„Es wird nichts passieren. Wir passen auf dich auf."

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„Raus mit der Sprache.", forderte Martin und presste seine Kiefer aufeinander. „Mila kommt zu mir. In meinem Wohnkomplex wohnen einige reiche Leute und daher sind überall Kameras und Security Personal.", fing Jule an und blickte zu Daniel. „Ich hab noch eine menge Urlaubstage angesammelt die ich alle nehmen werde. Somit ist immer jemand bei ihr.", sprach Daniel weiter und sah auffordernd zu Hannah. „Ich werde mich an die Tochter vom Maurer ran machen. Ihr Vertrauen gewinnen, dann wird sie all die dunkele Geheimnisse ihres Vaters ausplaudern.", erklärte die blonde Beamtin und lächelte mich an. „Paul und ich werden die Maurer beschatten. Irgendwann werden sie einen Fehler machen und dann haben wir sie.", schloss Stephan den Plan ab und vergrub seine Hände in die Hosentaschen.
Fassungslos sahen Martin und Klaus ihrer jüngeren Kollegen an und man sah es ihnen an dass sie das eben gehörte zu verarbeiten versuchten. Bei Marie ging das schneller. „Schön zu sehen, dass sie euch allen genau soviel bedeutet wie mir und Martin.", sie lächelte die Polizisten sanft an und griff nach der Hand ihres Mannes, „Aber das heißt nicht das wir das hier auf Rambo-Art machen. Jules Vorschlag ist toll, die restlichen werden wir in die Tonne kloppen. Denn wenn ich eins weiß, dann dass wir das alles höchst legal machen müssen, damit das Arschloch kein Schlupfloch mehr finden kann.". „Marie hat Recht. Wir brauchen bei jedem Schritt Zeugen, Beweise...", fing Martin an aber der Rest seines Satzes ging im Rauschen in meinen Ohren unter. Mit zitternden Händen zog ich Pauls Arm enger um mich. Sofort spannte er seine Muskeln an und sah mich besorgt an. Als würde ein Blick in meine Augen reichen, wusste er sofort was los war und zog mich zu einem Stuhl.
Irgendjemand legte mir eine Decke um die Schulter, aber mein Blick war auf meinen Freund geheftet der zwischen meinen Beinen hockte und mich liebevoll anlächelte. Er zuckte nicht mal zusammen als ich mich in seine Hände krallte als vor meinem Augen die Szenen vom Autounfall in Endlosschleife abliefen.
Ich wusste nicht wie lange wir so da saßen bis das Rauschen in meinen Ohren verschwand und ich wieder alles hörten konnte. Scheinbar konnte man das auch an meinem Gesicht ablesen, denn Paul atmete erleichtert durch und lächelte mich noch breiter an, als ich ihm leise „Ich liebe dich.", zuflüsterte.
„Ich schlage vor, wir machen eine Pause. Zum Essen und zum Kopf lüften. In einer halben Stunde treffen wir uns hier. Bis dahin hab ich auch mit den Kollegen der Kripo gesprochen.", schlug Klaus vor und eilte bereits aus der Tür. „Ich bestell was zu essen. Das übliche?", mein Vater sah in die Runde und ging dann, Marie hinter sich her ziehend, ebenfalls aus dem Raum.
„Wir bekommen das schon hin, Trouble. Mach dir darum keine Sorgen.", sprach mir Stephan Mut zu und setzte sich auf den Tisch hinter Paul. „Aber was ist wenn...", begann ihm zu widersprechen, Hannah machte aber einen Schritt auf mich zu und hielt mir den Mund zu. „Es wird nichts passieren. Wir passen auf dich auf. Ja, vielleicht wird es manchmal eng werden, aber wir werden nicht zulassen dass du uns allein lässt. Keiner von uns hat Lust sich Richters Gejammer anzuhören.", erklärte sie und sah mich bestimmt an. „Ich hätte es zwar anders formuliert, aber Hannah hat recht.", schmunzelte mein Freund und stand auf.
Gute zwanzig Minuten später standen vor jedem von uns eine Lieferservice-Box. Die anderen stürzten sich direkt auf das Essen, ich stocherte nur lustlos in meinen Nudeln herum. „Ich weiß, du hast keinen Hunger, aber dein Körper braucht was. Versuch mindestens drei Gabeln voll, für mich, okay?", flüsterte mir Jule ins Ohr, die neben mir saß. Stumm nickte ich, denn ich wusste dass sie die Wahrheit sagte. Daher stopfte ich mir die Nudeln in den Mund und musste bei jedem Bissen erneut mit mir kämpfen dass ich die kleingekaute Nahrung auch hinunterschlucken konnte.
„Gut gemacht, Kleine.", lobte mich die Beamtin und strahlte mich richtig an. Verlegen sah ich auf die restlichen Nudeln vor mir und sah wie Pauls Hand auf meinen Oberschenkel glitt und dort sanft hin und her strich. Währenddessen unterhielt er sich sich mit Klaus über die Vor und Nachteile eines Hotelzimmers für mich.

„Ich hab da eine Idee.", Robin räusperte sich, als der Konferenzraum sich nach und nach füllte. „Und die wäre Stürmchen?", nuschelte Klaus mit vollem Mund und strich sich die Kuchenkrümel vom Kinn. „Naja, es weiß doch niemand dass es Mila gut geht. Wieso geben wir nicht die Meldung raus, dass sie verletzt ist? Das sie sogar tot ist. Das müsste den BigBoss doch aus der Versenkung holen, oder?", schlug Robin vor und sah in die Runde. „Wir sollen erzählen, dass mein Kind tot ist?", entfuhr es Martin, der seinen Kollegen mit großen Augen ansah.
„Ja, ich meine dass hält die kleinen Fische davon ab noch was zu starten", erklärte Robin seine Idee und fuhr sich verlegen durch die Haare, „und der BigBoss wird denken dass sein Plan aufgegangen ist und wird vielleicht einen Fehler machen.".
„Es könnte klappen.", wand Marie ein und sah Martin unschlüssig an. „Ich bin da trotzdem kein Fan von. Dann müsste Mila wieder nur im Haus bleiben.", brummte mein Vater und sah mich traurig an. Direkt wusste ich worauf er anspielte und legte meine Hand auf die von Paul, die mit meinem Oberschenkel zu verwachsen sein schien. „Ist ja nicht so, als hätte ich da keine Übung drin.", versuchte ich die Situation zu entschärfen und lächelte krampfhaft in die Runde.
„Dann ist Stürmchens Idee unser Plan Z. Solange versuchen wir es auf den anderen Wege.", sprach Klaus ein Machtwort und nahm sich ein weiteres Stück Kuchen.

„Danke Paul, dass wir eine Nacht bei dir unter kommen können.", bedankte sich meine Stiefmutter bei meinem Freund als wir ein paar Stunden später zu viert auf seinem Sofa saßen. „Kein Problem. Fühlt euch wie zuhause. Das Zimmer meines ehemaligen Mittbewohner ist ja noch immer leer. Beziehungsweise steht da ein Bett und ein Schrank drin.", Paul lächelte Marie an und warf dann seinem Kollegen einen fragenden Blick zu, denn dieser saß seit unserm Eintreffen in Pauls Wohnung wie versteinert da und starrte geradeaus.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt