„Die Pizza ist übrigens auf dem Weg. Ich habe auch Bier bestellt."

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Nachdem ich mit meinem Vater telefoniert und ihm gefühlte tausend mal versprochen hatte anzurufen wenn was sein sollte, saßen Paul und ich auf seinem Sofa. „Warum ist dein Mitbewohner denn ausgezogen?", wollte ich wissen, als ich meinen Blick durch Pauls Wohnzimmer schweifen ließ. „Naja, er schien vergessen zu haben, dass ich Polizeibeamter bin und hat hier munter mit seinen Freunden gekifft. Natürlich hab ich das meinen Kollegen gemeldet und mein ehemaliger Mittbewohner ist ausgezogen als ich arbeiten war.", antwortete Paul und zappte durch das TV-Programm. „Aber warum musstest du ihn deinen Kollegen melden? Du warst doch nicht mehr im Dienst.", harkte ich nach und nahm einen Schluck aus der Teetasse in meinen Händen. „Wenn ein Polizist von einer Straftat Kenntnis erlangt muss er eingreifen. Egal ob Feierabend oder nicht.", erklärte der Oberkommissar und warf die Fernbedienung mit einem seufzen auf den Couchtisch. „Also hast du mich damals angelogen? Als wir uns vor der Kneipe getroffen haben?", überrascht sah ich meinen Freund an, der mich sanft anlächelte. „Ich habe dich nicht angelogen. Ich hab gesagt ich bin nicht mehr im Dienst und dass ich dir nichts tun werde. Und ich hab mein Wort gehalten.", erwiderte Paul und hielt mir seine Hand hin. Gerade als ich danach greifen wollte, klingelte es an der Haustür. „Erwartest du noch jemanden?", erkundigte ich mich und stand wie automatisch auf. „Eigentlich nicht.", brummte Paul und stand ebenfalls auf. Erst als es wiederholte male an der Tür klingelte, ging Paul auf seine Eingangstür zu und meldete sich über die Gegensprechanlage. Sowohl durch die Anlage als auch das geöffnete Fenster waren Männer zu hören die laut johlend um Einlass baten. „Es ist gerade ungünstig Jungs. Ich melde mich die Tage bei euch.", versuchte mein Freund seine Freunde abzuwimmeln, aber die fingen als Antwort nur laut „Richter, lass uns rein! Lass uns rein!", zu singen.
Nach einem kurzen entschuldigenden Blick zu mir drückte er auf den Türsummer und direkt waren schwere Schritte auf der Treppe zu hören. Dankbar das ich am morgen noch duschen war und halbwegs vernünftige Kleidung trug, fuhr ich mir mit den Fingern durch die Haare um sie zu ordnen. „Mensch Kumpel! Was ist denn los?!", brüllte einer der Männer direkt, als er in die Wohnung trat. „Hallo Marcel. Hallo Felix.", begrüßte Paul seine Freunde mit einer raschen Umarmung. „Du alter Schwerenöter. Haste ne Perle da!", mit einem schiefen Grinsen sah mich Marcel an und hielt mir seine Hand hin. „Hallo. Ich bin Mila.", und schüttelte die große Hand von Marcel, der meine so stark drückte dass es weh tat. „Ist das nicht die von der Kneipe? Das gibt dem ganzen 'Arbeit mit nach Hause nehmen' eine ganz andere Bedeutung.", scherzte Felix und schüttelte auch meine Hand, aber deutlich sanfter als der andere Mann.
„Wie ich vorhin schon sagte, ist es heute ungünstig. Lasst uns die Tage mal in die Bar.", Paul trat neben mich und versuchte erneut seine Freunde los zu werden. „Nix da. Wir schauen uns jetzt das Fc Spiel an. Und lernen deine neuste Perle kennen.", widersprach Marcel, packte mein Handgelenk und zog mich mit sich ins Wohnzimmer. „Können Sie mich bitte los lassen?", wand ich mich an den großen, blonden, übergewichtigen Mann und versuchte seinen Griff an meinem Handgelenk zu lösen. „Marcel, wenn du sie nicht loslässt nehme ich dich fest.", Pauls Stimme klang so sauer, dass sein Freund mich sofort los ließ. Dafür packte mich jetzt aber der andere an den Schultern, schob mich zum Sofa und drückte mich drauf. „Jetzt erzählt doch mal warum du sie hier hast und nicht wolltest das wir sie kennen lernen.", als wäre er zuhause ließ sich Felix neben mit fallen und legte seine Füße auf dem Couchtisch ab.

Zum Glück setzte sich Paul an meine andere Seite, daher hielt ich es ganze zwei Stunden neben den beiden Männern aus die laut grölend den Fernseher anschrien und mit Chips durch die gegen warfen, wenn immer die gegnerische Mannschaft den Ball hatte. Als dann der Schlusspfiff zu hören war, atmete ich tief durch. „Sie gehen gleich wieder.", raunte mir Paul zu und ich sah ihn dankbar an. „Jetzt kommen wir zum besten Part.", Marcel klatschte in die Hände und griff dann in die Chipspackung die Paul in den Händen hielt. „Das ihr geht?", scherzte Paul hoffnungsvoll aber sein Kumpel schüttelte seinen Kopf. „Sag mir nicht du hast unser Ritual vergessen!", rügte Marcel meinen Freund und warf ihm mit den restlichen Chips in seiner Hand ab. „Jetzt werden die anderen Spiele analysiert.", informierte mich Felix, der wie eine Mischung zwischen Paul und Marcel aussah. Er war auch groß, hatte hellbraune Haare und man konnte einen Bauchansatz unter seinem Shirt erahnen.
Von der Situation überfordert sah ich zu Paul, der gegen meine Hosentasche tippte in der mein Handy war und lautlos „Stephan", hauchte. Ich verstand direkt, entschuldigte mich bei den beiden andern Männern und ging ins Bad. Obwohl es bereits 23 Uhr war ging Stephan direkt beim zweiten Klingeln dran. „Trouble? Was ist los? Wenn du anrufst muss es was wichtiges sein.", wollte der Oberkommissar direkt wissen. „Hier sind zwei Freunde von Paul, die einfach nicht gehen wollen. Die werfen hier mit Chips und so rum.", erzählte ich ihm und hörte wie er durch seine Wohnung lief. „Lass mich raten, Felix und Marcel?", harkte Stephan nach und ich konnte hören wie er eine Tür abschloss. „Ja, kennst du sie?", erkundigte ich mich und öffnete den Wasserhahn um den Schein zu wahren dass ich auf der Toilette war. „Leider ja, sag Paul dass die Pizza auf dem Weg ist und dass du auch Bier bestellt hast. Er weiß was das bedeutet.", wies mich der beste Freund meines Freundes an und legte auf.
Ich atmete tief durch und ging dann zu den drei Männern ins Wohnzimmer. „Ey Perle! Willst du nicht lieber auf meinem Schoß sitzen? Mit mir kann man viel mehr Spaß haben als mit dem Polizisten neben dir.", scherzte Marcel, als ich mich wieder neben Paul aufs Sofa gesetzt hatte, und hielt mir seine Pranke hin. Noch ehe Paul reagieren konnte, überschlug ich meine Beine und sah Marcel eiskalt an: „Damit ich mich auf deinen Schoß setze, fehlt dir leider eine Menge.". Der Mann mir gegenüber schien, in seinem Rausch, nicht zu begreifen dass ich ihm eine Abfuhr gegeben hatte und fing an zu lachen. „Glaub mir Baby. Wenn du auf mir sitzt hab ich alles was ich brauche.", keuchte er und ich musste mich zusammen reißen nicht zu brechen, als ich seinen strengen Atem roch. „Wenn man von den fehlenden Gehirnzellen, den nicht vorhanden Manieren und dem abstoßenden Charakter absieht.", antwortete ich trocken und legte meine Hand auf Pauls Oberschenkel. „Junge! Das hat gesessen! BURN!", brüllte Felix und schmiss eine Handvoll Popcorn durch die Luft. „Die Pizza ist übrigens auf dem Weg. Ich habe auch Bier bestellt.", informierte ich Paul, der mich erleichtert anlächelte.
In den nächsten zwanzig Minuten trank Marcel noch zwei weitere Biere und warf mir immer wieder machomäßige Sprüche zu. „Ich hoffe Paul besorgt es dir so richtig. Schlampen wie du brauchen es hart damit sie wissen wo ihr Platz ist.", lallte der übergewichtige Mann und wollte nach mir greifen, aber das war der Satz an dem das Fass bei Paul zum überlaufen brachte.
Er sprang auf, packte seinen Kumpel am Hemdkragen und brüllte ihn an: „Rede nie wieder so über Mila! Hast du mich verstanden?!".

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt