„Ich habe alles gehört was ich brauche."

303 19 0
                                    


„Das ist leider noch nicht möglich.", brummte Chris und ich blieb stehen ohne mich umzudrehen. „Was meinst du damit Chris?", harkte Stephan nach und ich hörte wie jemand aufstand. An den Schritten die auf mich zukamen erkannte ich Paul direkt wieder. „Der Staatsanwalt will mit Mila reden. Dann entscheidet er ob er die Anzeigen gegen sie einstellt oder nicht.", erklärte der uniformierten Hauptkommissar und wie auf das Stichwort klopfte jemand an der Tür.
„Herr Römer wäre jetzt bereit. Er wartet in dem Büro von Klaus.", informierte uns eine junge Beamtin und sah uns unsicher an. „Danke Nadja.", kam es von meinem Vater und ich spürte wie Paul sich hinter mich stellte. „Ich umarme dich jetzt.", warnte er mich vor und ich nickte. Denn wenn er mich nicht festhalten würde, würde ich fliehen.
„Römer ist gut. Er wird nicht auf das hören was Hubert sagt, sondern auf die Fakten achten. Und du sagst nun mal die Wahrheit.", versicherte mir mein Freund und ich lehnte mich zurück, an seine Brust. „Paul hat Recht. Bernd und ich arbeiten schon lange zusammen.", stimmte Klaus ihm zu und ich nickte. „Dann lass ich ihn lieber nicht warten, oder?", ich atmete tief durch und stützte mich dann wieder auf meine Krücken.
Zusammen mit Marie, Martin und Paul humpelte ich durch die Wache und bleib vor der verschlossenen Bürotür von Klaus stehen. „Weiter können wir dich leider nicht begleiten. Wir werden aber hier draußen auf dich warten.", versprach mein Freund und drückte mir einen Kuss auf die Schläfe. „Können wir danach was machen? Als Abschied?", mir stiegen die Tränen in die Augen als ich die drei ansah. „Nein.", antwortete mein Vater trocken und die Tränen liefen über meine Wange. „Wir werden was schönes machen. Und zwar zur Feier des Neuanfanges.", stellte Martin klar und wischte mir liebevoll die Tränen weg. „Sag ihm einfach die Wahrheit.", bat Marie und ich nickte um mich dann zu der Tür zu drehen und zaghaft anzuklopfen.

„Herein!", rief eine Stimme und ich öffnete etwas unbeholfen die Tür. „Oh, warten Sie ich helfe Ihnen.", kaum hatte der Mann mich, beziehungsweise meine Krücken, gesehen sprang er auf und eilte auf mich zu. „Danke, Herr Römer.", bedankte ich mich verlegen und humpelte zum Zeugenstuhl und setzte mich vorsichtig hin. „Dann nehme ich an Sie sind Frau Fuchs?", erkundigte sich der Mann und setzte sich auf den Bürostuhl. „Können Sie mich vielleicht Mila nennen? Sonst denke ich die ganze Zeit sie reden von meiner Stiefmutter.", bat ich ihn was ihn zum lachen brachte. „Geht klar Mila.", mit einem sanften Lächeln nickte er mir zu und öffnete dann die Akte vor sich.

„Ich sehe sie haben ihre Mutter und ihren Stiefvater wegen Physischer Misshandlungen angezeigt. Und ihre Mutter wegen dem Angriff und versuchten Mordes. Und ihre Halbschwester wegen falscher Verdächtigung. Ich hoffe ich habe nichts vergessen.", zählte der Staatsanwalt auf und ich nickte. „Wieso?", harkte Herr Römer nach und zog einen Kugelschreiber aus dem Stiftbecher neben dem Telefon. „Hä?", verwirrt sah ich den Mann vor mir an, der sich etwas notierte.
„Warum haben Sie die drei angezeigt, Mila?", konkretisierte Herr Römer seine Frage und ich runzelte meine Stirn. „Weil das das Richtige ist. Ich meine die drei haben sich nicht an das Gesetzt gehalten. Wieso sollte ich sie also nicht anzeigen?", antwortete ich und versuchte zu entziffern was der Staatsanwalt sich notierte.
„Reden wir nicht mehr um den heißen Brei herum. Haben Sie versucht Franziska Maurer umzubringen und haben Sie ihre Mutter, Olga Maurer, ohne triftigen Grund angeschossen?", wollte Herr Römer wissen und ich schüttelte direkt meinen Kopf. „Ich habe, vor meiner Flucht aus dem Haus der Maurer und bevor Martin mich aufgenommen hat, weder Olga, noch Hubert oder Franziska weh getan. Im Grunde hab ich bis zu dem heutigen Tag Franziska nichts getan. Hubert habe ich maximal verletzt als ich mich geweht habt, als er mich verprügelt hat weil ich mich nicht von diesen Männern anfassen lassen wollte. Olga hat mich aus dem Wohnzimmer von Martin entführen wollen, da habe ich mich zum ersten mal gewehrt und ihr ein Büschel Haare rausgerissen sowie über den Arm gekratzt. Und als sie Hannah, Stephan, Klaus, Marie, Paul und Martin entführt hat und sie umbringen wollte, wollte ich sie mit der Waffe zum aufgeben zwingen. Ich hab erst abgedrückt als sie mit einem Messer in der Hand auf mich zu kam.", platzte es auf mir heraus und ich musste tief durchatmen um nicht wieder anzufangen zu weinen.
„Ich habe alles gehört was ich brauche.", entschied Herr Römer und stand auf. „Hab ich was falsch gemacht?", wollte ich panisch von ihm wissen und stand auf als er schweigend zur Bürotür ging. „Ich schwöre ihnen ich wollte keinem weh tun. Ich will nur ein glückliches Leben haben. Mit meinem Vater, meiner Stiefmutter, meinem Freund und meinen Freunden.", versuchte ich ihm klar zu machen und lief ihm so schnell ich konnte hinterher. Weiter schweigend öffnete er die Bürotür und ich wich einen Schritt zurück um nicht von der Tür getroffen zu werden.
„Seid ihr schon fertig?", erkundigte sich mein Vater und ich sah ihn panisch an. „Ich hab alles gehört was ich brauche. Sie hören von mir.", erklärte der Staatsanwalt emotionslos und ich fiel mit einem leisen Schulzen auf die Knie. „Mila!", sofort drückten dich Paul und Marin an Herr Römer vorbei und knieten sich neben mich. „Herr Römer, ich bitte Sie. Meine Tochter hat in den letzten Wochen so vieles durchmachen müssen. Spannen Sie sie nicht weiter auf die Folter. Aber sein Sie sicher dass Mila nie jemanden weh tun würde. Eher würde sie sich eine Kugel einfangen. Sie ist eine von den Guten.", redete Marie auf den Staatsanwalt ein während ich mich an meinen Vater klammerte als wäre er meine Rettungsweste.
„Ich wollte Ihnen das eigentlich per Brief mitteilen und den rechtlichen Weg einhalten, daher wissen Sie es nicht von mir. Aber die Anzeigen werden fallen gelassen. Denn weder die Beweise noch mein Eindruck von Mila sprechen für ihre Tat. Bringen Sie ihre Tochter nach Hause, Herr Fuchs.", stellte Herr Römer klar und verließ den Raum.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt