„Fuchs! Los!"

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Zwei Tage später waren Martin und ich gerade zu einem Kontrolltermin in der Klink am Südring, als wir in dem Empfangsbereich auf die beiden Kripo-Beamten trafen, die mit Oliver zu diskutieren schienen. „Martin.", ich entdeckte die beiden als erste und stieß meinem Vater daher in die Seite. „Hat man nie Ruhe von denen?", fluchte der Hauptkommissar und legte mir eine Hand auf den Rücken.
„Sehen Sie, da ist Frau Fuchs. Also können Sie uns sagen.", keifte Herr Meyer Oliver an der ihn völlig emotionslos ansah. „Ich werde Ihnen nichts über meine Patientin sagen, bis ich mich unter vier Augen mit ihr Unterhalten habe.", brummte der Arzt und ich hätte ihm dafür um den Hals fallen können. „Dann los.", brummte Herr Höffner und man konnte ihm seine Wut ansehen. Ich bildete mir ein einen Anflug von Trotz in Olivers Gesicht zu sehen, aber er lächelte die beiden Männer an und bat Martin und mich dann in einen Behandlungsraum.

„Okay, von den beiden Pappenheimer da draußen hab ich schon gehört, dass gegen dich Ermittlungen laufen. Was hast du angestellt?", kam der Arzt gleich auf den Punkt, kaum dass die Tür in das Schloss gefallen war. „Gar nichts.", beteuerte ich und setzte mich auf die Liege. „Das ist mir klar, aber die kommen ja nicht ohne Grund auf dich.", stellte Oliver klar und nahm mir die Ohrthese ab. „Mila wird vorgeworfen eine ihrer Entführer umgebracht zuhaben. Ihr Blut wurde an der Leiche gefunden.", fasste mein Vater die Sache zusammen und stellte sich so hin, dass die beiden Beamten mich nicht mehr durch das Glasfester beobachten konnten.
„Du sollst jemanden umgebracht haben?", scherzte Oliver und tastete dabei meinen Knöchel ab. „Wieso ist dann mein Blut auf ihr?", flüsterte ich den beiden zu und kniff kurz meine Augen zusammen, als ein Schmerz durch meinen Fuß schoß.
„Haben die zwei gesagt wie viel Blut das war?", harkte der Arzt nach, als hätte er eine Idee. „Nicht das ich wüsste. An was denkst du?", scheinbar hatte Martin das selbe Gefühl denn er sah Oliver gespannt an. „Darf ich offen reden?", wand sich der Arzt an mich und ich nickte ohne zu wissen was er genau meinte, aber ich vertraute ihm.
„Als wir Mila damals genauer untersucht haben, haben wir einige Einstichstellen gefunden. Zuerst dachten wir man hätte ihr was injiziert, aber wir haben nichts in ihrem Blut gefunden. Sie hatte aber auch eine Anämie, was wir auf ihre inneren Blutungen geschoben haben. Was ist aber wenn man ihr Blut entnommen hat?", kam es von Oliver und ich sah ihn geschockt an. „Davon weiß ich nichts...", mit schoßen die Tränen in die Augen und ich begann schneller zu Atmen. „Ruhig Atmen.", der Arzt drückte mich mit dem Rücken auf die Liege und zog eine Sauerstoffmaske vom Wagen neben sich.
„Was ist wenn... was ist wenn sie...", keuchte ich und in meinem Kopf begann sich alles zu drehen. „Verdammt. Martin, ruf die Schwestern!", bat Oliver mit Nachdruck aber mein Vater reagierte nicht. „Fuchs! Los!", brüllte der Arzt und endlich kam Leben in meinen Vater. Er ließ meine Hand los und stürmte in den Flur, vorbei an den beiden Kripo-Beamten die mich noch immer nicht aus den Augen ließen.
„Du musst ruhiger Atmen.", wies mich Oliver an und hatte, ohne dass ich es mitbekommen hatte, mir bereits die ersten Elektroden aufgeklebt. Panisch sah ich ihn an und griff nach seinem Kittel als langsam alles um mich herum verschwamm und dunkel wurde. Ich sah noch wie ein paar Krankenschwestern in den Raum kamen ehe ich das Bewusstsein verlor.

„... Herzfrequenz normalisiert sich wieder.", drang die Stimme von Oliver wie durch Watte in mein Ohr und ich atmete tief durch. „Ich glaube sie ist wieder da.", hörte ich eine fremde Stimme und spürte im nächsten Augenblick eine Hand an meiner Wange. „Mila? Hörst du mich?", erkundigte sich der Arzt und ich nickte müde. „Dann machen Sie bitte Ihre Augen auf.", bat mich die fremde Stimme und die Neugierde siegte und ich öffnete meine Augen. „Schwester Bär mein Name. Wie geht es Ihnen?", die blonde Frau lächelte mich zwar sanft an, aber ich rutschte dennoch von ihr weg. „Ganz ruhig, Mila. Linda ist eine Gute.", versicherte mir Oli und legte mir die Hand auf den Oberarm.
„Papa?", keuchend sah ich mich um und entdeckte ihn hinter der Glasscheibe. Aus den Augenwinkeln sah ich wie der Arzt ihm ein Zeichen gab und daraufhin kam Martin in den Raum geeilt. „Was ist passiert?", wollte er direkt von Oliver wissen und stellte sich an mein Fußende.
„Sie hat hyperventiliert und ist deswegen kurzzeitig ohnmächtig geworden. Es ist nichts schlimmes.", beruhigte der Arzt meinen Vater und strich mir dabei über den Arm. „Müde.", fügte ich heißer hinzu und spürte wie meine Augenlieder immer schwerer wurden. „Hältst du noch durch, bis ich dich zuhause habe?", wollte mein Vater wissen und ich nickte. Obwohl mir jeder Knochen weh tat setzte ich mich auf. „Warte, ich zieh dir eben die Ohrthese wieder an.", bat Oliver und hielt mich davon ab von der Liege zu steigen. „Kay.", nuschelnd hielt ich Martin meine Hand hin, die er auch sofort ergriff.
Als mein linker Knöchel wieder fixiert war stand ich auf und fühlte mich als sei ich betrunken. „Das kommt von dem Medikamenten, dass ich dir gegeben habe. Zuhause schläfst du ein paar Stunden und dann bist du wieder wie neu.", versicherte mir Oliver, als er mir dabei half mich in das Auto meines Vaters zu setzten.
Während der Fahrt nach Hause zwang ich mich dazu wach zu bleiben was mir aber immer schwerer gelang. „Schlaf ruhig, wir schaffen dich schon irgendwie ins Haus.", versicherte Martin als ich zum wiederholten Male kurz einnickte. „Nein, Paul kommt später. Und Marie macht sich bestimmt sorgen.", widersprach ich ihm und kniff mir in die Hand um wacher zu werden. „Manchmal hasse ich den Fuchs-Dickkopf.", brummte Martin und konzentrierte sich auf den Straßenverkehr.

Kaum hatte mein Vater den Wagen geparkt wurde die Haustür auch schon aufgerissen und meine Stiefmutter kam auf den Wagen zugeeilt. „Allo.", lallte ich ihr zu und hielt ihr meine Arme hin. „Sie ist voller Medikamenten.", raunte Martin ihr zu, als sie ihn irritiert ansah. „Dann ist es glaube ich besser wenn du sie reinträgst.", schlug Marie vor und ehe ich mich versah hob mich mein Vater auch schon hoch. Gerade als er durch die Haustür trat, hörte ich zwei Autotüren zuschlagen und rasche Schritte auf uns zukommen.
„Ruhig Blut Jungs. Lasst Martin sie erst mal ins Haus bringen.", bat Marie die Neuankömmlinge und ich fing an zu kichern. „Was ist denn jetzt so lustig?", verwirrt sah mein Vater runter zu mir. „Weis nicht.", antwortete ich und kuschelte mich an seine Brust.
„Ich setzte dich jetzt ab.", informierte mich Martin und ich kicherte wieder. Als er mich auf das Sofa setzte konnte ich nicht gerade sitzen und schwankte hin und her. „Was ist passiert?", wollte Paul wissen und setzte sich neben mich um mich zu stützen. Während mein Vater ihm wohl erklärte was passiert war, fing ich laut an zu lachen und wies auf den großen blauen Bär vor mir. „Mila?", hörte ich meine Stiefmutter aber ich war viel zu fasziniert von dem Tier vor mir.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt