„Und du lässt mich nicht allein?"

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Zur Feier des Tages bekommt ihr heute zwei Kapitel. Wenn ich mir was wünschen darf, dann dass ihr heute alle was kommentiert und vielleicht sogar die Geschichten weiter empfehlt. :D
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„Also hast du jemanden aus deiner Vergangenheit wieder gesehen, der dich nicht gut behandelt hat, und deswegen hast du einfach die Flucht ergriffen?", fasste Robin meinen Bericht zusammen, während sein Kollege mich besorgt musterte. „Ja, und jetzt weiß ich nicht ob ich wieder zu Martin kann. Oder zu Paul und Stephan. Die müssen doch enttäuscht von mir sein.", gab ich kleinlaut zu und zuckte zusammen als ich ein lautes Klingeln hörte. „Das ist nicht meins.", erklärte Michael und auch Robin schüttelte mit seinem Kopf, erst dann fiel mir ein dass Martin mich praktisch gezwungen hatte mein Handy mitzunehmen. Als ich das Handy endlich aus der Hose gezogen hatte, verstummte der Klingelton und fing Sekunden später wieder an. Völlig überfordert starrte ich auf das Display bis Robin Erbarmen hatte, mir das Handy aus der Hand nahm und den Anruf annahm. „Sturm, Polizei Köln, bitte erschrecken Sie nicht.", meldete er sich routiniert und fing an zu lächeln. „Hey Paul, ja sie steht vor mir und ist völlig aufgelöst.", erklärte er Paul und ich riss meine Augen auf. „Mach dir keine Sorgen. Paul ist dir bestimmt nicht böse.", Michael trat neben mir und strich mir beruhigend über den Oberarm. „Wir sind in der Meyerstraße, Höhe Haus Nummer 154.", informierte Robin gerade seinen Kollegen am Telefon und ich schloss meine Augen. „Alles klar bis gleich.", verabschiedete sich der junge Beamte und legte wohl auf. „Paul und Stephan kommen her.", hörte ich ihn sagen und zuckte unwillkürlich zusammen. „Also Liebelein wirklich. Die beiden wirken vielleicht manchmal furchteinflößend, aber sie könnten keiner Fliege was zur Leide tun.", sprach der Hauptkommissar beruhigend auf mich ein, aber ich musste all meine Willenskraft aufbringen um nicht wieder wegzulaufen.
Gerade als ich mich halbwegs beruhigt hatte hielt ein Auto mit quietschenden Reifen neben uns. Als ich dann sah das Paul und Stephan aus dem Wagen sprangen und auf uns zu eilten wich ich ängstlich einige Meter zurück. „Ich hab mir solche Sorgen gemacht.", gestand Paul als er mich an seine Brust drückte. „Was machst du nur für Sachen, Trouble.", brummte Stephan und strich mir über den Hinterkopf. „Wenn wir uns kurz einmischen dürfen.", Michael trat neben uns und fasste in wenigen Worten zusammen was ich ihnen vorhin erzählt hatte. „Wer war es?", Paul griff an meine Schultern und hielt mich ein Stück von sich weg. Im ersten Moment wollte ich ihn anlügen, einfach um ihn zu schützen und nicht noch mehr Salz in meine Wunde zu streuen, aber er sah mich so besorgt und liebevoll an, dass ich es nicht übers Herz brachte ihn anzulügen. Paul schien zu merken dass ich mit mir haderte und bat seine Kollegen uns ein bisschen Privatsphäre zu geben. Sofort wichen die drei Beamten gute fünf Meter zurück und so hatte ich genug Mut um „Meine Mutter, Hubert und Franziska.", zu murmeln. „Wo waren sie?", harkte Paul nach und ich wusste sofort das er bereits eins und eins zusammen gezählt hatte. „Sie haben sich die neuste Spielekonsole angesehen.", antwortete ich und schluckte den Kloß in meinem Hals runter. „Der Kerl der seine Tochter und seine Frau Goldstücke genannt hat?", mutmaßte Paul und atmete tief durch als ich nickte. „Wenn ich das geahnt hätte.", fluchte der Oberkommissar und ich sah ihn schockiert an. „Ich werde nicht zulassen dass sie dir noch mal so nahe kommen, Mila. Aber dafür müssen wir auch deinen Vater mit ins Boot holen.", fing Paul an zu erklären und ich schüttelte direkt meinen Kopf. „Ich weiß. Du willst lieber alles vergessen und so weitermachen, aber glaub mir, dass ist der falsche Weg. Irgendwann ist das Fass voll und läuft über. Aber ich bin bei dir und werde dir bei jedem Schritt helfen.", sprach mir der Oberkommissar Mut zu und lächelte mich sanft an. „Und du lässt mich nicht allein?", ging ich auf Nummer sicher und spürte wie mir wieder Tränen in die Augen stiegen. „Ich bin da. Immer.", hauchte Paul und zog mich zurück in seine Arme.

„Paul? Mila?", zögerlich kam Stephan näher und ich löste mich lächelnd auf den Armen des Oberkommissars. „Wenn du mich nicht Trouble nennst, musst du dir wirklich Sorgen machen.", scherzte ich und wischte mir mit den Handflächen die Tränen aus dem Gesicht. „Gewöhn dich nicht dran. Ich wollte nur wissen was jetzt Sache ist. Und Robin und Micha fragen ob sie helfen können.", erklärte Stephan und wirkte erleichtert dass ich wieder Scherze machen konnte.
„Sag den beiden in meinem Namen danke und dass das nächste Bier auf mich geht. Den Rest müssen wir aber mit Martin klären.", antwortete Paul an meiner Stelle und ich nickte stumm. „Alles klar.", mit einem Lächeln auf den Lippen ging Stephan wieder zurück zu seinen Kollegen und Paul sah mich liebevoll an. „Ich weiß dass die nächsten Tage hart für dich werden, aber gemeinsam schaffen wir das.", raunte er mir zu eher er mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen drückte.

Eine Stunde später stand ich vor dem Haus meines Vaters und atmete ein paar Mal tief durch. „Du bist nicht allein, Trouble.", raunte mir Stephan zu, ihm hatte ich die Sache während der Fahrt erzählt und auch er wusste direkt was meine Flucht zu bedeuteten hatte. „Stephan hat Recht.", Paul nahm meine Hand in seine und ich hatte das Gefühl als wäre alles nur halb so schlimm, wenn er meine Hand hielt. Mein Finger schwebte schon über dem Klingelknopf als Martin die Tür öffnete und uns überrascht ansah. „Was macht ihr denn schon hier?", wollte er wissen und stutze als er Pauls und meine ineinander verschlungenen Hände sah. „Hey.", murmelte ich und sah meinen Vater traurig an. „Ich hatte eigentlich vor zur Arbeit zu fahren, aber ich glaube ich rufe Klaus an und bleibe heute daheim.", erklärte er, drehte sich um und ging wieder zurück ins Haus.

„Was ist passiert?", wollte Martin direkt wissen, als ich mich auf das Sofa setzte und Paul und Stephan sich links und rechts neben mich setzten. „Warte es doch mal ab.", fuhr Marie ihren Mann an und sah mich dann abwartend an. „Ich hab heute meine Mutter, meinen Stiefvater und meine Halbschwester gesehen.", fing ich an zu erzählen, sah dabei stur geradeaus da ich Martin und Marie nicht ansehen konnte und spürte wie mir Paul und Stephan direkt ihre Hände auf die Oberschenkel legten. „Ich bin direkt getürmt und deine Kollegen Robin und Michael haben mich aufgelesen.", fuhr ich fort und konnte aus den Augenwinkeln sehen wie mein Vater was sagen wollte, aber nach einem kurzen Blick zu Paul, still blieb. Die nächsten Worte kosteten mich so viel Überwindung dass ich das Gefühl hatte das ich mich übergeben müsste, daher schloss ich meine Augen und murmelte, kaum hörbar,: „Sie waren es.".

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt