„Nicht meine Familie!"

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Kauft euch Popcorn. Das Drama beginnt.
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„Ich hätte übrigens eine Idee für unser Code Wort.", wechselte ich das Thema um nicht über Paul herzufallen. „Bitte?", überrumpelt vom dem Themenwechsel sah mich der Oberkommissar verwirrt an. „Ja, für den Fall das alle Stricke reißen. Damit wir wissen das der andere weiß was er tut.", erinnerte ich Paul und lehnte mich an ihn. „Und an welches Wort hast du gedacht?", harkte Paul nach und ich hörte ihm an dass er nicht wirklich Fan der Idee war. „Traube. Immerhin hast du die gegessen als wir das erste mal darüber geredet haben.", schlug ich vor und schloss meine Augen. „Sicher? Wie willst du das in einen Satz einbauen ohne das jemand Verdacht schöpft?", murmelte Paul und strich mir über den Rücken. „Bitte töten sie meinen Freund nicht. Er mochte so gerne Trauben.", erwiderte ich trocken und spürte wie ich langsam immer müder wurde. „Dann doch lieber die heiße Schokolade. Oder noch besser Apfel. Denn immerhin haben wir es einem Apfel zu verdanken dass du gerade in meinen Armen liegst.", überlegte Paul weiter und ich brummte zustimmend. „Aber schlaf erst mal. Morgen sehen wir weiter.", flüsterte der Oberkommissar und das letzte was ich vor dem einschlafen mitbekam war wie er eine Decke um mich legte.

„Danke. Ich hoffe wir stören wirklich nicht. Aber ich konnte kein Auge zumachen ohne sie im Haus.", die Stimme meines Vaters weckten mich wenige Stunden später. Als die Tür leise ins Schloss fiel öffnete ich meine Augen uns stellte fest dass ich in Pauls Bett lag. „Keine Sorge, ich meinte es ernst dass ihr hier jederzeit willkommen seid. Aber setzt euch, ich mach euch einen Kaffe und räume dann die Einkäufe weg.", drang Pauls Stimme leise durch das Holz der Schlafzimmertür. So schnell wie ich konnte stand ich auf und zog mir einen wahllos aus dem Schrank gegriffenen Pullover von Paul über den Kopf bevor ich in das Wohnzimmer ging.
„Ich hoffe das du was mit den Sachen anfangen kannst. Denn ähnlich wie Martin konnte ich nicht einfach still sitzen. Daher bin ich direkt in den ersten Supermarkt gefahren der auf hatte und hab einfach die grundlegendsten Sachen eingekauft. Eben weil das hier ja eher eine Junggesellenbude ist und nicht für eine Frau ausgelegt ist.", lachte Marie und hielt Paul eine große Tüte hin. „Danke dafür. Ob du es glaubst oder nicht, ich war vorhin dabei einen Einkaufsliste für Stephan zu schreiben.", gab mein Freund zu und ging mit den Tüten in seine Küche. „Das klingt nach Konservenessen gestern.", brummte mein Vater und wollte den beiden folgen. Ich aber lief auf Zehenspitzen an ihn heran und pikste ihm von hinten mit den Zeigefingern in die Seite.
„Nicht meine Familie!", brüllend drehte sich Martin um und wollte mich wohl am Oberarm packen um mich an die nächste Wand zu drücken, aber als er mich erkannte hielt er in seiner Bewegung inne.
„Mila Fuchs. Auch wenn du volljährig bist bedeutet das nicht, dass ich dich nicht über das Knie legen kann.", drohte er mir und ich fing an zu lachen. „Und ich weiß auch dass du mir nie weh tun würdest.", keuchend warf ich mich in seine Arme und genoss das Gefühl von Sicherheit das sich direkt in meinem Körper breit machte. „Wie Recht du damit hast.", brummend drückte er mich so sehr an sich das mein Rücken knackte.
„Darf ich meine Tochter dann auch mal begrüßen?", beschwerte sich Marie und versuchte den Griff ihres Mannes um mich zu lösen. „Ich weiß was besseres.", wand mein Vater ein, löste einen Arm von mir um Marie ebenfalls vor seine Brust zu ziehen. Wir blieben so lange so stehen bis Paul sich irgendwann räusperte. „Wenn wir nicht darüber gesprochen hätten, würde ich denken dass du eifersüchtig bist.", scherzte Martin, ließ mich und Marie aber los. „Nicht wirklich, immerhin hab ich vorhin vier Stunden mit Mila kuscheln können. Ich wollte euch nur zum Brunch rufen.", erklärte der Oberkommissar und wies auf den gedeckten Küchentisch.

„Es tat wirklich gut dich wieder zu sehen. Ich komme morgen Abend vor dem Dienst noch mal vorbei und halte euch auf dem laufenden.", verabschiedete sich Martin nach einigen gemeinsamen Stunden. „Das ist nett von dir, danke.", Paul lächelte seinen Kollegen an und ging dann zurück ins Wohnzimmer, wohl um mir und meinem Vater ein paar Augenblicke allein zu geben.
„Ich bin mir sicher dass nichts passieren wird, aber ich will dass du weiß dass du keine Schuld an der ganzen Lage hast. Und dass ich verdammt stolz auf dich bin und dich mehr Liebe als mein eigenes Leben.", raunte mir Martin zu und drückte mich an sich. „Es wird nichts passieren. Denn du hast es mir versprochen und Versprechen bricht ein Fuchs nicht.", erwiderte ich und versuchte diesen Moment tief in meine Poren einzusagen, für denn Fall das wirklich was passieren sollte.

Kurz darauf stand ich allein in dem kleinen Flur, Marie hatte schon vor Martin die Wohnung verlassen. Erst als ich hörte wie der Wagen meiner Eltern weg fuhr konnte ich mich dazu aufraffen und zu Paul in das Wohnzimmer zu gehen.
„Ist Papa Fuchs weg?", erkundigte sich der Oberkommissar und sah von seinem Handy hoch. „Ja.", antwortete ich niedergeschlagen und sah traurig auf die Stelle an der ich vor gefühlten Sekunden Martin erschreckt hatte. „Kopf hoch, ehe du dich versiehst bist du wieder in seinem Haus und kannst dich von den beiden verwöhnen lassen.", versuchte mein Freund mich aufzumuntern aber ich konnte nicht verhindern dass eine Träne über meine Wange lief. „Komm her.", Paul warf sein Handy auf den Couchtisch und hielt mir seine Hand hin. Während ich auf ihn zuging wischte ich mir die Träne weg. „Ich... ich...", stammelnd versuchte ich eine Erklärung für das Weinen zu finden.
„Schon gut. Im Grunde kann ich dich verstehen. Du bist seid Monaten auf der Flucht. Hast vor fünf Wochen um dein Leben gekämpft. Aber es wird jetzt alles besser.", sprach mir Paul Mut zu und zog mich neben sich auf das Sofa. Und so sehr ich auch hoffte dass Paul recht haben sollte, wusste ein Teil von mir dass weder Olga noch Hubert kampflos klein beigeben würden.

Nach ein paar Minuten hatte es Paul dann doch geschafft mich abzulenken und wir sahen uns gerade einen Actionfilm an, als das Handy des Oberkommissars klingelt. Brummend streckte sich mein Freund und nahm das Telefonat an. „Klattmann du störst gerade.", ließ er den Anrufer wissen und riss, auch wenn nur vor einen Augenblick, seine Augen auf als Daniel antwortete. „Ja.", beantwortete Paul eine Frage die ich nicht gehört hatte und legte auf. „Was ist los?", wollte ich direkt wissen und setzte mich auf. „Ach, Daniel wollte nur fragen ob...", fing Paul an zu erklären aber ich hielt ihm den Mund zu.
„Ich weiß das du mich gerade anlügst. Was ist los?!", brüllte ich ihn schon fast an. Tief durchatmend zog der Oberkommissar seine Hand von seinem Mund und setzte sich ebenfalls auf. „Marie und Martin sind verschwunden. Ein Streifenwagen ist denen gefolgt und hat sie aufgrund eines Auffahrunfalles verloren. Niemand weiß wo deine Eltern sind.".

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt