„Schon mal was von Pressefreiheit gehört?"

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* zwei Wochen später *

„Das reicht für heute. Du hast in den letzten zwei Wochen echt viel gelernt. Das kleine Einmaleins und die wichtigsten Worte auf Englisch sitzen sicher. Nächste Woche können wir mit Geschichte anfangen, damit es nicht langweilig wird.", stolz sah Marie mich an und ich wurde sofort rot. „Du bist aber auch eine gute Lehrerin. Es macht echt viel Spaß mit dir zu lernen.", lobte ich meine Stiefmutter die nun ebenfalls rot wurde.
Den Rest des Nachmittags verbrachten wir auf dem Sofa und sahen fern bis Paul und Martin heim kamen. „Wann willst du den beiden den von deinen Lernerfolgen erzählen?", wollte Marie wissen als der Werbeblock begann. „Ich weiß es noch nicht. Dachte zuerst ich schreibe Paul einen Brief auf Englisch, aber dafür kenne ich noch nicht genug Worte.", antwortete ich und deckte mich mit der Sofadecke zu. „Glaub mir, die beiden sind auch dann stolz auf dich, wenn du nur einen einfachen Satz auf Englisch sagen kannst.", versicherte mir Marie und ich nickte müde.
Obwohl ich und Paul vorhatten gemeinsam ins Kino zu gehen und ich mich sehr darauf freute, schlief ich dennoch auf dem Sofa ein, da ich in der Nacht noch stundenlang die Englischen Vokabeln gepaukt hatte.

„Quatsch. Dann gehen wir halt an einem anderen Tag. Scheint als hätte sie den Schlaf gebraucht.", hörte ich Paul flüstern gefolgt von einem sanften Kuss an meine Stirn. „Ich bin wach.", stellte ich klar und setzte mich schlaftrunken auf. „Ja, das sehen wir.", lachte Martin und setzte sich auf die Lehne vom Sessel auf dem Marie saß. „Geb mir 5 Minuten und ich bin fertig.", murmelte ich und stand auf. Leider verfing sich meine Beine in der Sofadecke und ich wäre direkt in den Couchtisch gefallen, hätte Paul mich nicht in letzter Sekunde aufgefangen. „Ich schlage vor wir gehen ins Bett und holen das Kino-Date einfach nach. Passt auch ganz gut, denn ich bin selber müde.", schlug Paul vor und ich gab mich geschlagen.

* weitere zwei Wochen später *

Ich war gerade das erste Mal allein einkaufen, da Marie einen Arzttermin hatte und Martin arbeiten war. Um die beiden zu überraschen hielt ich mich nicht an den Einkaufszettel von Marie, sondern besorgte alles für ein drei Gänge Menü, dass ich oft für die wichtigen Politiker Freunde von Hubert kochen musste. Paul hatte ich in meinen Plan eingeweiht, sodass er mich in knappen 10 Minuten vor dem Supermarkt abholen wollte um mich heim zu fahren.
„Entschuldigen Sie?", eine junge Frau sprach mich an und riss mich dabei aus den Gedanken. „Ja bitte?", ich lächelte sie an und sah dann wieder auf meine eigene Einkaufsliste und sah dass ich bis auf den Wein alles zusammen hatte. „Sind Sie Mila Fuchs?", wollte die junge Frau wissen und ich sah sie überrascht an. „Wieso?", antwortete ich wage und wich einen Schritt zurück als sie mir eine kleine schwarze Kiste unter die Nase hielt. „Was sagen Sie dazu, dass das Ehepaar Maurer ihrer Anschuldigungen zurückweist?", die Frau sah mich mit großen Augen an und ich schüttelte verwirrt meinen Kopf. „Wie bitte?", murmelte ich und sah wie ein Mann auf mich zugeeilt kam und sein Handy in mein Gesicht hielt. „Frau Fuchs! Unsere Leser würde interessieren wir sie sich fühlen, jetzt wo sie nicht mehr auf der Straße wohnen!", brüllte er mir regelrecht entgegen.
„Ich weiß nicht wovon Sie reden.", ich wich einen weiteren Schritt zurück und versuchte nicht durchzudrehen. „Stimmt es dass Sie die ganze Sache nur erfunden haben, weil Sie nicht wollen dass Hubert Maurer Bürgermeister von Köln wird?", die junge Frau kam mir hinterher und lächelte mich gekünstelt an. „Oder ist das nur weil Sie selber berühmt werden wollen?", ein weiterer Mann tauchte neben mir auf und hielt mir ebenfalls sein Handy vors Gesicht. Immer mehr Menschen bleiben stehen und einige von ihnen zückten ihre Handys um das ganze zu filmen.
„Bitte lassen Sie mich allein.", bat ich, aber die Personen vor mir fingen an zu lachen. „Die Öffentlichkeit hat ein Recht zu erfahren ob die Geschichte wahr ist.", erwiderte der Mann der als letztes dazu kam. „Und Frau Fuchs hat ein Recht auf ihr eigenes Bild.", Paul quetschte sich zwischen den Menschen hindurch und stellte sich vor mir hin. „Schon mal was von Pressefreiheit gehört?", fuhr die junge Frau Paul an und versuchte um ihn herum, wieder zu mir, zu kommen. „Ich gebe Ihnen allen drei Sekunden. Wenn Sie dann nicht weg sind, rufe ich meine Kollegen und lasse sie alle festnehmen!", brüllte mein Freund und hielt seinen Dienstausweis hoch.
Sofort suchten die umstehenden Personen das Weite und ich atmete erleichtert aus. „Alles gut bei dir?", Paul drehte sich um und sah mich besorgt an. „Was war das gerade?", wollte ich wissen ohne seine Frage zu beantworten. „Das waren Reporter. Scheinbar haben meine Kollegen deine Mutter und deinen Stiefvater befragt und die Presse hat davon Wind bekommen.", erklärte der Oberkommissar und ich lehnte mich erschöpft an ihn. „Danke dass du da warst.", murmelte ich in seine Brust und atmete tief durch. „Ich hoffe mal die haben die Warnung verstanden und kommen nicht auf die Idee irgendeinen Mist über dich zu drucken. Aber jetzt bringen wir dich erst mal nach Hause. Hast du alles?", harkte Paul nach und strich mir über den Rücken. „Mir fehlt nur noch der Wein für Papa und Marie. Was willst du trinken?", ich löste mich von meinem Freund und sah ihn fragend an. „Ich brauch nix.", antwortete er sofort und ich fing leise an zu lachen. „Also ein Sixpack Kölsch für dich.", mutmaßte ich und schob den Einkaufswagen weiter.

Da Marie mir schrieb das es noch länger beim Arzt dauern würde, informierte ich sie das Paul mich nach Hause fahren könnte, damit sie sich keine Sorgen machen musste. Daher hatte ich genug Zeit um das Essen vorzubereiten. Zuerst wollte Paul mir helfen, merkte aber schnell dass ich ganz gut alleine zurechtkam und setzte sich daher an den Küchentisch.
„Meine Güte, Mila. Salat, Braten mit Beilage und zum Nachtisch auch noch Crème brûlée? Wo hast du gelernt das zu kochen?", überrascht sah Paul mich an. „Weiß nicht. Gefühlt konnte ich das immer. Olga hat mir die Zutaten hingestellt und meinte ich soll daraus was machen.", erklärte ich und zuckte mit den Schultern. „Kann ich dir irgendwie helfen? Ich kann dich doch nicht alles allein machen lassen.", Paul trat hinter mich als ich gerade den Braten füllte. „Wenn du willst kannst du den Tisch im Wohnzimmer decken.", bat ich ihn und biss mir auf die Unterlippe als ich Pauls Lippen an meiner Hals spürte. „Ich versuche mein bestes.", versprach er und löste sich von mir. „Und bitte sorg dafür dass Marie und Martin nicht in die Küche kommen!", rief ich ihm hinterher als er mit einem Stapel Teller in das Wohnzimmer ging.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt