser aus als ich dachte. Du hast zwar einen Vitaminmangel, aber das ist was das man mit einer ausgewogner Ernährung und Vitaminpräparaten wieder hin den Griff bekommt.", teilte uns der Arzt mit und schob Martin einen Briefumschlag zu. „Das CT sieht leider anders aus.", mit einer ernsten Miene drehte Herr Dreier uns seinen Pc Monitor zu und Martin spannte seine Muskeln an. „Man sieht ganz gut das du einige alte Brüche in deinen Armen und Beinen hast. Und auch Teilbrüche beziehungsweise ganze Brüche von 22 deiner 24 Rippen.", zählte Herr Dreier auf und ich sah mir die Bilder auf dem Monitor an. Das schockierte keuchen von Marie bekam ich gar nicht mit, ich war zu gefesselt von den Bildern die mein Skelett darstellen sollte. „Es scheint als wäre alles gut verheilt.", beruhigte der Arzt eher Martin als mich und drückte ein paar Tasten an seiner Tastatur. „Immerhin.", brummte mein Vater und fuhr sich durch sein Gesicht.
„Das reicht aber auch für heute. Ich hab dir alles ausgedruckt, damit du die Diagnosen eurem Hausarzt geben kannst. Ich empfehle auch dass ihr die Impfungen nach holt, aber erst solltet ihr den Vitaminmangel in den Griff bekommen.", wand sich der Arzt an Martin und stand auf.

„Willst du uns nicht sagen wer das war?", Marie sah mich kreidebleich an, als wir wenig später auf dem heimischen Sofa saßen. „Nein.", kam mir über die Lippen und presste diese dann aufeinander. Ich vertraute den beiden zwar, aber ich wusste dass alles schlimmer werden würde, wenn ich ihnen von den Misshandlungen meiner Mutter und meines Stiefvaters erzählen würde. „Du weißt das du uns vertrauen kannst, oder?", Martin reichte mir eine Schale mit klein geschnitten Obst, die ich ihm direkt abnahm. „Ja, aber trotzdem nein.", erklärte ich und stopfte mir eine Kirsche in den Mund.

Einige Stunden später, Martin und ich sahen uns gerade eine Komödie an während Marie in der Küche das Abendessen zubereitete, klingelte es an der Haustür. Noch ehe ich oder Martin uns bewegen konnten, sahen wir wie Marie aus der Küche und zur Tür eilte. „Hallo, ich hoffe ich störe nicht.", hörte ich Pauls Stimme und fing direkt an zu lächeln. „Du störst nie, Paul.", begrüßte Marie den Oberkommissar und ich hörte wie die Tür ins Schloss fiel und die beiden näher kamen.
„Hey ihr beiden.", mit einem Strahlen im Gesicht sah Paul erst zu Martin und dann zu mir. „Richter, was verschafft uns die Ehre?", lachte Martin und nahm seine Füße vom Couchtisch. „Ich hab lange nichts mehr von euch gehört, da dachte ich, ich komme mal vorbei und schaue nach dem Rechten.", verlegen fuhr sich Paul durch die Haare. „Das ist lieb von dir. Nun setz dich doch.", Marie tauchte neben Paul auf und schob ihn zum Sofa. „Soso nach dem Rechten schauen, ja?", wiederholte Martin sarkastisch, was ihm einen bösen Blick seiner Frau einbrachte. „Na gut Fuchs Senior. Du hast mich erwischt. Ich war zu faul zum kochen und hab gehofft das ich mich hier durchfuttern kann.", scherzte Paul und ließ sich wie zufällig neben mir auf das Sofa fallen. „Natürlich kannst du hier mit essen. Heute gibt es Braten.", informierte Marie ihren Gast und wand sich dann an ihren Mann, „Ich bräuchte deine Hilfe in der Küche.". „Für was?", mit einer fragend sah Martin seine Frau an die augenrollend mit einer Kopfbewegung in meine und Pauls Richtung wies. „Na gut. Aber ich bin in einer Sekunde wieder da.", brummte Martin und folgte Marie in die Küche, aber nicht ohne Paul vorher mahnend anzusehen.

„Glaubt er ich falle jetzt über dich her?", raunte mir Paul zu und ich brach in lautes Lachen aus. „Das muss ich Stephan sagen. Ich hab dich zum lachen gebracht.", freute sich Paul und sah mich freudestrahlend an. „Habt ihr eine Wette über mich laufen?", schockiert sah ich ihn an und rutsche unwillkürlich von ihm weg. „Quatsch. Er war nur der festen Überzeugung das nur er dich zum lachen bringen kann.", erklärte mir der Oberkommissar und hielt mir seine Hand hin. „Aber warum?", harkte ich nach was Paul zum schmunzeln brachte. „Er ist halt schon immer sehr von sich überzeugt gewesen.", erklärte Paul und ließ seine Hand sinken.
Ich sah ihm einen Moment lang in die Augen und griff dann nach der halbleeren Obstschale auf dem Couchtisch um sie Paul hinzuhalten: „Hast du Lust auf Obst?". Mit einem breiten Lächeln nahm Paul eine Apfelspalte und biss hinein. Vorsichtig rutschte ich wieder näher an den Oberkommissar und stellte die Schale zurück auf den Couchtisch. „Wie lief denn der Arzttermin?", wollte Paul wissen und legte wie selbstverständlich seinen Arm um meine Schultern. „Ganz gut. Der Arzt meinte ich hätte nur zu wenige Vitamine. Aber nichts was einem Sorgen machen sollte.", informierte ich ihn, verschwieg ihm aber die diversen Knochenbrüche. „Das freut mich.", murmelte Paul und strich mit seinen Fingern über meinen Oberarm. „Ich mich auch.", nuschelnd lehnte ich mich gegen seine Brust und genoss seine Berührungen.
„Nein Marie, der Schrank muss nicht repariert werden.", hörten wir meinen Vater im Flur und ich schreckte direkt hoch. „Alles gut hier?", Martin kam in das Wohnzimmer und sah uns fragend an. „Alles bestens.", antwortete Paul und nahm sich eine Traube aus der Obstschale. „Will ich für dich hoffen, Paul.", zischte der Hauptkommissar und ließ sich wieder in seinen Sessel fallen. „Ich sags doch.", flüsterte mir Paul ins Ohr und ich fing wieder an zu lachen. „Ich will gar nicht wissen was du ihr gesagt hast.", brummte Martin ohne seinen Blick vom Tv zu nehmen. „Wir würden es dir auch nicht sagen.", neckte Paul meinen Vater und ich sah ihn überrascht an. „Bring mich nicht dazu dich aus meinem Haus zu werfen, Junge.", zischte Martin und warf uns einen raschen Blick zu. „Martin, benimm dich.", rügte Marie, die gerade in das Wohnzimmer kam, ihren Mann und trocknete sich ihre Hände an ihrer Schürze ab. „Ich hab doch gar nichts gemacht.", verteidigte sich der Angesprochene direkt und ich presste mein Gesicht in Pauls Oberarm um nicht noch einmal laut zu lachen. Dadurch sah ich auch nicht die Blicke die sich Martin und Paul zuwarfen. „Was meint ihr? Wollen wir essen?", erkundigte ich Marie und ich löste mich nickten von Paul. „Dann mal los. Mila hilfst du mir den Tisch decken?", wand sich die Hauseigentümerin an mich und ich sprang direkt auf und folgte ihr in die Küche.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt