„Ich hoffe ich störe euer kleines Treffen hier nicht."

449 17 0
                                    


„Mila?", Paul tauchte aus dem nichts an unserem Tisch auf und sah zwischen mir und Robert hin und her. „Hey, was machst du den hier?", wollte ich von ihm wissen, aber er reagierte nicht, sondern starrte nur auf die Hand meines Therapeuten die noch immer auf meiner lag. Als Robert der Blick auffiel zog er schnell seine Hand wieder zu sich und lächelte mich auffordernd an.
„Ich hoffe ich störe euer kleines Treffen hier nicht.", brummte mein Freund und warf dem Mann mir gegenüber einen giftigen Blick zu. „Robert dass ist Paul, mein Freund. Paul das ist Robert.... mein Therapeut.", stellte ich die beiden einander vor und nuschelte die beiden letzten Worte kaum verständlich. „Oh. Hallo.", erleichtert hielt Paul meinem Therapeuten die Hand hin die dieser kurz schüttelte. „Setzten Sie sich ruhig, wir waren für heute eh fertig. Morgen wieder um die selbe Zeit Mila?", erkundigte sich Robert und trank den letzten Rest aus seiner Kaffeetasse. „Gerne, du weißt ja wo du mich findest.", stimmte ich zu und schob im selben Atemzug Paul die Schale mit dem Jogurt hin. „Alles klar. Hat mich gefreut Sie kennenzulernen Paul, tun Sie mir nur einen Gefallen und essen Sie nicht den Jogurt ihrer Freundin.", mit der Bitte verabschiedete sich der junge Mann und ließ mich und Paul allein.
„Hier dein Jogurt.", lachte mein Freund und schob die Schale wieder zurück zu mir. „Ich hab aber kein Hunger.", gab ich zu und schob die Schale auf die Mitte des Tisches. „Hast du denn heute schon was gegessen?", harte Paul nach und sah mich mit seinem Polizistenblick an. Da ich schwieg schien ihm das Antwort genug zu sein, denn er holte seufzend Luft. „Ich schau mal was die Cafeteria hier zu bieten hat.", entschied der Oberkommissar und ging zur Verkaufstheke. Auf dem Weg dahin beobachte ich ihn ganz genau und versuchte aus seinem Verhalten schlau zu werden. Warum war er zu Beginn so gereizt gewesen, aber dann so gut gelaunt, als ich die beiden einander vorgestellt hatte? Tat er nur so nett, weil er dachte ich bin nun völlig irre und würde durchdrehen wenn er nicht lieb zu mir war?
Ich war so in Gedanken dass ich gar nicht mitgekommen hatte, dass Paul wieder zu mir an den Tisch gekommen war. „Will ich wissen woran du denkst?", neckte mich mein Freund und holte mich damit wieder in die Wirklichkeit zurück. „Alles gut.", antwortete ich schnell und entdeckte denn Kuchen vor mir. „Was gesünderes hatten sie nicht, aber wenn man es genau nimmt ist es ja ein Obstkuchen und Obst ist ja gesund.", erklärte der Oberkommissar und nahm einen großen Schluck seines Kaffees.
Aber auch vom Kuchen bekam ich nichts runter und stopfte mir die drei Bissen krampfhaft in den Mund. Dennoch schien es Paul zu reichen und wir gingen noch eine Runde im Park neben dem Krankenhaus spazieren.

Am nächsten Vormittag war Hannah zu Besuch und horchte mich nicht ganz so unauffällig nach den Therapiestunden mit Robert aus. „Es läuft ganz gut. Wir haben auch schon über einiges geredet. Aber...", erzählte ich ihr und hätte ihr beinahe von Pauls Auftritt erzählt. „Aber?", harkte die blonde Frau nach und stopfte sich eine handvoll von den mitgebrachten Chips in den Mund. „Aber Paul ist aufgetaucht und hat sich total seltsam verhalten.", murmelte ich und nahm mir einen kleinen Chip. „Was hat er denn gemacht?", besorgt sah mich meine beste Freundin an.
„Robert hatte mir Mut zugesprochen und dabei seine Hand auf meine gelegt. In dem Moment kam Paul und war total seltsam. Bis ich die beiden einander vorgestellt hatte und Paul somit wusste das Robert mein Therapeut ist.", berichtete ich von der Situation gute 24 Stunden zuvor. „Laber nicht. Das hätte ich nie von unserem Paul gedacht.", lachte Hannah und nahm sich wieder eine handvoll der Chips. Verwirrt schüttelte ich meinen Kopf. „Mila, Paul war eifersüchtig, als er dich und Robert gesehen hat.", klärte mich Hannah auf und lächelte mich breit an. „Aber warum sollte er eifersüchtig sein?", harkte ich nach und spielte mit der Krankenhausdecke unter der ich lag. „Weil du gut aussiehst, charmant bist und der Mann der sich nicht in dich verliebt völlig einen an der Waffel hat.", zählte Hannah auf und wischte sich die Chipskrümel an ihrer Hand an ihrer Hose ab. „Aber Stephan und Daniel haben sich auch nicht in mich verliebt. Und das Paul mich liebt ist eh ein Weltwunder.", wand ich ein und schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter. „Das Stephan und Daniel sich nicht in dich verliebt haben, hängt mit dem Bro-Code zusammen. Die Partnerin des besten Freundes wird automatisch unattraktiv für einen. Und zweifel nie wieder an Pauls Liebe zu dir.", rügte mich meine beste Freundin und sah mich tadelnd an. „Aber...", fing ich an, Hannah schlug mir aber mit dem Kissen hinter ihrem Rücken seitlich gegen den Kopf.
„Also eigentlich wollte ich meine Tochter abholen und nach Hause bringen, aber scheinbar muss ich meine Kollegin festnehmen.", Martin tauchte im Türrahmen des Krankenhauszimmers auf und stemmte seine Hände in die Hüften. „Eher solltest du deiner Tochter einbläuen dass sie ihr Licht nicht ewig unter den Scheffel stellen soll.", erklärte Hannah während sie aufstand und die Reisetasche aus dem Badezimmer holte. „Darüber reden wir später. Ich freue mich gerade einfach zu sehr sie wieder nach Hause zu holen.", mit einem breiten Lächeln zog mich mein Vater vom Bett direkt in seine Arme.
„Ignoriert mich einfach, ich mach hier nur gerade die Arbeit eines Vaters.", lachte meine beste Freundin, als sie um uns herum lief und meine Habseligkeiten in die Reisetasche packte. „Ich hab dich nicht dazu gezwungen, Becker.", brummte Martin und packte sie am Oberarm als sie gerade an uns vorbeiging. Bevor sie sich beschweren konnte, zog mein Vater sie mit in die Umarmung. „Womit hab ich denn das verdient?", wollte sie murmelnd wissen und streckte mir ihre Zunge raus. „Weil du die beste Freundin meiner Tochter bist. Und ich gerade zu viel Energie habe um gleich vernünftig Auto zu fahren.", gestand der Hauptkommissar und drückte uns ein letztes Mal an seine Brust bevor er uns ganz los lies.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt