„Frau Maurer. Sie ist da!"

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„Sieh an wer endlich aus ihrem Versteck gekrochen ist, die kleine Schlampe.", lachte Justin dreckig und ich versuchte möglichst selbstbewusst zu wirken, obwohl ich am liebsten vor Angst geweint hätte. „Du weißt genau wieso ich da bin. Also wo ist Olga? Und vor allem wo ist meine Familie?", erkundigte ich mich und war überrascht wie normal meine Stimme klang. „Sie warten unten im Keller auf dich. Den Weg kennst du ja.", da er wohl wusste dass ich nicht fliehen würde, wies er mit seine Hand in das innere des Hauses.
Als ich auf dem Weg zur Kellertreppe kam fluteten all die Erinnerungen, die ich die letzten Monate erfolgreich verdrängt hatte, mein Gehirn. Aber ich schob sie alle beiseite weil ich mich nur auf die Rettung meiner Familie und Freunde fokussieren wollte.
In der Küche, von der aus man in den Keller gelang, hielt mich Justin noch mal auf. „Schade dass du gleich deinen letzten Atemzug tust. Ich hätte zu gerne das weiter geführt womit wir angefangen haben. Ich hab noch oft an dich gedacht. Jede Nacht seit dem.", stöhnte er und wollte mir seine Hand an die Wange legen, ich wich aber zurück. „Wir haben mit nichts angefangen. Das einzige was war, dass es dich aufgegeilt hat, als ich Tränenüberströmt auf dem Bett saß.", fauchte ich ihn an und öffnete die Tür zur Kellertreppe.


„Frau Maurer. Sie ist da!", rief Justin über mich hinweg als wir die Treppe hinunter gingen und sofort hörte ich meine leibliche Mutter lachen, im Hintergrund konnte man jemanden brummen hören.
„Bist wohl doch mutiger als ich dachte. Ich hätte ja drauf gewettet dass du deinen Po auf das Sofa deines Freundes da drüber pflanzt und die anderen die Arbeit machen lässt.", Olga trat ans Ende der Treppe und lächelte mich eiskalt an. „Ich bin hier. Also lass die anderen gehen.", forderte ich und sah bewusst nicht in die Richtung in die meine leibliche Mutter gezeigt hatte.
„Aber dann wäre der Spaß ja schon vorbei.", lachte Olga und nickte in die Richtung in der Justin stand der direkt hochlief. „Jetzt sind wir beide allein. Wenn man von den sechs da vorne absieht.", erklärte Olga und wies wieder in die Richtung aus der lautes brummen kam.
Als ich mich endlich dazu überwunden konnte und in die Richtung sah setzte mein Herz einen Schlag aus. An dem Heizungsrohr das im hinteren Teil des Kellers einmal von links nach rechts, knapp unterhalb der Decke verlief, standen Stephan, Hannah, Klaus, Paul, Marie und Martin die mich alle mit ihrem Augen anflehten die Beine in die Hand zu nehmen und zu fliehen. Über ihre Münder war Klebeband geklebt. „Wie gesagt ich bin da. Du wolltest Rache an mir nehmen. Lass die anderen aus dem Spiel.", bat ich meine leibliche Mutter und konnte meinen Blick kaum von meinem Vater losreißen. „Und ich wiederhole mich auch. Ich werde mir nicht nehmen lassen euch alle leiden zu lassen. Denn dank euch ist meine Welt in Trümmern. Mein Mann in Kasachstan. Meine Tochter ist im Ausland damit sie das Ganze hier nicht mit ins Verderben zieht.", erwiderte Olga und ging zu einem kleinen Tisch der zwischen ihr und den andern stand. Da sie mit dem Rücken zu mir stand sah ich nicht was sie unter dem Tuch hervor zog, aber gemessen an den lauten brummen und den Blicken meiner Liebsten würde es jetzt ernst werden.

„Ich nehme an du kennst den hier?", mit einem Revolver in der Hand drehte sich Olga zu mir um und ich nickte mechanisch. Zu oft hatte ich ihn reinigen müssen. Als Mahnung dass mein Leben jederzeit von Hubert oder Olga beendet werden könnte wenn ich mich nicht an ihre Regeln hielt.
„Wenn du mich umbringen willst tu dir keinen Zwang an. Aber vorher musst du mir versprechen dass du meine Familie frei lässt und den sechs kein weiteres Haar krümmst.", forderte ich und trat einen Schritt auf meine leibliche Mutter zu. „Das kann ich leider nicht tun, denn sie gehören mit zu meinem Plan.", widersprach Olga und packte mich am Arm.
Direkt war lautes brummen von Martin und Paul zu hören, während Hannah und Stephan versuchten sich von ihren Fesseln zu lösen. Marie und Klaus durchbohrten Olga mit ihren Blicken.
Als wäre ich eine Puppe zog Olga mich mit sich und positionierte uns so dass all ihre sechs Geiseln alles gut sehen konnten. „Eine Kugel. Fünf leere Kammern. Also sechs Entscheidungen die du treffen musst. Entweder du oder sie.", während Olga uns in ihren Plan einweite steckte sie die einzelne Patrone in die Trommel des Revolvers, drehte die Trommel und ließ sie einrasten sodass es unmöglich war, zu wissen in welcher Kammer die Kugel steckte und welcher der sechs Schüsse somit der tödliche war.

Meine leibliche Mutter suhlte ich in meinem entsetzten Gesichtsausdruck. Mein Blick glitt zu Stephan und Hannah die ihren Kopf schüttelten. Zu Klaus und Marie die etwas zu schreien schienen, durch das Klebband konnte man nur brummen hören. Paul und Martin versuchten mit all ihren Kräften ihre Hände zu befreien um Olga überwältigen zu können oder mir zu mindestens zur Hilfe kommen zu können. Als ich dem Plan meiner leiblichen Mutter zustimmte hielten die sechs in ihrer Bewegung innen. Fassungslos starrten sie mich an und ich wusste auch mit dem Klebeband über ihren Mündern was sie von mir forderten.
Das ich gehen sollte. Gehen sollte und die Polizei rufen sollte. Aber ich wusste dass ich hier bleiben musste. Ich musste bleiben damit mein Leben in Angst endlich ein Ende fand.

„Fangen wir mit dieser Prinzessin an. Eine Schande dass dieses hübsche Gesicht vielleicht gleich ein Einschussloch zieren wird. Sie hätte die Chance Model zu werden, aber nein sie musste ja Bulle werden.", Olga stellte sich vor Hannah und hielt ihr die Waffe an die Stirn. „Euch anderen würde ich raten die Füße still zu halten, denn sonst stirbt eure geliebte Mila definitiv und ich werde sie richtig leiden lassen. Verstanden?", sie sah Stephan, Klaus, Marie, Martin und Paul sauer an und drehte sich, nachdem alle genickt hatten zu mir.



Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt