„Bitte Mama stirb nicht. Ich hab dich lieb."

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„Was hältst du davon, wenn wir uns zuhause in den Garten setzen und dann über das, was die letzten Tage los war, reden?", schlug Martin vor als wir uns auf die Plastikstühle im Wartebereich gesetzt hatten. „Ich darf wieder nach Hause?", ich sah Martin überrascht an. „Natürlich. Du kannst immer nach Hause, zu mir, kommen, egal was passiert.", erwiderte er und wirkte verwirrt über meine Frage. „Aber du hast gesagt...", begann ich zu erklären, verstummte aber als ich sah wie eine Krankenschwester auf uns zu kam.
„Frau Fuchs, ich bräuchte noch ihre Versichertenkarte.", die blonde Frau strahlte mich an und ich sah zu Martin und Marie. „Die hab ich.", antwortete meine Stiefmutter und begleitete dann die Krankenschwester zum Empfangstresen um dort alles zu klären.
„Ich weiß was ich gesagt habe, als du vorhin gegangen bist. Aber das hab ich nur gesagt, weil ich mir Sorgen gemacht habe und nicht mehr weiter wusste. Du bist immer willkommen bei uns und ich werde dich immer lieben. Du bist meine Tochter.", erklärte mein Vater und legte mir einen Arm um die Hüften. „Ich weiß selber nicht was los war. Ich hatte das Gefühl dass ich keinen Schritt allein machen konnte, immer waren entweder du, Marie oder Paul da und habt mich überwacht. Besonders nach der Sache mit Max.", gestand ich und sah Martin traurig an. „Wir haben es vielleicht wirklich etwas übertrieben. Aber ich wollte nicht dass dir was passiert. Und ich glaube Marie, Paul und den anderen geht es bestimmt nicht anders. Aber lass uns das später besprechen.", erwiderte der Hauptkommissar und lächelte als ich mich an ihn lehnte.
„Ich hoffe ihr habt alles geklärt.", Marie kam wieder zu uns und setzte sich neben mich. „Zum größten Teil, wir müssen nur noch die Feinheiten besprechen.", Martins Hand stich über meinen Rücken, während Marie eine Hand auf meinen Oberschenkel legte. So bleiben wir sitzen bis Frau Mertens mit einem Briefumschlag zu uns kam. Kurz darauf fuhr ich mit Marie und Martin nach Hause.

„Willst du was essen?", Marie führte mich zum Sofa im Wohnzimmer. „Nein Danke.", ich ließ mich von ihr aufs Sofa drücken und zog Martins Jacke enger um mich, da ich wieder zu frieren begann. „Ich mach dir einen Tee.", erklärte sie und eilte aus dem Raum. „Ich wollte gerade Klaus und den andern schreiben wie es dir geht. Ist das okay für dich?", unschlüssig hielt Martin sein Handy in der Hand. „Kannst du gerne machen.", erlaubte ich ihm und lehnte mich müde zurück. „Willst hier schlafen oder lieber im Garten? Das Wetter ist großartig.", wollte mein Vater wissen und setzte sich neben mich auf das Sofa. „Ich bin nicht müde.", erklärte ich nuschelnd und schloss meine Augen.

„Sag das es deine Drogen waren!", brüllte Peter und hielt Martin eine Waffe an den Kopf. „Bitte. Ich tue alles was du willst, aber lass ihn leben.", flehte ich ihn an aber Peter lachte nur. „Dafür ist es zu spät.", Tabea tauchte auf und hielt ein Messer an Maries Kehle. „Bitte lasst die beiden gehen.", mir rannen die Tränen die Wangen herunter. Egal wie sehr ich es versuchte, ich konnte meine Beine nicht bewegen, es schien als wären meine Füße am Fußboden festgeklebt. „Das ist allein deine Schuld.", zischte Peter und in der nächsten Sekunde halle ein Schuss durch das Haus und Maries röcheln war zu hören. „Mama! Papa!", panisch warf ich mich ihnen entgegen und drückte meine Hände auf den Hals meiner Stiefmutter da die Augen meines Vaters mich leblos anstarrten. „Bitte verlasst mich nicht. Es tut mir leid.", bat ich die beiden und versuchte verzweifelt zu verhindern dass noch mehr Blut aus der tiefen Schnittwunde an Maries Hals lief.
„Mila.", die Stimme meiner Stiefmutter war hauchdünn und kaum noch zu hören. „Bitte Mama stirb nicht. Ich hab dich lieb.", flehte ich sie an und als ich merkte wie Maries Augen langsam trüb wurden brach ich komplett zusammen. „Mila!", jemand packte mich an den Schultern und schüttelte mich. Für eine kurze Sekunde sah ich Olga, Hubert und Max vor mir, aber als ich die Stimme meines Vaters hörte riss ich meine Augen auf.
Scheinbar war ich eingeschlafen und jemand hatte mich hingelegt, denn nun saß Marie neben mir und wirkte erleichtert das ich aufgewacht war. „Mama.", mit einem lauten Schulzen richtete ich mich auf und drückte sie an mich. „Ich bin da, Schatz. Beruhig dich.", beruhigend sprach meine Stiefmutter auf mich ein und wiegte mich sanft hin und her. „Hattest du wieder einen Albtraum?", wollte Martin wissen und ich nickte ohne den Kopf von Maries Hals zu nehmen. „Willst du uns davon erzählen?", harkte er nach und diesmal schüttelte ich meinen Kopf. Es dauerte eine ganze Weile bis ich mich wieder beruhigt hatte und mich von Marie lösen konnte.
„Komm, wir sitzen gerade im Garten und genießen das Wetter.", Martin hielt mir seine Hand hin die ich zögerlich ergriff und mit den beiden durch die Terrassentür ging, die mir bisher gar nicht aufgefallen war.
Obwohl ich ihr sagte, dass ich keinen Hunger hatte, brachte mir Marie einen Teller mit belegten Broten. Ich saß, in zwei Jacken gehüllt, in der prallen Sonne und hatte dennoch das Gefühl als wäre tiefster Winter. „Trink den Tee, solange er heiß ist. Der wärmt dich.", Martin schob den Terrassentisch näher an mich heran, damit ich einfacher an die dampfende Tasse kam. „Hab gerade keinen Durst.", nuschelte ich und zog die Jacken enger um mich. „Hoffentlich wirst du nicht wieder krank.", Marie kam auf die Terrasse und hielt mir ihre Hand an die Stirn. „Das wird der Schock sein.", beruhigte Martin sie und nippte an seinem Kaffee. „Sollten wir sie dann nicht zum Arzt bringen?", wollte meine Stiefmutter noch immer besorgt wissen, aber Martin schüttelte seinen Kopf. „Mila wird uns schon sagen wenn sie zum Arzt will. Immerhin ist sie erwachsen.", mein Vater sah zu mir und ich lächelte ihn dankbar an. „Aber...", wollte Marie widersprechen, verstummte aber, als Martin ihr seine Hand auf den Oberschenkel legte. „Wenn wir wollen das Mila uns vertraut, müssen wir auch ihr vertrauen.", erklärte mein Vater und lächelte mich sanft an. „Vertrauen ist keine Einbahnstraße.", wiederholte ich Pauls Worte und griff nach der Teetasse.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt