„Ich hatte schon Angst, dass Marie was passiert ist."

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„Papa?", als wir drei aus dem Auto stiegen blieb ich noch stehen, während mein Vater und Hannah auf auf das Haus zugingen. „Ja, bitte?", Martin bleib stehen und drehte sich zu mir um. „Warum stehen hier die Autos von Stephan und Onkel Klaus? Und ich nehme an das der Wagen mit dem RS Kennzeichen Robin gehört.", unsicher trat ich einen Schritt nach hinten und stand somit mit dem Rücken an das Auto gelehnt da. „Ich hab euch gleich gesagt, dass das eine miese Idee ist.", raunte mein Vater seiner jungen Kollegin zu und stellte meine Reisetasche ab.
„Alles gut hier?", die Haustür öffnete sich und Paul trat aus dem Haus. „Mila weiß es.", informierte Hannah meinen Freund, der sich daraufhin durch die Haare fuhr. „Hey Schatz.", mit einem sanften Lächeln auf den Lippen kam Paul auf mich zu. „Hallo.", antwortete ich knapp und warf immer wieder einen Blick nach links und rechts. „Es kann dir hier nichts passieren.", versuchte der Oberkommissar mir die aufkeimende Angst zu nehmen und strich mir über die Oberarme. „Das hab ich bei unserem Spaziergang auch gedacht.", wand ich ein und atmete tief durch. „Aber jetzt passen Martin und ich besser auf.", versicherte Martin und hielt Hannah meine Reisetasche hin. „Aber warum sind die Autos da?", wiederhole ich meine erste Frage und sah meinem Freund in die Augen. „An sich wollten die anderen dich überraschen, aber das ist mir egal. Wir wollten dir eine Willkommen-Zuhause-Feier ausrichten. Deswegen sind die Kollegen da.", erklärte Paul und ich nickte lächelnd. „Ich hatte schon Angst, dass Marie was passiert ist.", gab ich flüsternd zu, das zur Folge hatte, das Paul mich in seine Arme zog.

„Auch wenn Paul uns die Überraschung verdorben hat, ÜBERRASCHUNG!", mit weit ausgebreiteten Armen stand Marie vor mir und lächelte als hätte sie gerade im Lotto gewonnen. „Tut mir Leid, Marie. Aber ich kann Mila nicht anlügen. Wenn ich will dass sie mir immer die Wahrheit sagt, darf ich sie nicht auch anlügen.", nahm mein Freund die ganze Schuld auf sich und ich hätte ihn auf der Stelle küssen können, wusste aber nicht wie die anderen darauf reagiert hätten. „Ganz ehrlich Trouble, wenn du ihm dafür nicht einen Kuss gibst, mache ich es.", lachte Stephan und ich hielt meine Hand so, dass die anderen nicht sehen konnten, wie ich Paul einen raschen Kuss auf die Lippen drückte. „Ich kann es nicht erwarten, bis wir das später fortsetzten können.", raunte mir Paul ins Ohr, als er mir einen Arm um die Hüften legte. Verlegen presste ich meine Lippen aufeinander, was die anderen zum lachen brachte.

„Genug der Knutscherei, ich will jetzt mit meiner Nichte Zeit verbringen.", entschied Klaus und klatschte in seine Hände. Ehe ich mich versah, saß ich am Terrassentisch, verschiedenen Köstlichkeiten vor mir und mit den neusten Geschichten von Klaus im Ohr. „So, nachdem jetzt die neugierigen Ohren weg sind", der Dienststellenleiter warf einen kurzen Blick zu Robin und Flo die mit Martin und Stephan in ein paar Metern Entfernung standen und über die neusten Football Ergebnisse fachsimpelten, „Wie geht es dir wirklich? Und dich vorwarnen dass du, am besten morgen früh direkt mit Martin, zur Wache kommen müsstest wegen deiner Aussage.".
Um ihm nicht direkt antworten zu müssen, stopfte ich mir eine Frikadelle in den Mund. „Iss soviel du willst, aber um eine Antwort wirst du nicht drum herum kommen.", durchschaute mich der beste Freund meines Vaters direkt. „Mir geht es gut. Naja, immerhin besser als vor noch drei Wochen.", scherzte ich unbeholfen und sah wie die Augenbraue von Klaus zuckte. „Okay, ich verstehe keine Scherze. Du bist gut darin die Wahrheit aus jemanden herauszubekommen.", brummend nahm ich einen Schluck der Limonade, da mein Mund schlagartig trocken war. „Ich bin nicht umsonst Dienststellenleiter und Hauptkommissar.", erwiderte Klaus stolz und sah mich dann wieder abwartend an. „Es war hart am Anfang, da selbst das Luftholen weh tat. Aber  täglich ist es besser geworden.", erklärte ich und spürte wie mein Magen anfing zu rebellieren, denn in den vergangen zwanzig Minuten hatte ich mehr gegessen als in den letzten drei Tagen. „Das freut mich zu hören. Auch wenn ich weiß, das du mir noch was verheimlichst. Aber wir wollen es ja nicht über strapazieren. Willst du noch was essen?", wollte der Hauptkommissar wissen und stand bereits auf. „Danke nein. Der Abend ist ja noch jung.", verneinte ich und drückte mir meine Hand in den Bauch. Trotzdem ging Klaus los und ich hoffte inständig dass er was für sich selber holte. „Alles gut bei dir?", hörte ich Daniels besorgte Stimme neben mir und ich drehte mich mit meinem best geschauspielerten Lächeln zu ihm um. „Versuch es erst gar nicht. Du bist weiß wie eine Wand und dir steht der Schweiß auf der Stirn. Bekommst du eine Panikattacke oder lässt du dir gleich das Essen noch mal durch den Kopf gehen?", harkte Daniel nach und ich fing an zu würgen. „Alles klar. Komm mit.", wies mich der Beamte an und zog mich mit sich. Zum Glück waren die anderen gerade beschäftigt, sodass ihnen meine Flucht nicht auffiel.
Kaum hatten wir das untere Badezimmer erreicht, erbrach ich mich in die Toilettenschlüssel. Ich ging davon aus dass Daniel Paul holen würde oder meinen Vater, aber er blieb bei mir, hielt mir die Haare zurück und strich mir über den Rücken. „Danke.", stöhnend lehnte ich mich an die Wand neben der Toilette.
„Ehrensache.", erwiderte Daniel und sah sich im Raum um. „Was suchst du?", wollte ich von ihm wissen und versuchte aufzustehen. „Nach einem Becher damit ich dir was zu trinken geben kann. Bleib ja sitzen, du siehst nicht viel besser aus.", ordnete er regelrecht an und holte dann den Becher aus dem Schrank auf den ich wies. Nachdem ich mir den Mund gründlich ausgespült und die Toilettenspülung betätigt hatte ließ ich mich wieder an die Wand sinken. „Komm her, wir machen eine kleine Pause, bis wir uns wieder den Feierwütigen Beamten stellen.", entschied Daniel, setzte sich neben mich und klopfte auf seine die mir zugewandte Schulter. „Du bist doch selber Beamter.", erinnerte ich ihn nuschelnd und lehnte meinen Kopf wie aufgefordert an seine Schulter. „Das schon. Aber gerade nicht im Dienst. Und in keiner Leidenschaftlichen oder Familiären Beziehung zu dir.", zählte der Oberkommissar auf und überschlug seine Beine. „Das sind Stephan, Robin und Flo auch nicht.", wand ich ein und spürte wie ich langsam müde wurde. „Stephan ist wie dein großer Bruder. Vielleicht komme ich da auch irgendwann hin, aber solange finde ich mich damit ab dir zur Seite zu stehen. Und das werde ich immer Mila.", versprach Daniel und strich mir sanft über die Stirn was mich innerhalb Sekunden einschliefen ließ.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt