„Trouble was ist los?"

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„Komm her.", entfuhr es Paul und zog mich in seine Arme. „Leid... nicht...warum...", stieß ich mit jedem neuen Atemzug aus und versuchte krampfhaft nicht die Fassung zu verlieren. „Es ist schon okay.", beruhigend sprach Paul auf mich ein und strich mir über den Rücken. „Paule hat Recht. Die letzten 48 Stunden hatten es in sich, logisch dass da die Nerven blank liegen.", erklärte Stephan und ich spürte seine Hand an meinem Hinterkopf. „Aber bekomme ich trotzdem was von dem Essen?", mit dem tränenverschmierten Gesicht löste ich mich von der Brust meines Freundes und sah die beiden an. „Schade. Ich hab gehofft ich darf alles haben.", tat Stephan gespielt traurig und hielt mir die Tupperdose hin. „Sei nicht traurig. Ich hab jetzt eine Menge Zeit und du noch den Gutschein dass ich was für dich und Ju...", ich bis mir im letzten Moment auf die Zunge und korrigierte mich, „eine Person deiner Wahl kochen werde. Vielleicht laden wir auch Daniel und Hannah ein.". Aus den Augenwinkeln sah ich wie Paul sich ein Grinsen verkneifen musste, denn die Gesichtsfarbe unseres Gegenüber glich immer mehr der einer Tomate. „Ich bin mir sicher dass Jule Zeit hat. Sie und Daniel sind ja morgen eh dran.", nuschelte er und versuchte sich seine Verlegenheit nicht anmerken zu lassen.
Während ich Maries Kartoffelgratin in der Mikrowelle erwärmte und dann gleichmäßig auf drei Teller verteilte, diskutierten Paul und Stephan darüber welches Menü sich Stephan wünschen sollte. Geil wäre ja Rippchen, oder Braten. Nein warte Sushi. Wobei das echt fies wäre.", murmelte Stephan gerade als ich mit den drei Tellern in das Zimmer kam. „Wieso wäre das fies. Sushi machen ist einfacher als man denkt.", informierte ich ihn und hielt ihm die Teller hin. „Du willst mir sagen du kannst Sushi machen?", harkte mein bester Freund nach, als er nach einem Teller griff. „Klar. Hab das erste mal Sushi gemacht da müsste ich sechst oder sieben gewesen sein. Bin mir nicht sicher.", antwortete ich und hielt auch Paul einen Teller hin. „Alles klar, dann wünsche ich mir Sushi, in allen Varianten die du kannst. Und Algensalat. Und Frühlingsrollen.", zählte Stephan auf und geriet richtig ins Schwärmen. „Geht klar. Das ist der Hauptgang. Was willst du als Vorspeise und Nachspeise?", wollte ich wissen und pickte die kleinste Kartoffel auf meinem Teller auf. „Du verarscht mich doch.", entfuhr es Stephan und die Kartoffelscheibe auf seiner Gabel landete auf dem teuren Teppich. „Warum sollte ich?", verwirrt sah ich zu Paul der mich ebenfalls fassungslos ansah.
„Das reicht doch. Ich meine allein mit dem Sushi für sechs Personen bist du mehrere Stunden beschäftigt.", kam es von meinem besten Freund der versuchte den Teppich wieder zu säubern. „Quatsch, Übung macht den Meister. Ich mach mich direkt an die Einkaufsliste.", voller Vorfreude sprang ich auf und wollte zur Kommode im Raum eilen, auf der ich vorhin einen Block und einen Kugelschreiber gesehen hatte. „Setzt dich wieder hin.", Pauls Stimme klang so bestimmend und streng das ich seiner Aufforderung direkt nach kam. „Und jetzt iss.", mit einem sanften aber bestimmten Lächeln schob er mir den Teller wider hin, den ich in meiner Vorfreunde auf den Couchtisch gestellt hatte. Da ich wusste das jegliche Wiederworte nichts bringen würden, versuchte ich so viel zu essen wie ich konnte.

Einige Stunden später saß ich im Schneidersitz auf dem Teppich in einem der Schlafzimmer und suchte auf Pauls Handy nach einer Vorspeise für Stephans Drei-Gänge-Menü. Als Nachtisch hatte ich mir gebackene Banane mit Vanilleeis aufgeschrieben. „Es muss was günstiges sein.... Ich habs!", mit einem mal schoss mir der rettende Gedanke durch den Kopf und ich notierte schnell die nötigen Sachen, Pauls Handy legte ich neben mir ab, da ich die Zutatenliste im Kopf hatte.
Nachdem ich die Liste noch mal kontrolliert hatte und wollte wieder zu meinen Freunden gehen, als eine Nachricht auf Pauls Handy auftauchte. Ohne es zu wollen überflog ich die Nachricht soweit es die Benachrichtigung zuließ.
„Musste gerade an dich und unsere Zeit denken. Hast du...", lass ich laut vor und hatte das Gefühl als würde mein Herz einen Schlag aussetzen. „Ich kann deine Hände noch immer spüren. Wie sie meine...", die zweite Nachricht ließ mich nach hinten taumeln bis ich mit den Waden gegen das Bett stieß und mich hinsetzte um nicht umzukippen. „Hab gehört dein Mitbewohner ist weg. Nun können wir...", ich drückte mir meine Hand auf den Mund um nicht zu schreien. Ich starrte so lange auf den Bildschirm bis der Sperrbildschirm anging. Das Foto das zu sehen war ließ mich schluchzend Luftholen, denn Paul hatte unser erstes und einziges Pärchenfoto als Sperrbildschirm eingestellt. Das Foto von Stephans Geburtstagsfeier, das ein paar Stunden vor Pauls Vollrausch entstanden war. „Komm schon Mila. Du kannst Paul wegen den Nachrichten einer Frau nicht gleich als Arsch abstempeln. Gib ihm die Chance sich zu erklären.", rügte ich mich selber und atmete tief durch. Gerade als mich so weit beruhigt hatte, dass ich aufstehen und vor allem klar denken konnte, poppte die vierte Nachricht der Nummer auf. „Siehst du noch immer so geil aus?" lass ich vor was neben einem kleinen Kamera Emoji stand. „Wünschte du lägst jetzt neben mir. Deine Zunge...", erneut hatte ich das Gefühl als würde mein Magen einen Purzelbaum machen und mein Herz aufhören zu schlagen.
Da ich wusste, dass ich wollen würde dass Paul zuerst mit mir sprach bevor er sich eine Meinung bildete, atmete ich ein letztes mal durch, ballte meine freie Faust und ging in das große Hotelzimmer. „Paul ist gerade im Bad, falls du dahin wolltest.", informierte mich mein bester Freund ohne von seinem Handy aufzusehen. „Ok.", antwortete ich knapp und begann im Raum umherzugehen. „Trouble was ist los?", besorgt legte Stephan sein Handy weg und sah mich prüfend an. „Nichts.", erwiderte ich wieder knapp und sah ihn nicht an. „Mila.", mein bester Freund stand auf und stellte sich mir in den Weg, sodass mir nichts anderes übrig bleib als ihn anzusehen. „Gib mir das Handy.", Stephan schien was zu erahnen und hielt mir seine flache Hand hin. „Ich wollte es ihm wieder geben, aber dann...", begann ich zu erklären, als auch Stephan die Nachrichten überflog.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt