„Na? Wen haben wir denn da?"

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Was soll Mila eigentlich beruflich machen? Ich meine sie könnte ja alles werden dass sie will - also, was sind eure Vermutungen?
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„Lass mich bitte einfach gehen.", flehte ich und drückte die Klinke nach unten. „Nein." , stellte Paul mit einem bestimmten Tonfall klar und legte seine Hand auf meine die die Klinke umklammert hielt. „Paul....", hauchte ich und schloss meine Augen. „Ich weiß, Mila. Ich weiß.", antwortete der angesprochene, löste meine Hand vom Griff und drückte mich an sich.
Ich weiß nicht wie lange wir so dastanden, aber irgendwann hörte ich wie jemand näher kam. „Keine Ahnung ob du heute sterben willst, Paul. Aber die andern wundern sich wo ihr bleibt.", raunte uns Stephan zu und ging dann wieder weg, den Geräuschen nach zu urteilen in die Küche. Geschockt löste ich mich von Paul und schob ihn weg von mir. „So meinte er es nicht, Mila.", versuchte der Oberkommissar die Wortwahl seines Kollegen zu erklären aber ich sah ihn nur mit großen Augen an. „Komm.", er griff mein Handgelenk und zog mich mit sich. „Sindera, du kannst doch so was nicht sagen und einfach weg gehen.", fuhr Paul seinen Kollegen an und sah Stephan sauer an. „Oh verdammt, es tut mir leid Trouble. Ich meinte damit das Martin und Klaus sich schon gewundert haben wo ihr bleibt. Und das Martin wohl seine Rolle als dein Vater sehr ernst nimmt, denn er plant gerade schon deine nächsten 50 Geburtstage.", fuhr Stephan aus und drückte einen Knopf auf der Kaffeemaschine. „Meine Geburtstage?", entfuhr es mir und ich sah wie Paul und Stephan einen kurzen Blick tauschten. „Hast du schon mal deinen Geburtstag gefeiert? Oder generell was gefeiert?", horchte mich Stephan aus während aus der Kaffeemaschine Wasserdampf stieg. „Nein. Ich hab nicht mal ne Ahnung wie alt ich bin oder wann mein Geburtstag ist.", gab ich zu und sah verlegen auf meine Fußspitzen. „Und was ist mit Weihnachten?", harkte Paul nach und hielt mir seine Hand hin. „Ich hab immer das Weihnachtsessen gekocht. Und durfte die Reste essen.", murmelte ich und wünschte mir im Erdboden zu versinken.
„Alles gut hier?", Martin erschien im Türrahmen bevor Paul und Stephan noch was sagen konnten. „Klar. Ich brauchte nur etwas Hilfe mit deiner Kaffeemaschine.", log Paul ohne mit der Wimper zu zucken und Stephan nickte eifrig. „Sind wir euch etwa zu alt dass ihr euch in die Küche zurück zieht?", lachte mein Vater und ich fing an nervös mit meinen Fingern zu spielen. „Wir kommen gleich, oder Mila?", Paul sah mich bittend an und ich konnte nicht anders als zu nicken. Sofort hellte sich das Gesicht des Oberkommissars auf.
„Ich tue jetzt mal so als würde ich nicht wissen, dass ihr mir was verheimlicht.", brummte Martin, lächelte mich kurz an und verschwand wieder. „Wollt ihr auch was?", Stephan zog seine Tasse unter der Maschine hervor und sah uns abwartend an und ich schüttelte direkt meinen Kopf. „Du müsstest aber wirklich was essen. Von zwei Bissen Mett-Brötchen und einer Tasse heißer Schokolade kann man doch nicht leben.", wand Paul ein und ging wie selbstverständlich an dem Kühlschrank. „Ich hab aber wirklich kein Hunger. Ich hab gelernt mit wenig auszukommen.", wiegelte ich ab und presste meine Lippen aufeinander. „Musst du aber nicht mehr Trouble. Du kannst jetzt essen wann und was du willst. Vor allem wie viel du willst.", erklärte Stephan während Paul einen Jogurt aus dem Kühlschrank nahm und einen Löffel aus einer Schublade holte.

„Wieso hast du nicht gesagt das du Hunger hast?", kaum hatte ich mit dem Jogurt und dem Löffel in der Hand, begleitet von Paul und Stephan, ins Wohnzimmer kam, sprang Marie auf und sah mich entschuldigend an. „Ich hab gar kein Hunger.", beruhigte ich sie was Klaus zu lachen brachte. „Deswegen hast du ja auch einen Jogurt in der Hand.", stieß er aus und schüttelte lachend seinen Kopf. „Weil ich ihr den in die Hand gedrückt habe.", antwortete Paul und schob mich zum Sofa. Völlig überfordert setzte ich mich wieder neben meinen Vater und sah die beiden Sachen in meiner Hand an, als wären sie das neuste Weltwunder. „Iss ruhig. Morgen gehen wir drei Einkaufen und du darfst nehmen was du willst.", kam es von Marie, die Freude darüber konnte man in ihrem Gesicht sehen. „Ich hab es dir doch gesagt.", hauchte mir Paul ins Ohr und das Gefühl seine Lippen so nah an meinem Hals zu haben, schickte eine Gänsehaut über meinen Körper.
Zögerlich, alle fünf Minuten einen Löffel nehmend, aß ich den Jogurt auf und war den anwesenden Personen dankbar dass sie das nicht kommentierten sondern darüber diskutierten ob ich in einer Stadt wie Köln einen Führerschein brauchte. Gegen Mitternacht verabschiedeten sich Klaus und Stephan und ich torkelte völlig müde in mein Zimmer. Ohne groß darüber nachzudenken ließ ich ich auf das Bett fallen und schlief sofort ein.

„Mila! Aufstehen wir wollen gleich los!", hörte ich jemanden rufen und stand im nächsten Augenblick kerzengerade im Zimmer. „Hast du deinen Vater... Oh du bist ja schon wach.", Marie steckte ihren Kopf in den Raum und lächelte mich sanft an. „Ich... aber... ja...", stammelte ich und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. „Mach dich schnell fertig, dann können wir los. Wir frühstücken heute in der Stadt.", informierte mich die Frau meines Vaters und verschwand wieder.
Noch voller Adrenalin im Körper zog ich ein frisches Shirt aus dem Schrank, machte mich im Badezimmer frisch und zog zum Schluss wieder Pauls Jacke an.
„Guten Morgen, Sonnenschein.", begrüßte mich Martin als ich in den unteren Hausflur am und umarmte mich kurz. „Können wir los?", ungeduldig stand Marie in der Haustür und tippte auf ihre Armbanduhr. „Marie spricht, seitdem du ins Bett gegangen bist, von nichts anderm mehr. Sie hat den Essensplan für die nächsten vier Wochen geschrieben und falls du es nicht magst, ich werde es aufessen.", informierte mich mein Vater als wir uns die Schuhe anzogen.

„Wir brauchen noch einen zweiten Wagen.", brummte Marie als wir zwei Stunden später im Supermarkt standen und den prall gefüllten Einkaufswagen in den nächsten Gang schoben. „Braucht ihr das alles?", wollte ich wissen und nahm Martin die schwere Wasserkiste ab. „Bist du Bodybuilderin? Die Kiste ist sau schwer und du zuckst nicht mal mit der Wimper.", entfuhr es meinem Vater und ich wurde schlafartig rot. „Ich hatte Übung.", antwortete ich wage und schob die Kiste auf das Brett unter dem Korb des Einkaufswagen. „Trotzdem brauchen wir einen neuen Wagen.", erinnerte uns Marie und wollte schon los gehen, als ich ihr den Chip abnahm. „Ich mach das schon.", rief ich ihr zu und eilte aus dem Supermarkt.

„Na? Wen haben wir denn da?", eine Hand packte mich am Oberarm, kaum ich die Parkbox der Einkaufswagen erreicht hatte. „Franziska.", keuchte ich, als mein Blick zuerst auf die frisch manikürte Hand an meinem Oberarm und dann in das zierliche Gesicht meiner Halbschwester fiel. „Hast du wieder geklaut?", zischte sie und sah sich um. „Ich hab nichts geklaut.", erklärte ich ihr und versuchte mich aus ihrem Griff zu lösen. „Als würde ich dir das glauben.", Franziska grub ihre spitzen Fingernägel in Pauls Jacke und fing an zu grinsen als sie einen Polizeiwagen auf den Parkplatz fahren sah. „Bitte nicht.", flehte ich sie an, aber meine Halbschwester zog mich hinter sich her – direkt auf den Streifenwagen zu. „Sie müssen mir helfen. Dieser Junkie wollte mir gerade die Handtasche klauen.", log sie die Polizeibeamten an die mich direkt musterten. „Ich hab nichts getan. Sie lügt!", versuchte ich der Polizistin und dem Polizisten klar zu machen und wich einen Schritt zurück. „Das klären wir jetzt.", brummte der Beamte, auf seiner Uniform stand Sturm. „Genau, ich hätte jetzt gerne mal die Ausweise von Ihnen.", die Frau, auf deren Uniform Bauer stand, kam einen Schritt auf mich zu und in meinem Kopf ging die rote Lampe an. Mit einem Ruck drehte ich mich um und lief los, aber leider war ich nicht schnell genug, sodass mich einer der beiden Beamten packte und auf den Boden warf.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt