„Dann haben wir das geklärt. Lass uns weiter."

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Freut euch - Unsere Mila kommt so langsam in die Pupertät. Mal schauen wie lange sie dauert - und wie viele graue Haare Martin davon bekommt :D
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„Was machen wir denn heute?", versuchte Marie das Gespräch von Paul und den Erbsen zu bringen, denn seitdem der Oberkommissar am Frühstückstisch Platz genommen hatte, zog Martin ihn immer wieder auf. „Also Paul...", fing mein Vater an, aber die Hand meiner Stiefmutter fuhr unter den Tisch und Sekunden später verzog er sein Gesicht.
„Ich will nicht wissen, wo du ihn gekniffen hast, aber danke.", brummte mein Freund und nahm sich einen Schluck vom Kaffee. „Ich will heute nichts machen. Nur im Bett liegen und Fernsehen gucken.", erklärte ich und nahm mir eine kleine Scheibe Brot. „Sicher? Heute ist doch wundervolles Wetter. Wir könnten uns einen entspannten Tag in der Stadt machen. Dann lernst du auch meine beste Freundin kennen.", schlug meine Stiefmutter vor, aber ich schüttelte meinen Kopf.
„Paul und ich haben heute Spätschicht. Hältst du das für eine gute Idee allein hier zu bleiben?", besorgt sah mich mein Vater an. „Hast du Angst das ich die Bude in Brand setzte?", ich zog eine Augenbraue hoch und legte die Scheibe Brot wieder zurück in den Brötchenkorb, „Oder hast du Angst das ich abhaue, wenn ihr nicht da seid?". Nun stand ich auf und räumte meine Tasse und den Teller weg. „Nein, aber das letzte Mal als du alleine warst, ist hier jemand eingebrochen.", erklärte Martin und stand ebenfalls auf. „Und dennoch ist alles gut gegangen. Wenn ihr mich sucht, ich bin oben. Und zwar allein.", brummte ich und stampfte aus der Küche.
Ich wusste selber nicht was mit mir los war, aber ich hatte immer öfter das Gefühl dass mich mein Vater, Marie und auch Paul überwachen würden. Ständig war einer von den dreien da und ließen mich keine Sekunde aus den Augen. Dankbar darüber dass sie mich zu mindestens jetzt allein ließen, legte ich mich wieder unter die Bettdecke und griff nach meinem Handy.
Paul hatte ja davon erzählt, dass er gegoogelt hat, was er mir kaufen sollte, daher versuchte ich es selber mal. Es dauerte nicht lange bis ich auf eine Seite stieß in der andere Opfer von Ko-Tropfen von ihren Erlebnissen berichteten. 'Mir hat einer was ins Glas gekippt als ich mit meinen Freundinnen meinen Abschluss gefeiert habe. Aufgewacht bin ich am nächsten Morgen im Krankenhaus wo man mir mitteilte dass ich vergewaltigt wurde.'. 'Meiner Freundin hat einer was gegeben und sie ist daran verstorben. Dennoch hat er zehnmal mit ihr geschlafen.'. 'Ich war mit meiner Schwester feiern und habe gesehen, wie ihr jemand was ihn das Glas gemacht hat. Hab den Drecksack verprügelt und hab deswegen eine Haftstrafe bekommen. Scheiß Bullen!'. Das waren nur die drei ersten Berichte von gut 500 die ich auf den ersten Blick sehen konnte. Ganz unten auf der Seite, konnte man sich anmelden um seine eigene Geschichte zu erzählen.
Schnell folgte ich den Anweisungen und legte mir sogar eine Mailadresse zu. „M.Fuchs@Köln.de", murmelte ich mit und tippte kurz darauf all das was Max getan hatte ein, aber ohne Namen zu nennen, da ich anonym bleiben wollte. Es dauerte keine fünf Minuten bis ich die ersten Kommentare bekam. 'Hey M. Das klingt ja echt mies. Zum Glück konnten deine Freunde dich retten. Ich schreib dir gleich mal ne private Nachricht. So wie das klingt wohnst du ganz in meiner Nähe, vielleicht kann man sich ja treffen.', lass ich in meinem Kopf vor und entdeckte direkt einen kleine rote eins an dem weißen Briefumschlag neben meinem User-Namen.
Wir schrieben gute vierzig Minuten hin und her bis ich Schritte auf mein Zimmer zukommen hörte. Da ich gerade mit keinem der drei sprechen wollte, steckte ich mein Handy schnell unter das Kopfkissen und stellte mich schlafend. „Schade, ich hatte gehofft noch kurz mit dir zu reden. Aber schlaf gut. Wir sehen uns morgen.", flüsterte Paul und hauchte mir einen federleichten Kuss auf die Schläfe. Ich wartete noch ab bis ich mir zu hundert Prozent sicher war dass Paul und Martin weg waren bevor ich mein Handy wieder rausholte.
Tabea, so hatte sich die junge Frau genannt, und ich schrieben noch einige Stunden miteinander und tauschten auch unsere Handynummern aus. Obwohl ich sie nicht kannte, hatte ich direkt vertrauen zu ihr und konnte ihr alles anvertrauen, wohl weil ich wusste dass sie mich nicht verurteilen würde. Gegen 23 verabschiedeten wir uns voneinander mit dem Versprechen am nächsten Tag weiter zu schreiben.
Paul hatte zwischendurch geschrieben ob er nach Feierabend direkt vorbeikommen sollte, aber ich lehnte ab und schrieb ihm, dass ich nach der ganzen Sache erst mal allein sein wollte um es zu verarbeiten. Wenn ihn das ganze enttäuscht haben sollte, dann ließ er sich das nicht anmerken. Er schrieb nur dass er mit all die Zeit geben würde die ich bräuchte und ich mich jederzeit melden könnte.

Auch in den nächsten Tagen schrieb ich viel mit Tabea. Wir verabredeten sogar ein erstes Treffen in einem Café, damit wir beide auf der sicheren Seite waren falls was passieren sollte. Nervös zog ich mir einen unauffälligen Pulli an und frisierte mir die Haare zu einem Dutt – unser Erkennungsmerkmal.
Simone hatte ich erzählt das ich mich mit Hannah und Jule treffen wollte, daher schob sie mir noch einen 50€ Schein zu, wohl weil sie froh war das ich mein Zimmer wieder verließ. Sie nahm mir aber das Versprechen ab, dass ich mich gleich bei ihr melden würde, wenn mir etwas komisch vorkommen würde.

Pünktlich um 15 Uhr kam ich vor dem kleinen Café an und sah auf mein Handy. Tabea hatte mir geschrieben dass ihr Bus eine kleine Verspätung hat und ich mich ruhig hinsetzten könnte. Langsam wurde ich doch nervös und überlegte ob ich Paul schreiben sollte, aber gerade als ich nach meinem Handy greifen wollte, kam eine junge Frau rein und trug einen Dutt.
„Bist du Mila?", sie schein genauso nervös zu sein wie ich, denn ihre Hand zitterte als sie sie mir hinhielt. „Ja und du bist Tabea?", ich schüttelte ihre Hand und wartete bis sie sich mir gegenüber hingesetzt hatte. Die ersten paar Minuten war unser Gespräch total stockend, aber nach dem ersten Schluck Kaffee fanden wir recht schnell weitere Gemeinsamkeiten.
„Ich bin auch Einzelkind und wohne bei meinem Vater und meiner Stiefmutter. Aber ich hab kein so cooles Zimmer wie du.", erzählte Tabea gerade als die Bäckereifachverkäuferin an unseren Tisch kam. „Ich würde jetzt gerne abkassieren, denn wir machen in fünf Minuten zu.", erklärte sie und legte einen Kassenbon auf den Tisch. Nach einem raschen Blick auf mein Handy riss ich meine Augen auf. „Wie kann es denn schon 18 Uhr sein?", wollte ich ungläubig von meiner neuen Freundin wissen, die ebenfalls schnell auf ihr Handy sah. „Ich hab keine Ahnung.", lachte sie und zahlte, ehe ich reagieren konnte, die gesamte Rechnung.
„Wollen wir noch eine Runde spazieren gehen? Mein Vater erwartet mich nicht vor 21 Uhr zurück.", schlug Tabea vor und steckte ihre Hände in die Hosentasche. „Gerne. Meine Stiefmutter hat mir kein Zeitpunkt gesagt. Ich glaube sie ist ganz froh dass ich mal wieder raus gehe.", stimmte ich zu und so gingen wir gemeinsam in Richtung Dom. Gerade als wir warteten dass die Straße frei wurde, hielt ein Streifenwagen neben uns. „Verdammt.", zischte ich und wollte Tabea am Ellenbogen greifen und weiter ziehen, als Paul und Daniel bereits ausstiegen und auf uns zukamen. „Hallo Mila. Was machst du denn hier?", Daniel umarmte mich kurz und stellte sich neben Tabea. „Mich mit einer Freundin treffen.", antwortete ich knapp und verschränkte meine Arme vor der Brust. „Gehts dir wieder gut?", Paul lächelte mich an und wollte mich küssen, ich drehte ihm aber schnell meine Wange hin. „Jep. Und ihr habt ne ruhige Schicht?", ich sah an meinem Freund vorbei, weil ich wusste was er dachte. „Ich bin übrigens Tabea. Tabea Volk.", stellte sich die junge Frau neben mir vor und lächelte Daniel und Paul an. „Ich bin der Daniel und das ist Paul, Milas Freund.", stellte Daniel sich und seinen Kollegen vor und schüttelte Tabeas Hand. „Dann haben wir das geklärt. Lass uns weiter.", ich harkte mich bei meiner neuen Freundin unter und zog sie über die Straße.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt