„Ich weiß das du nicht schläfst."

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Doch der Schmerz bleib aus. „Ich werde dir zeigen was es heißt sich mit Hubert Maurer anzulegen!", hörte ich den Mann meiner Mutter drohen und verkrampfte mich noch mehr. Tränen rannen mir über die Wangen während ich versuchte meine Hände aus Huberts Griff zu befreien. „Komm schon.", hörte ich jemanden wie durch Watte, aber als ich meine Augen einen spaltbreit öffnete um zu erkennen wer da sprach, sah ich nur in die eiskalten Augen meiner Mutter. Direkt kniff ich meine Augen wieder zusammen und fing an zu zittern. „Wach auf, Mila.", diesmal schien die Stimme viel näher zu sein und ich konnte sie auch Martin zuordnen. „Paul ist auf dem Weg!", drang nun auch Maries Stimme zu mir durch. „Hörst du das? Paul ist gleich da, bitte wach auf.", da ich die Sorge in der Stimme meines Vaters hörte öffnete ich meine Augen ein weiteres mal einen spaltbreit und sah diesmal in die Augen die meinen so ähnlich waren. Mit einem erstickten Schluchzen warf ich mich in Martins Arme und drückte mein Gesicht in seine Halsbeuge. „Schon gut. Ich bin da.", mein Vater schlang seine Arme um mich und drückte mich an sich. Noch immer zitternd und weinend klammerte ich mich an ihn fest bis es an der Haustür Sturm klingelte.
„Das muss Paul sein.", mit schnellen Schritten eilte Marie aus dem Raum und Sekunden später war Pauls Stimme zu hören: „Wo ist sie?". Scheinbar hatte Marie ihm direkt geantwortet denn ich hörte wie jemand die Treppe hinaufstürmte und verkrampfte mich noch mehr. „Es ist nur Paul.", versuchte mich Martin zu beruhigen aber vor meinem geistigen Augen tauchte wieder Hubert auf, in seiner Hand hielt es den Ledergürtel. „Nein!", ich wand mich in dem Armen meines Vaters, der von meiner Reaktion zwar überrumpelt war mich aber dennoch festhielt. „Mila?", Paul kam in den Raum geeilt und kniete sich neben uns hin.
Als wäre ich am ertrinken und Paul der Rettungsring griff ich blind nach ihm. „Ruhig Kleine, ich bin ja da.", sprach Paul sanft auf mich ein und strich mir über die Wange. Diese Geste allein beruhigte mich soweit, dass ich meine Augen öffnen konnte. „Paul", kam mir tonlos über die Lippen als ich mich ihm entgegen warf. Wiederwillig ließ mein Vater mich los und Paul verlor das Gleichgewicht und kippte, mit mir im Arm, nach hinten und landete auf dem Po.

„Was ist passiert?", wand sich Paul an seinen älteren Kollegen und strich mir dabei über den Hinterkopf. „Ich hab keine Ahnung. Marie und ich haben unten einen Film angesehen als Mila auf mal anfing zu schreien. Ich bin direkt hoch und hab sie in der Ecke gefunden. Sie schrie so markerschütternd und egal was ich versucht habe, ich konnte sie nicht wecken, deswegen hat Marie dich angerufen.", berichtete mein Vater und ich hörte wie er tief durchatmete. „Sie hatte gestern Abend schonmal eine Panikattacke. Es war wohl wirklich etwas viel heute.", mutmaßte Paul und lehnte sich an die Wand hinter ihm.

„Wurde sie geschlagen?", wollte Marie keuchend wissen und ich wusste sofort das sie die Hämatome auf meinem Körper entdeckt hatte. Als würde Paul spüren wir umangenehm mir das war, bat er Martin um die Decke. „Natürlich.", sofort sprang mein Vater auf und Sekunden später deckte er mich liebevoll zu. Eingehüllt in die Decke und Pauls starken Arme entspannte ich mich so weit, dass ich meine Augen öffnen konnte. „Da bist du ja wieder.", sanft lächelte mich der Oberkommissar an und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Müde erwiderte ich sein Lächeln und ließ meinen Kopf gegen seine Brust sinken. „Meinst du nicht, das Bett wäre ein geeigneterer Schlafplatz?", schlug Paul vor und tippte gegen meine Nase. Sofort schüttelte ich meinen Kopf und krallte mich wiedermal in seinen Pullover fest. Paul sah zu meinem Vater und ich konnte nicht sehen was er tat, aber Paul schien sich darüber zu freuen denn er sah mit einem Strahlen in den Augen zu mir hinunter. „Scheint als würde ich heute hier schlafen.", erklärte er und ich schloss erleichtert meine Augen. Keine Ahnung wie es der Beamte geschafft hatte, aber er war innerhalb weniger Stunden von meinem größten Feind zu meinem Rettungsanker geworden.

„Ich mach dir das Sofa unten fertig.", informierte Martin seinen Kollegen, was seine Frau zum Lachen brachte. „Schatz, glaubst du wirklich dass er unten liegen wird? Sieh dir Mila doch mal an. Sie klammert sich an ihn, wie ein Äffchen an seinen Vater. Und so wie es aussieht macht es ihm nichts aus.", erklärte Marie und ich spürte wie mir die Schamröte ins Gesicht stieg. „Aber...", fing Martin ab, verstummte aber mit einem mal, dafür hörte ich wie er aufstand und jemand den Raum verließ.
„Ich weiß das du nicht schläfst.", raunte mir Paul zu und ich kniff meine Augen zusammen. „So sei es.", kam es vom Oberkommissar und ich spürte wie er aufstand. „Nicht.", bat ich, aber Paul ließ sich nicht beirren und trug mich zum Bett. Obwohl ich oft tagelang hungern musste, hatte ich ein paar Kilos zu viel auf den Hüften, da ich mich sehr ungesund ernährt hatte, und mich oft von weggeworfenen Fastfood und co ernährt hatte. Daher war es mir auch unangenehm wenn mich Paul oder auch Martin hochhoben oder gar trugen. „Hier.", Martin kam wieder in den Raum und hielt Paul unschlüssig ein zweites Set Bettwäsche hin. „Gott Fuchs, zieh den Stock aus deinem Arsch. Ich werde bestimmt nicht über Mila herfallen.", entfuhr es dem jüngeren der beiden Männern und er setze mich auf dem Bett ab, von wo ich die Geschehnisse um mich herum nervös beobachtete. „Das weiß ich aber...", fing mein Vater an aber Marie viel ihm ins Wort, „Kein aber.". Sie packte Martin am Oberarm, nickte mir und Paul noch mal zu bevor sie ihren Mann aus dem Raum zog.
„Er nimmt seine Vaterrolle scheinbar schon sehr ernst.", lachte Paul während er sein Kissen neben meins legte und auch die Decke ausbreitete. „Du musst nicht hierbleiben, wenn du nicht willst. Ich meine du kennst mich gerade mal 24 Stunden.", verlegen stand ich auf und hob meine Decke hoch. „Wenn ich es nicht wollen würde, würde ich nicht hier stehen, Kleine. Wie ich dir vorhin schon sagte, ich bin da wenn du mich brauchst. Egal ob ich dich Stunden kenne oder Jahre.", stellte Paul klar und zog sich den Pullover über den Kopf. „Aber...", fing ich an und Paul unterbrach mich mit seinem Lachen. „Was habt ihr Füchse nur heute mit dem Wort 'Aber'?", wollte er von mir wissen und kam auf mich zu. Ich zuckte mit den Schultern und ließ meinen Blick innerhalb einer Sekunde über seine, nur durch ein Unterhemd bedeckte, muskulöse Brust und seine schwarze Jogginghose gleiten. „Ich weiß, meine Jacke ist gemütlich, aber glaub mir zum schlafen ist sie nicht wirklich geeignet.", wie selbstverständlich griff Paul an den Kragen seiner Jacke und schob sie mir von den Schultern. „Vielleicht sollte ich Marie nach einem Schlafanzug für dich fragen. Denn, auch wenn man das deiner Meinung nach so trägt, das Shirt hat mehr Löcher als Stoff.", witzelte der Mann mir gegenüber und nahm so den Druck aus der Situation.
Als hätte sie gelauscht, erschien Marie in der Tür und hielt einen Stapel Kleidung in der Hand. „Dich schickt der Himmel.", Paul nahm ihr die Kleidung ab und schloss die Tür hinter ihr. „Das müsste gehen.", murmelte er und zog eine Shorts und ein großes Shirt aus dem Stapel.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt