„Bin ich dir auch nicht zu schwer?"

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„Der Robert ist wirklich gut. Es hat sich angefühlt wie ein Gespräch unter Freunden.", wand Stephan ein und ich hörte wie sich jemand auf Martins Sessel setzte. „Ich sag doch die sind alle klasse. Aber du hast mich dafür ausgelacht. Nur weil ich nicht in ein paar Jahren in die Waffe beißen will.", lachte Hannah und ich drückte erschrocken die Hand meines Vaters. „Du hast was Sindera?", brummte Klaus als Martin mit seinem Daumen über meinem Handrücken strich. „So war das nicht gemeint Chef. Ich hab mich gefragt warum Hannah nicht zu dem Dienststellenpsychologen geht.", versuchte sich mein bester Freund rauszureden. „Das geht dich nichts an mit wem die Kollegin Becker redet. Sei ihr eine Stütze wenn sie eine braucht.", rügte der Dienststellenleiter Stephan und mein Körper verkrampfte sich. Scheinbar bekam Paul das mit, denn er hauchte mir er einen Kuss auf die Wange und wand sich dann an seine Kollegen. „Könnt ihr euren Streit nach draußen verlegen oder nein wartet. Klärt den jetzt und zwar auf der Stelle.", forderte er und drückte mich enger an sich. „Wir streiten nicht.", widersprachen Stephan und Klaus wie aus einem Mund und stöhnten nach ein paar Sekunden Stille genervt auf.
„Tut mir leid Hannah dass ich deine Bemühungen nicht genug wertgeschätzt und mich darüber lustig gemacht habe. Nach dem heute kann ich verstehen dass du mit jemanden von außerhalb sprichst.", entschuldigte sich mein bester Freund bei seiner Kollegin und ich hörte wie das Sesselpolster raschelte als würde er sich zu jemanden beugen. „Mir tut es leid dich so angefahren zu haben. Ich hätte euch zutrauen sollen, dass ihr euren Streit sofern es einer gewesen ist, selber aus der Welt schafft.", kam es von Klaus und ich sackte in Pauls Armen zusammen.
„Mila?", wand sich mein Freund direkt besorgt an mich und ich nickte ohne meinen Kopf von seinem Hals zu nehmen. „Was ist los?", harkte er nach und ich hauchte ihm als Antwort einen Kuss auf den Hals. Die anderen fingen an über etwas zu diskutieren dass ich nicht verstand, aber die Geräuschkulisse ließ mich einschlafen.

Als ich Stunden später wieder wach wurde, war alles um mich herum dunkel. Aber ich saß noch immer auf Pauls Schoß der auch zu schlafen schien, denn er murmelte immer wieder ein paar Wortfetzen. „Nicht.". „Mila." . „Töte mich.", flehte er jemanden an und drückte mich dabei so eng an sich dass ich kaum Luft bekam. „Es ist alles gut Paul. Ich bin hier. In deinen Armen.", versuchte ich ihn zu beruhigen, aber mein Freund schien tief in seinem Albtraum gefangen zu sein. Erst als ich sein Gesicht in meine Hände nahm und ihm einen Kuss auf die Lippen drückte, wachte er auf. Ich löste mich von ihn, lehnte aber meine Stirn gegen seine. „Gehts wieder?", wollte ich besorgt von ihm wissen und er schüttelte mit glasigen Augen seinen Kopf. „Aber es ist besser.", fügte er hinzu und küsste mich erneut bevor er sein Gesicht in meine Halsbeuge drückte.
„Es tut mir leid, dass ich der Grund für deine Albträume bin.", entschuldigte ich mich voller Schuldgefühle und wollte von seinem Schoß rutschen. „Bitte bleib.", hauchte Paul kaum hörbar und daher lehnte ich mich wieder an ihn. „Bin ich dir auch nicht zu schwer?", wollte ich besorgt wissen, was Paul zum lachen brachte. „Mila, du bist ein Federgewicht.", erwiderte er und hauchte mir einen Kuss auf mein Schlüsselbein. Da ich ahnte dass Paul offensichtlich log hob ich meinen Po so hoch dass mein Gewicht auf meinen Knien lag. Sofort drückte mich mein Freund wieder runter und brummte etwas in meine Halsbeuge.
Dadurch dass der Oberkommissar stärker war als ich, konnte ich mich nicht mehr bewegen. Daher kniff ich meine Augen zusammen und machte mir gedanklich einen Trainingsplan um die neu angefutterten Kilos wieder abzutrainieren. Irgendwann schien Paul eingeschlafen zu sein, denn sein Griff um mich lockerte sich. Dies nutze ich gleich aus und stand auf. Meine Knie taten zwar weh von stundenlangen Knie anwinkeln aber ich ignorierte den Schmerz und schlich in den Flur. Dort zog ich einen Notizblock und einen Kugelschreiber von der Kommode und schrieb meinen Eltern eine kleine Notiz dass ich eben um den Block joggen würde und in spätestens einer Stunde wieder da sein würde.

So leise wie ich konnte schlüpfte ich in meine Schuhe und öffnete die Haustür. Kurz hielt ich inne ob irgendwelche Geräusche hörte, da das Haus aber komplett still war, schloss ich die Tür hinter mir und lief einfach los.
Schon nach ein paar hundert Metern merkte ich wie meine Lunge brannte und zeugten von dem wenigen Sport der letzten Monate. „Wieso hab ich mich nur so gehen lassen. Es ist nur eine Frage der Zeit bis Paul mich verlässt.", rügte ich mich selber und legte noch einen Zahn zu. Ich verlor völlig die Zeit aus den Augen und lief bis mir der Schweiß in Bächen über den Rücken rann.

Keuchend bleib ich an einer Parkbank stehen und sah mich um. Um mich herum erwachte die Stadt zum Leben, der Himmel wurde hell und die ersten Berufspendler machten sich auf den Weg. „Also das ist nicht wirklich ein Outfit zum joggen.", hörte ich jemanden neben mir lachen und erschrak so sehr dass ich direkt wieder los laufen wollte. „Ich bin es nur.", beruhigte mich die Person und stellte sich mir in den Weg. „Gott Robin. Warum erschreckst du mich so?", fuhr ich ihn an und strich mir die verschwitzten Haare aus dem Gesicht. „Ich wusste ja nicht dass du in Gedanken bist. Aber warum bist du hier? Martin wohnt doch am anderen Ende von Köln.", wollte Robin wissen und hielt mir eine Wasserflasche hin. „Ach ich wollte nur eine Runde joggen.", antwortete ich wage und trank die Flasche in zwei Zügen leer. „Weiß Papa-Fuchs davon?", klinkte sich nun auch der andere Beamte ein und stellte sich neben Robin.
„Mila das ist Flo.", stellte er mir seinen ebenfalls uniformierte Kollegen vor. „Wir hatten schon das Vergnügen. Als er in Pauls Wohnung kam zusammen mit Chris.", informierte ich Robin und drückte ihm die nun leere Flasche in die Hand. „Ihr entschuldigt mich. Wie Stürmchen schon sagte, wohnt Martin am anderen Ende von Köln also mache ich mich mal auf den Weg.", ich nickte den beiden Beamten zu und lief dann wieder los.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt