„Hast du wirklich gedacht das du mir entkommen kannst?!"

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Hey, ich glaube ich hab den passenden Uploadplan gefunden. Morgens gibt es sowohl "Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist." und "Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen Augen" und Abends dann ab und zu ein weiteres Kapitel von einer der Geschichten, immer abwechselnd.
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Ich traute mich nicht wirklich mich zu bewegen sodass Paul, unter dem Tisch, seine Hand auf meinen Oberschenkel legte und sanft darüber strich. „Bedien dich ruhig Mila. Meinem Job allein ist es zu verdanken, dass ich wegen Maries Kochkünsten noch nicht aufgegangen bin wie ein Hefekloß", lachte Martin und setze sich mir gegenüber. „Du Charmeur.", sanft schlug Marie ihren Mann gegen die Schulter während sich ihre Wangen rosa verfärbten. Zögerlich nahm ich mir etwas von dem Salat der vor mir stand, traute mich aber noch nicht zu essen. „Iss ruhig. Niemand nimmt dir was weg.", raunte mir Paul zu und nahm sich selber einen großen Löffel des Kartoffelgratin vor sich. „Ich bin es eben nicht gewöhnt dass ich mitessen darf.", nuschelte ich ihm zu und hoffte inständig das weder Marie noch Martin mich gehört hatten. „Dann gewöhnst du dich besser dran. In unserem Haus essen wir mindestens einmal am Tag gemeinsam.", informierte mich die Hauseigentümerin und nahm sich ebenfalls was vom Kartoffelgratin.
Obwohl es wirklich lecker schmeckte, mehr als drei Bisse schaffte ich dennoch nicht. „Was wollt ihr trinken?", Marie stand auf und begann die Teller aufeinanderzustapeln. Ich sprang direkt auf und wollte ihr die Teller abnehmen was alle drei zum lachen brachte. „Setzt dich Mila, heute wirst du verwöhnt. Ehe du dich versiehst musst du mithelfen.", erklärte Marie und brachte das Geschirr in den Nebenraum. „Aber nicht so wie bei der Mutter. Hier hat jeder eigene Aufgaben. Ich zum Beispiel hab Mülltonnen-Dienst.", fügte Martin hinzu als er meinen Blick wahrnahm.

„Das hier ist dein Zimmer. Ich weiß es ist nicht das größte und vor allem noch ziemlich leer, aber wenn du willst können wir morgen shoppen fahren.", mit einer ausladenden Handbewegung wies mein Vater in einen Raum der zwischen einem der beiden Badezimmer und einem Abstellraum im ersten Stock des Hauses lag. Mit großen Augen ging ich in den Raum hinein und sah mich um. An der einen Wand stand ein großes Doppelbett auf dem ein Kissen und einen Decke lagen. Und gegenüber vom Bett stand alter Schrank. „Was sagst du?", Martin trat neben mich und sah mich abwartend an. „Ist das alles für mich?", flüsterte ich ihm zu und er nickte lächelnd. „Das ist mehr als ich je hatte.", entfuhr es mir und presste ertappt meine Lippen aufeinander. „Diese Zeit ist vorbei.", versprach mein Vater und wies auf ein großes Fenster zu meiner rechten. „Du hast auch deinen eigenen Balkon.", informierte er mich und schob mich auf das große Fenster zu. „Balkon?", ich sah ihn verwirrt an. „Ja, kennst du keinen?", mein Vater warf mich einen raschen Blick zu bevor er den Vorhang zur Seite zog und die Tür öffnete von der ich dachte es sei ein großes Fenster. Vorsichtig trat ich ihm hinterher nach draußen und spürte wie Paul hinter mich trat. „Wir hatten so was auch am Haus, aber Mama hat mir verboten drauf zu gehen. Die Türen waren auch immer abgeschlossen.", erklärte ich während ich meinen Blick über die Aussicht schweifen ließ. „Das hier ist dein eigener. Wir haben im Keller noch einen kleinen Tisch und zwei Stühle. Die kann ich später sauber machen und dir hier hinstellen. Dann kannst du hier Bücher lesen oder das Wetter genießen.", schlug Marie vor und stellte sich in den Türamen. „Ich weiß nicht was ich sagen soll.", völlig überfordert sah ich zu Paul der mir direkt seinen Arm um die Hüften legte. „Lass das erst mal alles auf dich wirken. Wir lassen dich jetzt auch erst mal in Ruhe.", beruhigte mich Martin und ging mit seiner Frau wieder in das Haus. „Ich hab doch gesagt es wird alles gut.", raunte mir Paul mit einem spitzbübischen Lächeln zu und ging ebenfalls rein.
Ich ließ meinen Blick noch mal über die Umgebung schweifen und stellte lächelnd fest, dass ich von hier den Wald sehen konnte, in den ich mich vor ein paar Stunden versteckt hatte.
„Wie gesagt, Marie und ich sind unten im Wohnzimmer. Komm erst mal an, ruh dich aus.", mit einem Lächeln dass seinen Kopf umrunden schein ging Martin, mit Marie im Arm, aus dem Raum.
„Ich fahr heim, wenn du mich brauchen solltest, Martin hat meine Nummer. Ruft mich an, egal wann und ich bin innerhalb kürzester Zeit da.", versprach mir Paul und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn.
Wie ein Reh im Scheinwerferlicht starrte ich ihm hinterher als er aus dem Raum eilte.

Erst als ich die Tür des Raumes geschlossen hatte, traute ich mich mich genauer umzusehen. Im Schrank hingen einige leere Kleiderbügel und auf dem Boden entdeckte ich eine alte Ausgabe des ersten Harry Potter Buches. Als ich vor ewigen Zeiten durch die Straßen Kölns geirrt war, hatte ich viele Plakate der Filme gesehen und hatte mich immer gefragt um was er da ging. Neugierig nahm ich das Buch an mich und suchte mir eine gemütliche Ecke im Raum um es zu lesen, denn ich traute mich nicht mich auf das Bett zu setzten und hatte mich schon immer wohl auf dem Boden gefühlt.

Ich kam bis zum dritten Kapitel als ich schwere Schritte auf der Treppe hörte und direkt wusste wem sie gehörten. „Hast du wirklich gedacht das du mir entkommen kannst?!", mit einem Ruck riss Hubert die Tür auf und kam mir wie ein wildgewordenen Stier entgegen. „Ich hab ihnen nichts gesagt.", beteuerte ich und zog meine Knie an meine Brust. „Und glaubst das wirklich wir kaufen dir das ab?" meine Mutter tauchte hinter Hubert auf und hielt eine Metallstange in der Hand. „Bitte! Ich hab nichts gemacht!", flehte ich und versuchte zur Seite zu rutschen um den beiden zu entkommen, aber Hubert lachte eiskalt über den Versuch und mir stiegen Tränen in die Augen.
„Tut mir nichts. Ich hab Martin nichts erzählt. Ihr müsst mir glauben!", ich kniff meine Augen zusammen als ich die Metallstange auf mich zurasen sah. Instinktiv hob ich meine Arme vor meinen Kopf um ihn zu schützen, aber Hubert zog sie mit einem Ruck hinunter. „Du kleine Schlampe. Ich hätte dich als Baby einfach umbringen sollen!", zischte er mir ins Gesicht und griff in meine Haare. „Warum hast du es nicht getan? Dann wäre alles vorbei?", keuchte ich und wartete darauf dass die Metallstange meinen Körper traf.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt