„Nein. Nicht einverstanden. Nie im Leben einverstanden."

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„Geht klar. Ich werde mich an all eure Regeln halten, wenn ihr mir versprecht das Paul und Papa mich immer besuchen dürfen. Und das ihr die beiden, und auch die anderen Beamten, vor mir rettet, wenn es hart auf hart kommt.", erklärte ich und blendete die Wiedersprüche von meinem Freund aus. „Einverstanden.", Klaus nickte und stand auf. „Nein. Nicht einverstanden. Nie im Leben einverstanden.", rief Paul und sprang auf. „Paul, das war eine dienstliche Anordnung. Und falls nicht zwei Sterne auf deiner Uniform auf magischer Weise unsichtbar geworden sind, habe noch immer ich das sagen.", brummte der Hauptkommissar und mein Freund presste direkt seine Lippen aufeinander. Seine Wut konnte man ihm trotzdem ansehen. „Ich fahre jetzt zur Wache und kläre das weitere von da. Wenn was ist ruft mich direkt an.", verabschiedete sich Klaus und ging aus dem Hotelzimmer.

„Brauchst du einen Boxsack?", versuchte Stephan seinen besten Freund durch einen kleinen Scherz zu beruhigen, aber dieser warf ihm nur einen giftigen Blick zu. „Bitte versuch mich zu verstehen.", bat ich und stand auf. „Ich soll dich verstehen? Du hast Klaus gerade im Grunde gebeten dich zu opfern wenn es sein muss.", fuhr mich Paul an und fuchtelte dabei wild mit seinen Armen herum. „Ich habe nicht gesagt dass er mich opfern soll. Ich hab ihn nur gebeten dass er sich für euch entschiedet, wenn er wählen muss.", erklärte ich meine Bitte und ging einen Schritt auf Paul zu. „Ach und dabei war dir scheiß egal das ich alles für dich geben würde!", brüllte der Oberkommissar wutschnaufend. Scheinbar schien er Stephan Angst zu machen, denn er stand ebenfalls auf und wollte sich zwischen mich und Paul stellen, ich bat ihm aber mit einem Handzeichen zu warten. „Das weiß ich. Aber ich würde eben auch alles für dich tun.", meinem Freund tief in die Augen schauend ging ich noch einen Schritt auf ihn zu. „Ach und das soll die Sache besser machen? Verdammt noch mal Mila!", noch immer fuchtelte Paul mit seinen Armen in der Luft herum, sodass ich den nächsten günstigen Moment abwartete, den letzten Meter überbrückte der uns trennte und meine Arme um seinen Oberkörper schlang. „Das hilft dir auch nicht.", informierte mich Paul brummend, aber ich spürte dass er sich bereits beruhigte. „Aber ich bin mir sicher das hilft.", erklärte ich siegessicher, nahm meine Arme von seinem Körper um sein Gesicht in meine Hände zu nehmen und für einen Kuss zu mir runter zu ziehen.
Es dauerte einen Augenblick, aber dann wanderten Pauls Hände an meine Hüften und zogen mich enger an sich dran. „Euer Glück dass Martin den Ausraster nicht gesehen hat.", erleichtert ließ sich Stephan wieder auf das Sofa fallen und zog sein Handy aus der Tasche. Ohne den Kuss zu unterbrechen, und vor allem ohne mich los zu lassen, ging Paul ein paar Schritte rückwärts und setzte sich auf das zweite Sofa im Raum. Wie automatisch folgte ich ihm und ließ mich auf seinem Schoß nieder. In meinem Bauch tobte ein wahrer Wirbelsturm an Schmetterlinge und ich blendete meine derzeitige Lage und vor allem Stephans Anwesenheit aus.

„Ich wäre euch dankbar, wenn ihr eure Kleidung anlasst.", bat der hochgewachsene Oberkommissar als sich Pauls Fingerspitzen unter mein Shirt schoben. „Soll ich Jule anrufen?", keuchte Paul atemlos als er seine Lippen von meinen löste. „Wie kommst du gerade auf sie?", wollte Stephan direkt wissen und ich drückte Paul mein Gesicht in die Halsbeuge um nichts zu verraten. „Was hast du ihr gesagt?", Stephans Stimme überschlug sich fast und als Paul nicht antwortete spürte ich einen Luftzug an meinem Rücken. „Wag es ja noch mal.", fauchte mein Freund und erst da spürte ich dass er mich nur noch mit einer Hand festhielt. „Reg dich wieder ab, dass war nur ein Kissen. Jetzt hau raus!", wiederholte Stephan seine Forderung und ich rutsche auf Pauls Schoß hin und her bis ich eine bequeme Sitzposition gefunden hatte. Die Fingerkuppen meines Freundes bohrten sich dabei in meine Hüften.
„Soll ich warten bis du wieder sprechen kannst?", zog mein bester Freund seinen Kollegen auf und ich hielt meine linke Hand nach hinten und zeigte ihm den Mittelfinger. „Gott wie ich dich liebe.", hauchte Paul in mein Ohr und hauchte mir einen sanften Kuss auf die Schulter. „Liebe dich.", erwiderte ich müde und fing an zu lächeln als ich spürte wie Paul mir eine Decke um den Körper legte.

„Jemand zuhause? Du müsstest aufwachen. Du hast seit 12 Stunden nichts gegessen.", jemand rüttelte an meiner Schulter und ich schlug, noch im Schlaf, die Hand weg. „Ich weiß du bist ein Morgenmuffel, aber das dich dein Magenknurren nicht selber geweckt hat grenzt an ein Weltwunder.", scherzte Paul und tippte gegen meine Nasenspitze. „Kann auch in ein paar Stunden essen.", zischte ich ihn an und drehte meinen Kopf weg von ihm. „Also darf ich?", hörte ich Stephans Stimme gefolgt von seinen schnellen Schritten in die Küche.
Sofort sprang ich von dem Schoß meines Freundes und wäre fast umgekippt, wäre Paul nicht ebenfalls aufgesprungen und mich festgehalten. „Geh. Rette die Überraschung.", wies ich ihn an und nickte ihn auffordernd zu. Trotzdem ging Paul erst sicher dass ich alleine stehen konnte, bevor er mich los ließ und in die Küche lief.
„Hände hoch oder ich kann für nichts garantieren.", drohte Paul und ich erkannte es an seinem Tonfall das er es nicht erst meinte, daher lies ich mir Zeit zu den beiden Beamten in die Küche zu gehen. „Komm schon Paul. Sie wollte es doch nicht.", versuchte Stephan seinen Kollegen zu überreden aber Paul fing nur an zu lachen. „Vergiss es, Sindera. Ich hab mir Mühe für Mila gegeben, nicht für dich.", stellte Paul klar und ich steckte meinen Kopf in die fensterlose Küche.
„Was gibt es denn?", wollte ich wissen und versuchte auf die Entfernung zu entziffern was in der Tupperdose war, die mein bester Freund in der Hand hielt. „Ich hab Marie gebeten etwas von ihrem Kartoffelgratin einzupacken. Weil das das erste Essen war, dass sie damals für dich gemacht hat.", erklärte Paul und ich fing vor Rührung an zu weinen.
„Hab ich was falsch gemacht?", sofort eilte der Kleinere der beiden Oberkommissare auch mich zu und wusste scheinbar selber nicht wohin mit sich. „Nein. Das ist das schönste was jemand bisher für mich gemacht hat.", gestand ich und presste mir meine Hände ins Gesicht, da mir mein Gefühlsausbruch peinlich war.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt